Allerorten ist zu lesen, dass es der Handel in Zeiten des Internets schwer habe, gerade in einer Stadt wie Schweinfurt. Eine der vielen Ausnahmen: das Modehaus Ditzel. Seit 80 Jahren gibt es die Firma, zu Beginn am Marktplatz, seit Jahrzehnten schon in der Brückenstraße gegenüber dem Museum Georg Schäfer.
In dritter Generation führt Barbara Ditzel das Unternehmen nun, zehn Mitarbeiter hat sie in dem 400 Quadratmeter großen Geschäft, das zuletzt 2015 zeitgemäß und modern renoviert wurde. Natürlich weiß Ditzel, die sich in der Werbegemeinschaft "Schweinfurt erleben" engagiert, um die Schwierigkeiten in der Stadt. Besonders wichtig sei es, mit Veranstaltungen Leben in die Stadt zu bringen. Im Vergleich zu anderen Städten gleicher Größe sieht Ditzel Schweinfurt als gut aufgestellt, vor allem wegen der Mischung zwischen inhabergeführten Geschäften und bundesweiten Ketten.

Sie setzt mit ihrem Team auf Beratung und Service, was ihre Stammkunden honorieren. "Man muss sich viel einfallen lassen, um die Kunden anzusprechen", so Ditzel - ob mit Modeschauen, Mädelsabenden oder einem Weißwurstfrühstück. Der Name Ditzel steht für ein abwechslungsreiches Modehaus: "Kundenorientiert, offen für Veränderungen und den Wandel, der nach vorne geht", unterstreicht die Enkelin des Firmengründers Otto Ditzel (1914-1990). Auf die 80 Jahre Tradition ist Ditzel natürlich stolz. Sorgsam führt sie die Fotoalben, in denen zahlreiche Bilder der verschiedenen Stationen der letzten Jahrzehnte zu sehen sind. Leicht vergilbt die Fotos der Anfangsjahre ab 1938 am Marktplatz, chic designte Zeitungsannoncen hat sich Ditzel auch aufgehoben.
Im Krieg wurde das Haus am Marktplatz zerstört
Die Historie des Familienunternehmens beginnt im Juli 1938, als am Schweinfurter Markt der 24 Jahre alte geschäftstüchtige Modeverkäufer Otto Ditzel eröffnet. Herren- und Knaben- sowie Berufsbekleidung sind sein Metier. Gattin Maria hält im Geschäft die Fäden zusammen, insbesondere als im Krieg 1944 das Geschäftshaus zerstört wird und der Verkauf im Hinterhaus weitergeht. Ab 1950 mietet sich Ditzel in die Brückenstraße 25 ein, kauft drei Jahre später das Haus, stockt es auf und erwirbt später die Hausnummer 27. In den 1960er Jahren expandierte man nach Würzburg und Bad Kissingen, die Filialen gibt es heute aber nicht mehr. Otto Ditzels Tochter Ursula und sein Sohn Jörg steigen ins Geschäft ein. 1988 feiert das Familienunternehmen das 50-jährige Bestehen, im November 1990 stirbt Grandseigneurs Otto Ditzel.
Sohn Jörg (1945-2001) wird Alleininhaber, seine Tochter Barbara - nach abgeschlossenem Bank-Betriebswirtschaftsstudium bei der Städtischen Sparkasse - tritt hernach in seine Fußstapfen. Dass die Brückenstraße durch den Neubau des Museums, die Sanierung des Ebracher Hofes und den Bau des Hauptzollamtes in den 2000er Jahren wieder belebt wird, ist auch für das Modehaus spürbar. 2005 baute Ditzel komplett neu, 2015 wurde erneut in die Verkaufsräume investiert.