Fünf Projekte im Bereich des Sennfelder Seenkranzes und des "Biotopverbunds Sennfeld 2000" standen in den vergangenen Tagen auf dem Arbeitsplan des Bauhofs. Der Auftrag: Gewässerpflege und -unterhaltung. Wie Bürgermeister Emil Heinemann vor Ort erläuterte, stand neben zwei Verbundteichen am "Reichelshofer Graben", dem abgegrenzten Bereich im Badesee und dem Einlauf vom Zucht- zum Dorfsee erstmals das "Schwarze Loch" im Mittelpunkt. In Übereinstimmung mit Jürgen Kiefer von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt, Norbert Schneider vom Wasserwirtschaftsamt und nach Absprache mit dem Vorsitzenden des Agenda-Arbeitskreises Natur- und Landschaftspflege, Rudolf Bandorf, entschied sich Heinemann für eine sehr "behutsame Pflegemaßnahme".
Zunächst wurden im Bereich der Wasserfläche Schlamm und Sand, die sich über Jahrzehnte hinweg angesammelt hatten, ausgebaggert. Dadurch sei die Wasserfläche vertieft, der Umfang wieder vergrößert worden. Ingesamt fünf Lkw-Fuhren mussten abgefahren werden. Außerdem schnitten die Bauhof-Mitarbeiter das Gehölz zurück.
"Wir ermöglichen dem Wanderer und Spaziergänger wieder einen Einblick in das sagenumwobene Schwarze Loch", sagt Heinemann voller Stolz. Bei den Arbeiten sei darauf geachtet worden, dass die mystische Atmosphäre, die viele Besucher dort empfinden, nicht verloren geht.
Der Sage nach soll vor langer Zeit ein wilder Wassermann mit seinen drei wunderschönen Töchtern in einem prächtigen Schloss am Grund des "Schwarzen Lochs" gelebt haben. Das tragische Ende der drei Wasserjungfrauen begann, als sie eines Abends aus Sennfeld Tanzmusik hörten. Am Kirchweihsonntag spielte eine Kapelle im Gasthaus "Zur Traube" zum Tanz auf. Da baten die drei Jungfrauen ihren Vater, auch einmal dorthin gehen zu dürfen. Der Wassermann gab nach langen Überlegungen und unter finsteren Drohungen seine Zustimmung. Sollten sie nicht pünktlich bis Mitternacht zu Hause sein, würde er sie grausam bestrafen. Voller Freude willigten die Mädchen ein und eilten zum Dorffest.
Als sie in den Saal des Gasthauses eintraten, blickten alle Anwesenden voller Erstaunen und Bewunderung auf die in lichte, fast durchscheinend wirkende, meergrüne Gewänder gekleideten Frauen. Nie zuvor hatte sie irgendjemand in Sennfeld gesehen. Sogar die Musikanten setzten für einige Takte mit ihrer Musik aus. Dann aber ging das Fest weiter.
Natürlich wollten alle Burschen mit den drei Schönheiten tanzen und umwarben sie heftig. Wie im Flug verging die Zeit. Als die alte Wanduhr des Saales die elfte Stunde angeschlagen hatte, eilten die Drei trotz aller flehenden Bitten der männlichen Dorfjugend, noch etwas länger zu bleiben, wortlos aus dem Gasthaus. Noch lange sprach man im Tanzsaal über ihr plötzliches Erscheinen und fluchtartiges Verschwinden. Alle überlegten, woher sie wohl kommen würden.
Beim Tanz am darauf folgenden Kirchweihmontag fragte man sich, ob die Unbekannten auch an diesem Abend wieder kommen würden. Als sie plötzlich wieder da waren, begrüßten sie die Burschen voller Freude. Der Wassermann hatte den Mädchen ein letztes Mal gestattet, nach Sennfeld zum Tanz zu gehen. Wieder tanzten sie fast ohne Pause und genossen den Abend, der ihnen dieses Mal jedoch merkwürdig lang vorkam. Als die Saaluhr elf schlug, machten sie sich zum Aufbruch bereit. Da erklärte ihnen ein Dorfjunge, dass er ihnen einen Streich gespielt und die Uhr heimlich um eine volle Stunde zurückgestellt habe. Demzufolge sei es bereits zwölf Uhr.
Mit lautem Wehklagen stürzten die Mädchen hastig aus dem Saal, gefolgt von den erschrockenen Dorfburschen. Voller Erstaunen stellten diese fest, dass ihre drei Tänzerinnen schnellen Schrittes zum Schwarzen Loch eilten. Dort waren sie plötzlich vom Erdboden verschwunden. Beim Näherkommen sahen die Burschen nur noch, wie die Wasseroberfläche mit einem Schlag wild aufschäumte und hohe Wogen schlug. Als sich das Wasser nach einer kurzen Weile wieder beruhigt hatte, konnten sie im faden Mondschein beobachten, wie drei große Blutblasen zur Wasseroberfläche emporstiegen und sich dort langsam ausbreiteten.
Da erkannten die Sennfelder Burschen, dass ihre schönen Tänzerinnen Wasserjungfrauen gewesen waren und der Vater seine drei Töchter wegen ihres Zuspätkommens in blinder Wut getötet hatte. Betreten und schweigsam verließen sie den grausigen Ort und kehrten gesenkten Hauptes und langsamen Schrittes nach Sennfeld zurück. Die Lust zum ausgelassenen Tanzen und Feiern war ihnen vergangen.