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Mit Traktor in die Römerzeit

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Mit Traktor in die Römerzeit

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    Mit dem Traktor auf den Spuren der Römer: Bei Butzbach machten die Oldtimer-Traktorenfreunde am Limes vor einem rekonstruierten Turm des römischen Grenzwalls Halt.
    Mit dem Traktor auf den Spuren der Römer: Bei Butzbach machten die Oldtimer-Traktorenfreunde am Limes vor einem rekonstruierten Turm des römischen Grenzwalls Halt. Foto: Foto: Herbert Volk

    Manch einer mag sich wundern, wenn auf einer zweiwöchige Reise allein neun Tage für die Fahrt angesetzt sind. Und das, obwohl die Reise nicht bis ans andere Ende der Welt ging, sondern lediglich von Grettstadt bis in die Nähe der Rheinmetropole Köln und zurück. Doch die Verwunderung weicht, wenn man weiß, dass die Beförderungsmittel keine flotten Limousinen, sondern alte Traktoren waren.

    Die Oldtimertraktorenfreunde Herbert Volk aus Wiebelsberg, Paul und Jürgen Schlereth aus Wiesentheid, Wolfgang Klein aus Castell, Rudi Berndt aus Krettenbach bei Oberscheinfeld und Albert Melber aus Grettstadt waren am Montag, 17. August, gestartet und bis Sonntag, 30. August, unterwegs. Wieder zu Hause, hatten sie eine Menge über ihre Reise und deren abenteuerliche Züge zu erzählen.

    Mit 17 bis 18 Stundenkilometern bewältigten sie die rund 350 Kilometer weite Hinfahrt in vier Tagen. 80 bis 90 Kilometer oder fünf Stunden reine Fahrt pro Tag legten die Freunde mit sechs Oldtimer-Traktoren samt vier Wohnwägen und Versorgungsanhänger dabei zurück. Für die Rückfahrt benötigten sie fünf Tage, da sie kürzere Etappen geplant hatten und die Streckenführung etwas änderten. Keine Frage, dass kleinere Reparaturen und das Wetter ihre Rolle spielten.

    Los ging es bei strömenden Regen Richtung Schlüchtern. Das Wetter spürten besonders die beiden Fahrer der nicht überdachten Traktoren. Selbst deren Regenkleidung war irgendwann durchnässt. Übernachtet haben die Traktorfahrer an einem Sportplatz in den mitgeführten Wohnwagen.

    Jürgen Schlereth fungierte als „Campguide“. Er war für die Suche nach Stellplätzen zuständig. Das gestaltete sich meist spontan. Doch wie Albert Melber berichtete, waren die nach Übernachtungsplätzen gefragten Leute stets schnell überredet.

    Das lag wohl auch daran, dass eine solche Kolonne alter Traktoren etwas Besonderes darstellt. Melber erinnert sich an den Ausruf der Platzwartin des Campingplatzes bei der zweiten Übernachtung: „Was seid ihr denn für eine lustige Truppe. Sowas hab ich ja noch nie gesehen.“

    Sie öffnete die Schranke zum Platz nicht bevor sie ihre Videokamera geholt hatte und den Einzug der Traktoren festhalten konnte. Der Weg zu diesem Campingplatz bei Wetzlar begann am Morgen mit einem Plattfuß an Rudi Berndts Versorgungshänger. Mit dem Aufpumpen des Reifens an der Tankstelle war das aber schnell behoben.

    Nicht nur das Wetter und kleinere Reparaturen stellten Herausforderungen dar. Auch der Verkehr. So war der Mittwoch für Albert Melber ein Horrortag. Die Kolonne war auf der Bundesstraße 414 nach Altenkirchen unterwegs. Sie verläuft dort parallel zur Autobahn, und wird daher gern von Mautprellern in Lastwagen befahren. Und wenn eine Kolonne von Traktoren mit nicht ganz 20 Stundenkilometern beladene 40-Tonner ausbremst, ist das nicht ganz ungefährlich. Später konnten die Traktorenfreunde von einem Parkplatz aus gefühlte 150 Laster beobachten, die in kurzer Zeit an ihnen vorbeidonnerten.

    Endlich in Altenkirchen angelangt, fand die Gruppe einen Stellplatz beim Roten Kreuz. Und die nächste Reparatur stand an. Wolfgang Kleins Auspuff musste geschweißt werden. Auf der Fahrt hat dieser durch die Vibrationen einen Riss zwischen Krümmer und Auspufftopf bekommen. Doch das Rote Kreuz in Altenkirchen verfügt über eine eigene Autowerkstatt und half den Freunden weiter. Ein Mechaniker schweißte den Auspuff gratis.

