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Schweinfurt: Mut zur Ausbildung: Deshalb haben sich 6 Menschen für einen Industrieberuf bei Schaeffler in Schweinfurter entschieden

Schweinfurt

Mut zur Ausbildung: Deshalb haben sich 6 Menschen für einen Industrieberuf bei Schaeffler in Schweinfurter entschieden

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    Sie sind trotz aktueller Schwierigkeiten froh, in der Industrie arbeiten zu können (oben von links): Julian Ballmann, Monique Franck, Tony Inhalath, Lukas Eck, Michelle Esch und Isabell Vollmann.
    Sie sind trotz aktueller Schwierigkeiten froh, in der Industrie arbeiten zu können (oben von links): Julian Ballmann, Monique Franck, Tony Inhalath, Lukas Eck, Michelle Esch und Isabell Vollmann. Foto: Marcel Dinkel

    Rund 200 junge Menschen bildet der Maschinenbau- und Automobilzulieferer Schaeffler an seinem Standort in Schweinfurt aktuell aus. Und ginge es nach Ausbildungsleiter Uwe Geißel, würde der wohl so viele wie möglich davon halten wollen, denn: Der Bedarf an Facharbeitern ist – trotz der aktuellen Krise in der Industrie – hoch wie nie, erklärt er bei einem Rundgang im Ausbildungszentrum.

    Allerdings müsse die Industrie ihre Nachkommen in der Ausbildung heute anders ansprechen, als das früher noch der Fall gewesen sei. Andere Anforderungen, andere Bedingungen, andere Generation. Die Nacht der Ausbildung ist so ein Versuch, gezielt auf junge Menschen zuzugehen und diese hinein in die Werkshallen zu holen, um sich miteinander auszutauschen. Sechs angehende Industriemechaniker sprechen über ihre Beweggründe und ihre Gedanken über eine Ausbildung in der Industrie in unruhigen Zeiten.

    Julian Ballmann (22) aus Ebenhausen (Lkr. Bad Kissingen): "Hier werden dir keine Steine in den Weg gelegt"

    Julian Ballmann kommt jetzt in sein drittes Ausbildungsjahr bei Schaeffler.
    Julian Ballmann kommt jetzt in sein drittes Ausbildungsjahr bei Schaeffler. Foto: Marcel Dinkel

    Bevor ich meine Ausbildung bei Schaeffler begonnen habe, war ich auf der Fachoberschule (FOS) in Schweinfurt im technischen Zweig. Dadurch habe ich gemerkt, dass mir Drehen und Fräsen an einer Maschine Spaß macht. Gründe für mich hierherzukommen waren die Zukunftschancen und Weiterbildungsmöglichkeiten. Meine größte Motivation an einem Arbeitsplatz in der Industrie ist, dass ich im Anschluss der Ausbildung weitermachen und darauf aufbauen kann. Hier werden dir keine Steine in den Weg gelegt. 

    Bisher hat uns die aktuelle Krise noch nicht betroffen. Ich möchte natürlich gerne hier bleiben und hoffe, dass sich die Situation nicht verschlechtert. Falls das nicht klappt, halte ich mir aber die Option eines Studiums offen. Ich bin jung, habe einen Abschluss und bin ungebunden. Mir sind viele Wege offen. Ich bin aber überzeugt, dass es in der Branche wieder besser laufen wird und bleibe guter Dinge.

    Monique Franck (20) aus Weyer: "Als Mädchen wusste ich vorher einfach nicht, dass mir das Technische überhaupt liegt"

    Monique Franck hat sich ohne Praktikum und Vorerfahrung beworben. Heute bereiten ihr die Arbeit an der Drehmaschine und das Technische Zeichnen großen Spaß.
    Monique Franck hat sich ohne Praktikum und Vorerfahrung beworben. Heute bereiten ihr die Arbeit an der Drehmaschine und das Technische Zeichnen großen Spaß. Foto: Marcel Dinkel

    Nach der Mittelschule habe ich zuerst nicht gewusst, was ich machen soll. Mein Vater wollte mich dann überzeugen, in der Industrie zu arbeiten. Für mich war das aber erst keine Option, da ich die Industrie für eine Männerdomäne hielt. Das stimmt aber nur halb. Ja, von allen 60 Auszubildenden in meinem Jahrgang sind wir nur drei Mädchen, und der Frauenanteil unter den Kaufleuten ist wesentlich höher. Es ist aber kein Männerberuf. Als Mädchen wusste ich vorher einfach nicht, dass mir das Technische überhaupt liegt. In der Schule wurden wir eher Richtung Einzelhandel gedrängt.

    Ich war bei der Kundgebung der IG Metall im April in Schweinfurt dabei, weil ich gerne weiter hier arbeiten möchte. Trotz Stellenstreichungen in einzelnen Firmen bin ich aber überzeugt, dass es kein Ende in der Industrie gibt. Deswegen habe ich auch keine Angst. Schließlich habe ich am Schluss immer meine abgeschlossene Ausbildung.

