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GEROLZHOFEN: Mit Gott und der kargen Welt unter einem Dach

GEROLZHOFEN

Mit Gott und der kargen Welt unter einem Dach

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    Er ist Gerolzhofens Lichtgestalt in dunkler Zeit, trägt die schwere Kreuzeslast unter dem Hakenkreuz: Stadtpfarrer und Dekan Dr. Josef Hersam (wir berichteten bereits am 11. Oktober). Vor 60 Jahren schließt er im Pfarrhaus für immer seine Augen. Er durchleidet einen langsamen, schweren Tod.

    Nach mehrmonatigem Krankenlager stirbt der Nichtraucher am 12. Oktober 1948 an Lungenkrebs. 13 Jahre lang hat er von 1935 bis zu seinem Tod die Pfarrei Maria vom Rosenkranz und das Dekanat Gerolzhofen zusammen mit seinem langjährigen Kaplan Franz Lenhart durch unruhige Zeiten geführt.

    Im Rahmen einer Serie wollen wir uns mit dem Leben von Pfarrer Dr. Josef Hersam im Allgemeinen sowie mit seiner Standhaftigkeit im Dritten Reich und seinen Verdiensten um die Rettung der Häupter der Frankenapostel im Besonderen näher beschäftigen. Heute der erste Teil, der sich mit seiner Jugend beschäftigt.

    Man schreibt das Jahr 1890. Auf dem stark katholisch geprägten Land im fruchtbaren Ochsenfurter Gau steht in Stalldorf mit seinen gut 200 Seelen unmittelbar dort, wo sich nebenan bis vor dem Abbruch im Jahr 1836 das Untere Tor befand, ein niedriges Schreinerhäuschen.

    Seitdem Johann Hersam 1870 im Alter von 26 Jahren aus dem deutsch-französischen Krieg zurückgekehrt ist, ist sein Gesundheitszustand aufgrund der Kriegsstrapazen schwer angeschlagen. Er kränkelt fortwährend. Auch seine drei Jahre jüngere Frau Kunigunde, eine geborene Scheckenbach, ist nicht gerade mit einer robusten Gesundheit gesegnet und schwächlich. Der Grundbesitz der Hersams ist gering. Mit unter dem Dach lebt die „Schreiners-Babett“, eine Tante väterlicherseits.

    „Solange der Mensch schläft, ist er tot für Gott.“

    Oberster Grundsatz der tief religiösen Mutter von Dr. Hersam

    Nach und nach erblicken hier die sieben Kinder Johann (1876), er heißt wie sein Vater, Georg (1877), Marianne Barbara (1878), Markus (1880), Adelheid (1882), Josef (1890) und Gertrud (1892) das Licht der Welt. Markus (1881) und Gertrud (1894) sterben schon bald an Kindstod.

    Die Buben und Mädchen wachsen in einem äußerst christlich geprägten Elternhaus auf. Vor allem die Mutter ist tief religiös und von Frömmigkeit beseelt. Ihr Grundsatz lautet: „Solange der Mensch schläft, ist er tot für Gott“. Deshalb unterbricht sie bewusst ihren Schlaf, betet ständig und strickt für die Kinder und arme Leute. Obwohl die Familie selbst ums tägliche Überleben kämpfen muss und trotz aller Einfachheit wird hier christliche Nächstenliebe nicht nur gepredigt, sondern praktiziert.

    Ein großes Vorbild für die gläubigen Kinder ist überdies der aus Stalldorf stammende Geistliche Rat Max Schmitt, der als „armer Pfarrer von Burgwallbach“ stirbt.

    Bei diesem Umfeld ist es nicht verwunderlich, dass aus dem kleinen, unscheinbaren Häuschen am Unteren Tor zwei Priester und eine Klosterschwester hervorgehen. Als erster ergreift der am 26. März 1877 geborene Georg den geistlichen Beruf.

    Der langjährige Pfarrer von Schallfeld (1913-1940) ist zuletzt ganz in der Nähe seines Bruders Josef Hausgeistlicher im Kloster in Lülsfeld. Am 6. Juni 1948 erliegt er den Folgen eines Schlaganfalls, der ihn bei der Hl. Messe am 31. Mai ereilt hatte.

    Marianne Barbara tritt unterdessen ins Ursulinenkloster in Würzburg ein. Als Mater Maria Aquinata erteilt sie dort als Lehrerin Volksschulunterricht. Sie stirbt 1958.

    Das dritte Kind von Johann und Kunigunde Hersam, das sich der Kirche verschreibt, ist der am 20. März 1890 geborene, jüngste noch lebende Spross Josef. Früh verliert er den sorgenden Vater (1894) und kurz vor seiner Priesterweihe im Jahre 1914 auch die geliebte Mutter.

    •Fortsetzung folgt

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