Dietmar Röder versucht die richtigen Worte zu finden. Schließlich sagt er: „Es ist ein schwerer Schritt auch für uns.“ Und er schiebt hinterher: „Die Entscheidung, den Saunagarten Gerolzhofen zum 1. August zu schließen, haben wir wegen der vielen treuen Kunden lange vor uns her geschoben, aber wir mussten sie treffen.“ Nun werfen also auch die Röders in der Dreimühlenstraße das Sauna-Handtuch.
Nach der Schließung der durch den Saunaclub seit den 1970er-Jahren betriebenen Saunalandschaft im Wohnstift im März 2018 ist dies die zweite schlechte Nachricht innerhalb relativ kurzer Zeit für Saunajünger aus Gerolzhofen und dem Umland. Der Saunaclub existiert bekanntlich nicht mehr und wurde vom Insolvenzverwalter aufgelöst.
Vor bald 30 Jahren hatten Dietmar und Doris Röder den Saunagarten Gerolzhofen 1990 als ihren ersten Betrieb eröffnet und damit den Grundstein für ihr heutiges kleines Sauna-Imperium gelegt. Das im Mutterbetrieb verdiente Geld ermöglichte es ihnen, aus kleinen Anfängen heraus Stück für Stück zu expandieren. Aktuell beschäftigt das Familienunternehmen knapp 120 Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit und zählt damit zu den größten Saunabetreibern in Deutschland.
Mit dem Saunagarten in Gerolzhofen begann eine Erfolgsgeschichte
Dietmar Röder betont: „Der Saunagarten Gerolzhofen war unser Anfang. Der Entschluss, den Betrieb zu schließen, fiel uns deshalb besonders schwer.“ Noch gut erinnert er sich an die damalige Zeit. Der Weg in die geplante Selbstständigkeit war nämlich äußerst steinig, was die Saunaanlage in der Dreimühlenstraße anbelangt.
Dietmar und Doris Röder hatten für die Verwirklichung ihrer Vision vom "Saunagarten" Räumlichkeiten bei der Baufirma Kern in Gerolzhofen angemietet. Kurz nachdem sie den Mietvertrag unterschrieben hatten, ging das Bauunternehmen aber in Konkurs, und die Röders hatte ein Problem. Aufgrund der Insolvenzverwaltung hatten sie plötzlich keinen Zugang mehr zu den Räumen, in die sie bereits einen Teil ihres damals nur begrenzt zur Verfügung stehenden Geldes investiert hatten.
Mit Beharrlichkeit und Überzeugungskraft gelang es dem Jungunternehmer Dietmar Röder, eine Bank in Gerolzhofen von seinem Konzept zu überzeugen und sie letztendlich nach einem Jahr zu bewegen, ihm das Geld zu geben, um die Immobilie 1989 erwerben zu können.
Die aus dem Keller in den Garten geholte Sauna
Im April 1990 öffnete dann endgültig der erste Saunagarten der Röders seine Pforten. Hier begann die Röder'sche Sauna-Philosophie von "Licht, Raum und Luft", mit der die Firma als erste in Deutschland die Saunisten auf der Grundlage der traditionellen finnischen Sauna aus dem Keller raus ins Freie an die frische Luft quasi im Garten gebracht hatte. Der Begriff "Saunagarten" trägt diese Philosophie im Namen.
Aber warum um alles in der Welt gab es keine Möglichkeit, als ausgerechnet den Ausgangspunkt der Erfolgsgeschichte „Saunagarten Röder-Thermen“, mit dem man vor rund 30 Jahren den Sprung als Saunabetreiber ins kalte Wasser der Selbstständigkeit gewagt hatte, zum 1. August zu schließen? Dietmar Röder macht deutlich: „Wir haben sehr lange gerechnet und die Entwicklung die letzten Jahre beobachtet. Uns bleibt leider keine andere Wahl.“
Enorme Investition schreckt ab
Der Hintergrund ist, dass Röder, wie er sagt, „radikal“ in die Saunaanlage und dabei auch in die Schwimmbadtechnik mit teils veralteten und maroden Rohrleitungen investieren müsste. Immerhin hat der Saunagarten fast 30 Jahre auf dem Buckel.