    Nicht nur solche Hilfe belegt die positiven Reaktion der Leute auf die Kolonne. Ein Höhepunkt sei die Fahrt durch die frühere Hauptstadt Bonn gewesen. Unzählige Blicke zogen die Traktoren auf sich. „Selbst die Polizei war begeistert von unserem Wagenzug“, erzählt Albert Melber. „Zuerst dachte ich, die wollten uns anhalten, weil sie mit Blaulicht vorausfuhren. Dann machten sie links von der Straße Halt, schalteten ihr Blaulicht aus und winkten uns zu.“ Paul Schlereth ergänzt: „Auch die Autofahrer haben uns zugewinkt, Handyfotos geschossen und waren sehr geduldig.“

    Gutes Wetter begleitete den Rest der Reise und am Donnerstag erreichte die Gruppe das Ziel. Es handelte sich um einen Stellplatz an einem Wasserschloss zwischen Forellenteichen in der Ortschaft Metternich der Gemeinde Weilerswist zwischen Bonn und Köln. Dort traf die Kolonne Cousins von Paul und Jürgen Schlereth, die bereits Feuerstelle, Sitzgelegenheiten und mobile Toilettenkabinen vorbereitet und aufgestellt hatten. Man baute das Lager fertig und grillte gemeinsam.

    In den folgenden Tagen standen Ausflüge an. Es ging ans Radioteleskop Effelsberg, nach Köln und zu einem Traktorentreffen bei Wissersheim, auf dem die Gruppe für die weiteste Anreise auf eigener Achse geehrt wurde. Paul Schlereth sagte, dass man auch seinem Vater Karl eine große Freude bescheren konnte. Denn der 86-Jährige wurde für zwei Wochen von Wiesentheid nach Köln gebracht und konnte die Ausflüge voll genießen. Den Aufenthalt rundete ein fränkischer Abend ab. Über 20 Gäste kamen, darunter jene aus dem Rheinland, die vor drei Jahren die Idee der Kölnfahrt aufgebracht hatten. Es gab Rot- und Weißgelegten mit Musik und dazu Fassbier aus Schweinfurt.

    Am Tag vor der Rückfahrt stand eine weitere Reparatur auf dem Programm. Denn Rudi Berndts Vorderreifen war platt. Daher montierte man das Rad ab, entnahm den Schlauch und stellte fest: Dieser war nicht zu retten. Eine nahe gelegene Werkstatt aber hatte schon geschlossen. Paul Schlereths Cousin Theo brachte den kaputten Reifen jedoch am nächsten Morgen dorthin. Das Rad wurde repariert und die Heimreise zunächst in Richtung Remagen konnte um kurz nach 10 Uhr beginnen.

    Doch auch die Rückfahrt war nicht frei von Unterbrechungen. Mit der Fähre überquerten die Traktorenfreunde den Rhein. Doch auf der anderen Seite des Flusses sprang der Traktor von Jürgen Schlereth nicht mehr an. Sofortige Reparaturversuche schlugen fehl. Alle anderen Fahrzeuge hatten die Fähre längst verlassen, nur der Traktor stand noch dort. Und die nächsten Überquerer drängten schon aufs Schiff. Mit einem Geländewagen konnte nicht nur der Traktor ans Ufer geschleppt werden, der Motor sprang sogar während des Abschleppens wieder an. Später tauschten die Traktorenfreunde die Batterie aus.

    Während der Heimreise waren sie ausschließlich auf Landstraßen unterwegs. Sie übernachteten in Maroth am Waldsee und fuhren danach Richtung Butzbach, wo eine Übernachtung am ehemaligen Limes auf dem Programm stand. Die dortige Reparatur war die letzte der Fahrt. Diesmal war es Albert Melbers Ventildeckel, der einen Riss hatte und abzudichten war. Die Traktoren fuhren bis Schlüchtern und dann auf den Kreuzberg.

    Dort klingelte Wolfgang Kleins Handy. Der Vorstand der Schlepperfreunde Stadtlauringen meldete sich. Er hatte aus dem Zeitungsartikel vor der Kölnfahrt über den geplanten Abstecher zum Oldtimer-Traktorentreffen in Stadtlauringen erfahren. Er bat die Gruppe, sich ein Dorf vor Stadtlauringen telefonisch bei ihm zu melden. Gesagt, getan.

    Und so wurden die Traktorenfreunde am Samstag mit einem Schlepper in Rothhausen abgeholt. In Stadtlauringen empfingen sieben Blasmusiker auf einem von einem Traktor gezogenen Anhänger die Kolonne und geleitete sie zum Dreschfest, wo es über 200 alte Traktoren zu bestaunen gab.

    Die Gruppe erhielt einen schon vorher reservierten Stellplatz für die Übernachtung. Am Sonntag nutzten zahlreiche Besucher des Festes die Gelegenheit, die Traktorenfreunde auf ihr Abenteuer anzusprechen. Ähnliche Erfahrungen machten die sechs Freunde häufig auch noch nach ihrer großen Fahrt. Immer wieder werden sie auf ihre Fahrt angesprochen. Die endete am Sonntagnachmittag. Der letzte Aufbruch von Stadtlauringen war ein wehmütiger Moment, wie die Oldtimertraktorenfreunde sagten. Albert Melbers Ehefrau Karin begleitete die Kolonne mit ihrem Eicher. Nach drei Stunden erreichten sie Grettstadt, wo sich der Wagenzug auflöste.

    Dank der vielen Erlebnisse verwundert es wenig, dass die Freunde die Reise als viel zu kurz empfanden. Sie planen daher schon die nächste Tour. 2016 soll es zu Schlepperfreunden ins etwa 200 Kilometer entfernte Vogtland gehen – natürlich mit dem Traktor.

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