Seit 25 Jahren gibt Angela Kiesel in Gerolzhofen Nachhilfe. Egal ob Schüler der ersten oder der zehnten Klasse, aus der Grundschule oder dem Gymnasium – wer Nachhilfe in Deutsch, Englisch oder Mathematik braucht, der erhält sie bei Kiesel. Doch nicht nur in den Schulen hat sich wegen der Corona-Pandemie in den letzten Monaten einiges geändert. Auch Angela Kiesel hat Sicherheitsmaßnahmen für sich und ihre Schüler ergriffen.
Denn damit der Nachhilfeunterricht sicher unter Corona-Bedingungen ablaufen kann, muss auch Kiesel Hygienemaßnahmen befolgen. Deshalb hängt bereits am Hauseingang ein Schild, welches auf die Maskenpflicht während der Nachhilfestunde hinweist. Direkt daneben steht ein Desinfektionsmittelspender, der über Sensoren ausgelöst wird. So wird unnötiges Anfassen des Spenders vermieden.
"Eltern dürfen nur bis in den Vorraum", erklärt die Pädagogin, "und das auch nur bei den jüngsten Schülern." Eine Sicherheitsmaßnahme – denn im Nachhilfezimmer, in dem Kiesel mit ihren Schülern übt, seien maximal zwei Personen erlaubt. Auf dem Tisch im Raum steht eine Plexiglasscheibe, welche die Nachhilfelehrerin von ihren Schülern trennt. Und nicht nur ihre Schüler, sondern auch Kiesel muss während des gesamten Unterrichts einen Maske tragen. Bei älteren Schülern setzte sie einen gewöhnlichen Mund-Nasen-Schutz auf, erklärt Kiesel. "Für die jüngeren Schüler habe ich mir jetzt aber ein Gesichtsvisier angeschafft."
Probleme im Deutschunterricht
Der Grund: Die Kinder hätten vor allem im Deutschunterricht Probleme, würden die Artikulation mancher Buchstaben nicht verstehen. Doch damit das funktionieren würde, müssten die Kinder die Lippen der Lehrer sehen – was auf Grund der Maske momentan einfach nicht möglich sei. Bei älteren Schülern sei vorwiegend die Planung des Stoffs das Problem. Die Schüler würden es immer weiter aufschieben, den Stoff durchzuarbeiten. "Erst im letzten Augenblick wird dann gearbeitet", so Kiesel. Durch Corona habe sich die Situation nochmals verstärkt.

In einem Ordner notiert sie sich bei jedem Kind, wie oft es Nachhilfe erhält und welche Aufgaben dabei besprochen worden sind. Dadurch erhalten auch die Eltern den Überblick, erklärt Kiesel, welcher Stoff während der Nachhilfestunde besprochen wurde. "Das ist vor allem bei den jüngeren Schülern ganz wichtig", versichert sie. Denn die aktuelle Lernsituation bei den Schülern schätzt Kiesel als schwierig ein. "Bei den Grundschülern sind die Eltern dahinter", erklärt sie. "Die haben das noch im Griff." Größere Schwierigkeiten bemerke sie jedoch bei Schülern aus höheren Jahrgangsstufen. Kiesel berichtet von Schülern, die "seitenweise Aufgaben" mit zu kurzen Erklärungen aufbekommen – die sie alleine nicht lösen können.
Eltern unterschätzen ihre Kinder
Vor der Pandemie dauerte die Unterrichtsstunde 60 Minuten, erzählt sie. Mittlerweile höre Kiesel aber schon einige Minuten früher mit der Nachhilfe auf. "Der Tisch und der Stuhl müssen nach jedem Kind desinfiziert werden", erklärt Kiesel. Zusätzlich verhindere sie durch die kurze Pause zwischen den Stunden, dass die einzelnen Kinder zwischen den Nachhilfestunde Kontakt zueinander haben. Ähnlich wie in den Schulen, muss auch Kiesel den Nachhilferaum immer wieder lüften, um die Konzentration der Aerosole, die das Coronavirus übertragen können, zu senken. Ob das im Winter nicht zu kalt wird? Darüber macht sie sich keine Sorgen. "Das Lüften stört nicht weiter", schmunzelt sie. "Wir haben Fußbodenheizung."
Die Pädagogin gibt jedoch nicht nur Nachhilfe in den Schulfächern Deutsch, Englisch und Mathematik. Sie hilft ihren Schützlingen auch beim Üben von Vorstellungsgesprächen oder dem Bewerbungsschreiben, freilich unter Corona-Bedingungen. Denn: "Die Schule ist dazu da, dass Schüler auf den Alltag vorbereitet werden", so die Nachhilfelehrerin. Die Eltern würden ihren Kindern oftmals zu wenig zutrauen, kritisiert sie. Dabei müssten die Kinder lernen, selbstständig zu werden, eine Persönlichkeit zu entwickeln. "Die Zukunft gehört dir, sage ich den Kindern immer."