Eine Renovierung, die den aktuellen Vorgaben entspricht, würde nach seiner Aussage deshalb einen sehr hohen, sechsstelligen Betrag verschlingen und „sich auf die nächsten Jahrzehnte gesehen leider nicht rechnen“. Das Mindeste, was er im günstigsten Fall in die Hand nehmen müsste, wären 500 000 Euro. Wolle er es richtig und vernünftig machen, würden die benötigten Finanzmittel gut und gerne bei 700 000 Euro liegen, so Dietmar Röder.
Immer mehr und schneller umzusetzende Auflagen
Dazu komme, dass die allgemeinen Auflagen, die allerdings die gesamte Branche treffen, immer höher würden. Und nicht nur das, auch die Intervalle, in denen sie umzusetzen seien, würden immer kürzer. Das bringe ständig erhebliche Mehrkosten mit sich. Diese und verschiedene andere Faktoren hätten es unmöglich gemacht, en Saunagarten Gerolzhofen wirtschaftlich zu betreiben, so Dietmar Röder.
Hätte er hier in Gerolzhofen in der Dreimühlenstraße Umsätze wie etwa in Mainaschaff, ließe sich dies eventuell noch wegpuffern, so aber nicht. Dietmar Röder, während er zugleich Gerüchte dementiert, sich zur Ruhe setzen zu wollen: „Aus der Hosentasche bezahlen kann ich es nicht.“ Auch die erwähnte Schließung der Saunalandschaft im Caritas-Wohnstift Steigerwald habe nicht den großen Schub gebracht, als dass sich die in der Dreimühlenstraße anstehende Investition in dieser Größenordnung lohnen würde.
Ein kleiner Funke der Hoffnung keimt noch
Ein klitzekleines Hintertürchen hält sich Dietmar Röder zwar offen, will damit aber keines übertriebenen Hoffnungen bei den betroffenen Saunagängern wecken, wenn er betont: „Wir werden uns zu gegebener Zeit alles nochmal intensivst mit dem Architekten anschauen. Ich sehe aber, ehrlich gesagt, keine große Chance. Allein die Grabarbeiten wären immens aufwändig.“
Das Personal – es geht um zehn meist in Teilzeit beschäftigte Mitarbeiter – sei versorgt, betont Dietmar Röder. Ein Teil wechsle in anderen Röder-Thermen, ein Teil habe sich umorientiert und sei anderweitig untergekommen.
Dietmar Röder hofft nun, dass die damals von seiner Firma mit aufgebaute und konzipierte sogenannte Textil-Sauna im Geomaris, in der die Badebekleidung im Gegensatz zu den Nacktsaunen anbleibt, aufgrund der Saunaschließungen einiges vom Kuchen abbekommt, der nun in Gerolzhofen freigeworden ist.
Das Saunadorf im Geomaris ist nach Aussage von Dietmar Röder längst ein absoluter Anziehungspunkt und laufe „bombastisch“. Der Saunameister hatte vor dem Schritt in die Selbstständigkeit einst selbst als Schwimmmeister im Gerolzhöfer Bad gearbeitet.
Andere Röder-Thermen sind nicht betroffen
Unabhängig von der Schließung des Saunagartens in Gerolzhofen würden die anderen Sauna-Betriebe unvermindert weiterlaufen und weitergeführt. Das sind zum einen die Thermen in Estenfeld und Kist vor den Toren Würzburgs. Zum anderen ist es der landschaftlich äußerst reizvoll gelegene Saunagarten im Mainparksee auf der Grenze zwischen Mainaschaff und Kleinostheim. Saunadorf wäre wohl die richtigere Bezeichnung.
Die 2004 eröffnete Therme im Speckgürtel von Frankfurt am Main gilt als eine der größten privaten Sauna-Anlagen Deutschlands. Die Seesauna steht auf Eichenpfählen aus dem hiesigen Bürgerwald inmitten des Mainparksees. Hinzu kommen Schwimmhalle, Whirlpool, Solarien und ein Bistro auf dem 8000 Quadratmeter großen Betriebsgelände.
