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Greßthal: Mit Leidenschaft für die Vielfalt

Greßthal

Mit Leidenschaft für die Vielfalt

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    Georg Hofmann und Martina Vierengel organisieren als leidenschaftliche Hobby-Gärtner mit dem Greßthaler Gartenbauverein den Saatgutmarkt am 27. Januar in Wasserlosen.
    Georg Hofmann und Martina Vierengel organisieren als leidenschaftliche Hobby-Gärtner mit dem Greßthaler Gartenbauverein den Saatgutmarkt am 27. Januar in Wasserlosen. Foto: Silvia Eidel

    Jede Menge Töpfe und Pflanzen, Samentütchen und Gießkannen füllen den Raum. Dass Georg Hofmann das Gärtnern als Hobby hat, ist in diesem Winterquartier nicht zu übersehen. Zusammen mit dem Greßthaler Gartenbauverein animiert der 61-Jährige immer mehr Menschen, sich Gedanken zum naturnahen und umweltschonenden Garten zu machen. Das Thema samenfestes Saatgut gehört dazu, das beim Saatgutmarkt am 27. Januar in Wasserlosen im Mittelpunkt steht.

    Als "aussterbende Spezies" bezeichnet Georg Hofmann lächelnd den Verein für Gartenbau und Landespflege, dem er seit 20 Jahren angehört und seit dem vergangenen Jahr vorsteht. Denn entgegen anderen Vereinen wächst und gedeiht der Greßthaler Verbund, hat jetzt 160 Mitglieder im 650 Einwohner-Dorf. "Wir leben das", nennt Hofmann ein Erfolgsrezept, "wir sind authentisch".

    "Wir", das ist der ganze Vorstand des Vereins, unterstreicht er und nickt Martina Vierengel, der langjährigen Schriftführerin, zu. Die 49-Jährige hat vor fünf Jahren eine Jugendgruppe mitgegründet, hat Familien zusammengeholt, gemeinsam einen Mitmachgarten angelegt. "Unsere Begeisterung fällt aber auch auf fruchtbaren Boden", nennt Hofmann bescheiden einen weiteren Baustein des Erfolgs.

    Verein für Gartenbau und Landespflege wird präsenter

    Gemeinsames Säen und Ernten im Vereinsgarten, Dorfspaziergänge in örtliche Gärten, eine Tauschbox mit selbst erzeugtem Saatgut in der örtlichen Bäckerei Wolz, Vorträge zu Permakultur und Hochbeeten: Der Verein greift die Ideen der Mitglieder auf und ist in der Öffentlichkeit präsenter geworden. "Viele kleine Sämereien bringen die Schale zum Blühen", formuliert es Georg Hofmann bildreich.

    Was vielleicht den Unterschied in Greßthal ausmacht: "Wir verbieten den Leuten nichts, wir schreiben nichts vor, sondern leben es vor", meint der 61-Jährige.

    "Mein Garten ist schön, so wie ich ihn haben will. Und die Natur gleicht manches wieder aus."

    Georg Hofmann Vereinsvorsitzender

    Der gelernte Maschinenschlosser hatte 2002 den 2600 Quadratmeter großen elterlichen Gemüsegarten übernommen und nach und nach naturnah umgebaut. "Hier kann ich mich frei entfalten", freut er sich sichtlich. "Mein Garten ist schön, so wie ich ihn haben will. Und die Natur gleicht manches wieder aus", lacht er verschmitzt. Er plädiert für "leben, und leben lassen", ist offen für die vielfältigsten Ideen.

    Vielfalt, ein Begriff, der Georg Hofmann wichtig ist. "Das ist auch im Leben so, wo man verschiedene Meinungen zulassen kann", meint er beinahe philosophisch. Wildkraut reiße er auch nicht heraus, sondern lasse es zu und sei offen, was daraus entstehe.

    Diese Offenheit Neuem gegenüber beinhaltet für den Greßthaler auch, sich in ein Thema vertieft einzuarbeiten, genau zu beobachten und schließlich umzusetzen. Was auch Martina Vierengel für sich in Anspruch nimmt. Die Bauzeichnerin hat aktuell sogar eine Ausbildung zur Gärtnerin bei der Solawi (Solidarische Landwirtschaft) in Bergrheinfeld begonnen. "Ich will es genau wissen", meint sie.

    Das gilt auch für das Thema samenfestes Saatgut. Zum dritten Mal organisieren die beiden daher auch mit vielen Helfern einen Saatgutmarkt, aufgrund des stark gestiegenen Interesses diesmal in der Dr.-Maria-Probst-Halle in Wasserlosen. Es ist der einzige im Landkreis Schweinfurt und mit 20 Ausstellern und Vorträgen der größte in der ganzen Region.

    Vor- und Nachteile von samenfestem Saatgut und Hybridsamen

    Dahinter steht die Absicht, es Interessierten leicht zu machen, sich mit dem Thema auseinander zu setzen. "Mir geht’s ja auch so, wenn ich eine Inspiration habe, will ich wissen, woher ich das Material bekomme und wie ich das praktisch umsetzen kann", sagt Georg Hofmann.

    Besucher können die Unterschiede, Vor- und Nachteile von samenfestem Saatgut und Hybridsamen erfahren. Letztere sind die üblicherweise im Handel erhältlichen Samen, gezielte Kreuzungen mit zwei Inzuchtlinien, die einheitliche, ertragreiche Sorten versprechen. Allerdings verlieren diese Samen bei einer Weitervermehrung ihre herangezüchteten Eigenschaften wieder und müssen deshalb jedes Jahr neu gekauft werden.

    Samenfestes Saatgut kann dagegen immer wieder von den eigenen Pflanzen gewonnen werden. Damit wird der Macht der großen Agrarkonzerne etwas entgegen gehalten und mehr Sortenvielfalt garantiert.

    "Ich selbst bin von Tomaten angefixt worden", lacht Georg Hofmann, der seit Jahren Saatgut gewinnt. Ihm ist der Rundumblick wichtig, die Betrachtung der Umwelt, des Bodens, des Klimas. Weil alles mit allem zusammenhängt.

    Dass sein Hobby eine echte Leidenschaft ist, bestätigt der Greßthaler schmunzelnd. Die aber nicht Zeit frisst, sondern sogar spart, weil er eben naturnah arbeitet. "Ich habe seit 20 Jahren nichts im Garten gedüngt und nichts umgegraben", nickt er. Sein Wissen paart der 61-Jährige mit viel Spaß und Humor. Und macht damit anderen Lust aufs Gärteln.

    Saatgutmarkt in Wasserlosen am Samstag, 27. Januar, 11 bis 17 Uhr in der Dr.-Maria-Probst-Halle, Eintritt 2 Euro. 20 Verkaufs- und Infostände rund um samenfestes Saatgut. 12 Uhr: Vortrag Barbara Keller (Verein openhouse): Altes Gemüse neu entdeckt und selbst vermehrt; 14.30 Uhr: Vortrag Andrea Illini: Aus dem Leben einer Tomate.

    Aus Tomatenkernen eigenes samenfestes Saatgut zu gewinnen, ist nicht schwer.
    Aus Tomatenkernen eigenes samenfestes Saatgut zu gewinnen, ist nicht schwer. Foto: Georg Hofmann
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