Thomas Leier hat im Schweinfurter Wildpark an den Eichen schon vieles miterlebt. Doch der Tod des Elchbullens Lasse nagte an ihm, sagt der Wildparkleiter offen. Kurz vor seinem neunten Geburtstag musste das Wappentier des Parks Anfang Mai eingeschläfert werden.
Innerhalb von zwölf Stunden hatte sich der Gesundheitszustand des Tieres, das seit 2014 im Schweinfurter Wildpark lebte, rapide verschlechtert, erinnert sich Leier. Die zuständige Tierärztin habe geraten, das Tier einzuschläfern. "In dem Moment muss man rational sein. Es war zum Wohle des Tieres", sagt Leier.
Um aus dem Tod des Elches die richtigen Lehren zu ziehen, wurde Lasse zur Obduktion zum Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit nach Erlangen geschickt. Drei Wochen später kam das Ergebnis: Der Elchbulle litt unter einer akuten Lungenentzündung mit einer Lungenfellentzündung.

Lasse hinterlässt eine große Lücke im Tierpark, die künftig wieder geschlossen werden soll. Wie wird es im insgesamt 1,7 Hektar großen Elchgehege, eine der Hauptattraktionen des Wildparks, künftig weitergehen?
Ein Kalb hat sich der Wildpark Schweinfurt bereits reserviert
Es wird bald für frischen Wind gesorgt, kündigt Wildparkleiter Leier an. Im November soll auf der Hauptfläche des Geheges ein neues Paar, mit einem weiblichen und männlichen Kalb, einziehen. Ein Kalb hat der Wildpark bereits reserviert, verrät Leier.
Allerdings könne man bei Elchen das Geschlecht erst relativ spät erkennen. Vermutlich handelt es sich beim besagten Kalb um einen Jungen. Sobald das Geschlecht zweifelsfrei identifiziert werden kann, wird noch nach dem passenden Gegenstück Ausschau gehalten. Das Angebot ist derweil groß. Zuletzt wurden in Deutschlands Wild- und Tierparks viele Elchkälber geboren. Der Elchbulle wird dann der neue Schweinfurter "Lasse" - der bereits dritte "Lasse". Die Tradition wird also fortgesetzt.
Wie es für die zwölf Jahre alte Elchkuh Daya weitergehen soll
Aber was passiert mit der Elchkuh Daya, die aktuell das Elchgehege alleine besiedelt? 2012 kam sie mit einem dreiviertel Jahr aus dem Wildpark "Schwarze Berge" aus dem Hamburger Süden nach Schweinfurt. Dort hat sie dann mit Lasse insgesamt neun Kälber gezeugt. Jetzt ist Zeit für einen Elchruhestand.

Auf einer halben Hektar großen Separationsfläche, mit Zugang zum Elchhaus, wird Daya getrennt vom neuen Elchpaar ihren Lebensabend genießen dürfen. "Sie hat schon ein sehr hohes Alter erreicht", erklärt Leier über das seit Mai 12 Jahre alte Tier. In menschlicher Obhut liegt die Lebenserwartung eines Elches bei maximal 12 bis 13 Jahren, in der freien Natur kann die größte Hirschart der Welt bis zu 20 Jahre alt werden.
Warum Alleinsein für Elch-Seniorinnen die bessere Wahl ist
"Ihr geht es gut", berichtet Leier. "Sie frisst ohne Ende. Wenn ein Wiederkäuer mal nicht mehr frisst, ist er schnell tot." Aufs Abstellgleis wird sie aber keineswegs gestellt. Viel mehr müsse es als eine Art altersgemäße Haltung verstanden werden. "Wenn wir ihr jetzt noch einmal einen jungen Bullen an die Seite stellen würden, wäre das brutaler Stress für sie", betont der Experte. Noch einmal ein Kalb zu zeugen, möchte man ihr nicht zumuten. "Das wäre ein sehr anstrengender Prozess für Daya. Anstrengender als ein kalter Winter."
Elche sind besondere Tiere und nicht einfach zu halten
Der Plan für die Zukunft rundum die Elche im Wildpark An den Eichen steht also. Es sind "besondere Tiere", bemerkt Leier. Nicht nur als Attraktion für die Gäste, auch die Haltung ist nicht ohne. "Elche sind schwierige Pfleglingen in menschlicher Obhut, weil sie sehr anfällig gegen Parasiten sind." Daher müssen sie auch besonders vor der nicht erlaubten Fütterung durch Gäste geschützt werden.

Leier erwähnt in diesem Zusammenhang auch eine über 20 Jahre alte Doktorarbeit über Elchhaltungen: "Wenn Pfleger ihre Tiere besonders mögen, geht es den Tieren zumeist auch besser." Das neue Elchpaar darf sich also schon einmal auf ein liebevolles neues Zuhause freuen – und Seniorin Daya auf hoffentlich noch viele ruhige und gefräßige Monate, vielleicht sogar Jahre.