Musikstücke am Computer zusammenstellen, DJ spielen, Klangcollagen bauen – man muss schon kreativ sein als Musiklehrer in Zeiten von Corona. "Wir haben in der Pandemie echt was gelernt", sagt Tobias Kuhn. Der Leiter der Big Band am Celtis-Gymnasium versucht alle digitalen Möglichkeiten auszuschöpfen, damit seine Schüler auch im Lockdown Spaß am Üben haben. Und das haben sie garantiert: Denn sie müssen zuhause nicht alleine im stillen Kämmerlein proben, sondern können mit den Profis der WDR-Big-Band musizieren. Per Play-Alonge-App, die das Profi-Orchester während des Lockdowns für Big-Band-Musiker entwickelt hat.
"Das funktioniert prima", sagt Kuhn. Elf verschiedene Instrumente stehen in der App als Solo-Spur zur Verfügung. Man kann sie einzeln ausblenden, um dann selbst mitzuspielen. Die Noten gibt es auch dazu, sie werden auf dem Tablet angezeigt. "Das kommt sehr gut an bei den Schülern."

Alina Lung bestätigt das. Die 14-jährige Altsaxophonisten ist zwar noch kein festes Mitglied in der Big Band, die App hat sie sich trotzdem schon einmal heruntergeladen und übt fleißig mit den WDR-Profis. "Das ist cool."
Keine Übertragungsprobleme beim digitalen Unterricht
Dass die Schüler so eifrig mitmachen, ist auch der guten technischen Ausstattung am Celtis-Gymnasium zu verdanken. "Wir sind super gut ausgerüstet mit Laptops und Rechnern, und wir haben ein funktionierendes WLAN", sagt Musiklehrer Kuhn. So gibt es keine Übertragungsprobleme, wenn Alina zuhause in Grafenrheinfeld ihrem Lehrer im acht Kilometer entfernten Schweinfurt vorspielt. "Das hat sich super eingespielt", bestätigt Musiklehrer Kuhn.
Trotzdem sind die Schüler froh, dass wieder Wechselunterricht ist. Für Alina heißt das, dass sie alle zwei Wochen mit ihrem Lehrer im Celtis proben kann. Sie hofft, dass bald auch wieder Klassenvorspiele und Solistenkonzerte möglich sind. Wegen Corona finden solche Veranstaltungen seit einem Jahr nicht mehr statt. So konnte sich nicht einmal der Abi-Jahrgang 2020 musikalisch verabschieden. Für die Abiturienten sei dies bedauerlich gewesen, sagt Kuhn. Denn das Musische ist ja das große Profil des Celtis-Gymnasiums.

Was trotz Pandemie alles geht, das will die Fachschaft Musik jetzt auf der Homepage des Celtis-Gymnasiums präsentieren – auf einer eigenen Konzertseite, auf der wöchentlich musikalische Beiträge von Schülern veröffentlicht werden. Auch hier ist Kreativität gefragt. So hat Musiklehrer Michael Styppa zum Beispiel Einzelaufnahmen seiner Schüler am Computer zu einem Kanon zusammengefügt. Oder aus dem Blubbern einer Sechstklässerin mit dem Stromhalm im Wasserglas eine Klangcollage gefertigt. Oder die Fünftklässer Musik mit Haushaltsgegenständen machen lassen und daraus ein Percussionsstück arrangiert.
Musikunterricht unter erschwerten Bedingungen
"Das ist ein großer Aufwand", gesteht Styppa. Doch es soll sichtbar werden, was im Musikunterricht unter diesen erschwerten Bedingungen geleistet wird. Denn den Musiklehrern ist wichtig, dass "die tollen Möglichkeiten, die gerade die musische Ausbildung am Celtis für Kinder und Jugendliche bietet, pandemiebedingt nicht in Vergessenheit geraten".
Über 300 Schüler erhalten aktuell am Celtis-Gymnasium Instrumentalunterricht. Von der Querflöte bis zum Schlagzeug, vom Chorgesang bis zum Big-Band-Jazz – die Möglichkeiten zur musikalischen Verwirklichung sind vielfältig. Beim Info-Tag für die Viertklässer, der auch online stattfand, konnte man sich informieren, welche Optionen das musische Gymnasium bietet. Alina hat ihren Fokus auf die Musik gerichtet, aber sie mag auch Latein und Physik. Sie übt fast jeden Tage eine Stunde Saxophon, "und manchmal sogar auch mehr".