    Tony Inhalath (23) aus Mellrichstadt (Lkr. Rhön-Grabfeld): "Ich bin zuversichtlich, weiterhin hier arbeiten zu können"

    Tony Inhalath nimmt die Distanz zwischen seinem Wohnort und Schweinfurt trotz der hohen Spritkosten auf sich.
    Tony Inhalath nimmt die Distanz zwischen seinem Wohnort und Schweinfurt trotz der hohen Spritkosten auf sich. Foto: Marcel Dinkel

    Nach der mittleren Reife habe ich bei Siemens in Bad Neustadt und RPC in Mellrichstadt gearbeitet. Dabei habe ich gemerkt ich, dass mir die Arbeit in der Industrie liegt, ich aber eine Ausbildung brauche, um langfristig darin arbeiten zu können. Bei meinem Bewerbungsgespräch hat mich das moderne Ausbildungszentrum hier überzeugt. Generell sind die Ausbildungsplanung und die Bedingungen hier besser als in kleineren Industriebetrieben. Hier wird man richtig ausgebildet und ist nicht einfach irgendeine billige Arbeitskraft.

    Die Ausbildung in der Werkstatt ist toll, weil ich jeden Tag mit denselben fünf Jungs am Tüfteln bin. Für mich ist die aktuelle Krise kein großes Problem. Natürlich hoffe ich, dass die Situation sich insgesamt verbessert. Ziel des Unternehmens ist es, die Azubis zu einem hohen Anteil zu übernehmen. Das war auch in den vergangenen Jahren immer so. Ich bin zuversichtlich, weiterhin hier arbeiten zu können. Wenn man motiviert ist, stehen die Chancen dafür auch gut.

    Lukas Eck (17) aus dem Landkreis Schweinfurt: "Für mich spielte auch das Geld eine Rolle bei der Wahl meiner Ausbildung"

    Lukas Eck mag die Abwechslung in seiner Ausbildung.
    Lukas Eck mag die Abwechslung in seiner Ausbildung. Foto: Marcel Dinkel

    Ich habe letztes Jahr im September mit meiner Ausbildung hier angefangen. Die Firma kannte ich bereits. Während meiner Realschulzeit in Gerolzhofen wurde mir bewusst, dass ich etwas Handwerkliches machen will, um später nicht im Büro zu enden. Mein Vater ist Schreiner. Daher gab es bei mir schon immer einen Bezug zur händischen Arbeit.

    Für mich spielte aber auch das Geld eine Rolle bei der Wahl meiner Ausbildung. Was ich finanziell bei der Ausbildung erhalte, ist kein Vergleich zu den gängigen Handwerksgehältern. Am Anfang fand ich das alles sehr herausfordernd, mittlerweile bin ich hier aber angekommen. Bei der Zusage war mir auch wichtig, dass ich nach der Ausbildung direkt übernommen werden kann. Deshalb fühle ich mich trotz der Probleme in der Industrie sicher.

    Michelle Esch (19) aus Haßfurt: "Die aktuellen Probleme in der Branche gehen derzeit voll an mir vorbei, da sie mich in der Ausbildung nicht betreffen"

    Michelle Esch hat bei einem Praktikum bemerkt, dass ihr Technik und Handwerk liegt.
    Michelle Esch hat bei einem Praktikum bemerkt, dass ihr Technik und Handwerk liegt. Foto: Marcel Dinkel

    Nach meiner Mittleren Reife habe ich eine Ausbildung als Einzelhändlerin in einem Elektromarkt in Haßfurt gemacht. Viele Kunden haben dort ihre schlechte Laune an den Verkäufern ausgelassen. Außerdem musste ich immer bis abends um halb sieben arbeiten und hatte daher nur noch wenig vom Tag für mich. Während eines Praktikums habe ich dann gemerkt, dass mir das Handwerkliche liegt.

    Viele meiner Freunde und Bekannten haben vorher schon bei Schaeffler gearbeitet, weshalb auch ich hierher wollte. Jungen Menschen, insbesondere Frauen, rate ich dazu, sich die Industrie vor Ort anzusehen. Die aktuellen Probleme in der Branche gehen derzeit voll an mir vorbei, da sie mich in der Ausbildung nicht betreffen.

    Isabell Vollmann (24) aus Gerolzhofen: "Ich mache mir Sorgen um meine Zukunft"

    Isabell Vollmann hat nach der Mittelschule und einer Ausbildung ihr Abitur auf dem Bayernkolleg in Schweinfurt nachgeholt. Danach zog es sie in die Industrie.
    Isabell Vollmann hat nach der Mittelschule und einer Ausbildung ihr Abitur auf dem Bayernkolleg in Schweinfurt nachgeholt. Danach zog es sie in die Industrie. Foto: Marcel Dinkel

    Nach meinem Hauptschulabschluss habe ich zunächst eine Hauswirtschaftsausbildung gemacht. Hauswirtschaft ist eine schwere Arbeit, die einen auch psychisch fordert. Hier stehe ich viel an Maschinen und habe mit Metall zu tun. 

    Als die Meldungen über den Stellenabbau innerhalb vieler Betriebe kamen, haben wir unsere Ausbilder direkt darauf angesprochen. Zwar gab es in der Vergangenheit immer wieder Tiefs in der Industrie, aber ich mache mir Sorgen um meine Zukunft. Schließlich lerne ich diesen Beruf ja gerade, damit ich etwas für die Zukunft habe. Ich vertraue aber auch auf meine Fähigkeiten und strenge mich besonders an, damit am Ende meiner Ausbildung die Chancen für eine Übernahme höher sind.

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