Es ist ein schöner Brauch alljährlich zum 1. Mai: Vereine, Burschenschaften oder Dorfgemeinschaften stellen vielerorts einen Maibaum auf, wo dann am Feiertag gefeiert wird. Zur Tradition gehört auch eine weniger schöne Seite: Immer wieder kommt es vor, dass die zumeist jungen Birken umgesägt oder gestohlen werden.
So geschah es am frühen Morgen des diesjährigen Maifeiertags in Lülsfeld. Dass ausgerechnet junge Männer aus dem Gemeindeortsteil Schallfeld die Säge angesetzt hatten, freute die Betroffenen verständlicherweise weniger. Als Beute nahmen sie die Baumspitze mit und banden diese, quasi als Trophäe, an den eigenen Stamm.
Großes Thema in der Bürgerversammlung
Der Ärger darüber wäre wohl längst verflogen, wenn es Wochen danach nicht eine besondere Wendung in dem Fall gegeben hätte, die anscheinend einige Gemüter in Lülsfeld erhitzte. Davon erfuhren viele erst kürzlich in der Bürgerversammlung.
Dort wollte ein sichtlich aufgeregter Altbürgermeister Wolfgang Anger wissen, warum die Schallfelder Feuerwehr die Maibaumspitze als Hutständer bei verschiedenen Feuerwehrfesten verwendet. Auch andere fragten nach. Zugleich wurde Bürgermeister Thomas Heinrichs aufgefordert, bei dem Streit zu vermitteln und das immer wieder hochkochende Thema zu beenden.

Mittlerweile hat das klärende Gespräch stattgefunden, und es wurde auch eine Lösung gefunden. Heinrichs bestätigte auf Anfrage das Treffen, an dem neben ihm die jeweiligen Kommandanten und Vorsitzenden der beiden Feuerwehren sowie Vertreter der Dorfjugend teilgenommen haben.
"Der Termin war wichtig und gut", sagte er im Nachgang. Geklärt werden konnte bei dem "Runden Tisch" unter anderem, dass bei dem Vorfall im Mai kein Verantwortlicher der Feuerwehr dabei gewesen ist, sondern es eine "Jugend-Geschichte" aus Schallfeld war. Jugendliche der dortigen Dorfjugend sowie aus dem Sportverein und der Wehr hätten diese spontane Idee gehabt, so Heinrichs auf Anfrage.
Bürgermeister: Hutständer wird nicht mehr verwendet
Eine weitere Idee war wohl dann auch, die Spitze wiederzuverwenden. "So kam es zu dem Hutständer", informiert der Bürgermeister. "Dummerweise ist dieser bei Veranstaltungen der Feuerwehr mitgenommen worden." Die Lülsfelder Seite glaubte daraufhin, dass der Hutständer von der Wehr aufgestellt wurde, um sie zu ärgern.
Für die Jugend sei es ein "Spaß" gewesen. Das hat das Treffen hervorgebracht und es trat dabei auch eine Einsicht zutage: "Wenn sie gewusst hätten, dass es so Wellen schlägt, dann hätten sie es unterbunden."

Die Feuerwehren sind sich laut Heinrichs schlussendlich einig geworden: Der Hutständer wird nicht mehr in der Feuerwehr in Schallfeld verwendet. Er stellt ausdrücklich fest, dass es kein "Feuerwehr-Thema" gewesen sei, sondern der Hutständer leider dazu gemacht wurde.
Weiterhin wurde vereinbart, künftig früher miteinander zu reden. Bis zu diesem Treffen hätte es kein Gespräch der Verantwortlichen beider Wehren gegeben, berichtet der Bürgermeister. Er ist überzeugt, dass das Thema dann überhaupt nicht hochgekocht und zum Hauptthema der Bürgerversammlung gemacht worden wäre.
Beide Feuerwehren zufrieden mit Lösung
Auf Anfrage dieser Redaktion bestätigen die Vertreter der Feuerwehren die vom Bürgermeister verkündeten Lösung und zeigen sich damit zufrieden. "Wir wollen keinen Unfrieden stiften und lenken gerne ein", erklärt Marco Gräf, Kommandant der Feuerwehr Schallfeld. Der Hutständer verschwinde und man baue einen neuen.
Ebenso gab es von Lülsfelder Seite Zustimmung. Kommandant Jürgen Landauer stellt fest, dass alle Beteiligten sich "ordentlich" an dem Gespräch beteiligt hätten. Verwundert ist er aber insbesondere darüber, weil "so ein Riesenthema" daraus gemacht worden sei, nachdem sich ein paar Leute im Ort darüber aufgeregt hätten.