Bis vor wenigen Wochen war die Sorge bei ZF Aftermarket in Schweinfurt groß: Betriebsratschef Wolfgang Gutgesell und viele Beschäftigte befürchteten, dass im Zuge des geplanten Ausbaus des ZF-Logistikstandorts im tschechischen Ostrov langfristig 122 Stellen im Ersatzteilbereich in Schweinfurt wegfallen könnten. Jetzt gibt es Entwarnung.
Wie der Konzern und der Betriebsrat am Dienstag gegenüber dieser Redaktion mitteilten, konnten sich die Arbeitnehmervertreter und die Standortleitung der Ersatzteilsparte einigen: Mindestens 300 festangestellte Vollzeitmitarbeiter sollen im Logistikbereich in Schweinfurt bis zum Jahr 2030 gesichert beschäftigt bleiben. Das Unternehmen verpflichte sich dazu, eine Beschäftigungsuntergrenze von 300 Mitarbeitenden nicht zu unterschreiten.
Zukunft der Logistik: ZF will 10 bis 15 Millionen Euro in Schweinfurt investieren
Laut Betriebsvereinbarung werden die Beschäftigten zentrale Aufgaben wie Verpacken, Kommissionieren sowie das Lkw-Beladen übernehmen. Das Unternehmen stelle sicher, Abgänge von Stammmitarbeitern durch die Übernahme von Auszubildenden oder die Umwandlung befristeter Verträge in unbefristete Arbeitsverhältnisse auszugleichen. "Die Ausbildung in logistischen Berufen bleibt ein zentraler Bestandteil der Unternehmensstrategie und wird jährlich bedarfsbezogen gemeinsam mit dem Betriebsrat beraten", heißt es in den Mitteilungen von Dienstag.

Neben der Sicherung von Arbeitsplätzen will der ZF-Konzern den Angaben zufolge zusätzlich 10 bis 15 Millionen Euro in die Modernisierung des Lagers in Schweinfurt investieren. Damit sollen unter anderem automatisierter Lagersysteme verbessert, der Dockbereich umgestaltet sowie Pausenräume neu konzipiert und gestaltet werden.
ZF-Pläne: Logistiknetzwerk des Konzerns soll weiter gestärkt werden
Da das Ersatzteilgeschäft voraussichtlich weiter wachse, sind gezielte Investitionen und eine Neuausrichtung nötig, erklärt eine ZF-Sprecherin. "Schweinfurt ist seit jeher ein wichtiger Teil unseres Netzwerks und stand daher zu keinem Zeitpunkt zur Disposition." Der Standort habe auch künftig eine zentrale Rolle im Logistiknetzwerk.
Seit 1990 habe man fortlaufend in Automatisierung sowie in Sicherheits- und Ergonomiekonzepte investiert. "Der aktuelle Investitionsplan der nächsten Jahre von mehr als 10 Millionen Euro in die Modernisierung des Lagers bestätigt das deutlich", bekräftigt die Sprecherin. Auch die Stellensicherung sei von Beginn an Teil des Projekts gewesen. In konstruktiven Gesprächen mit der Arbeitnehmervertretung habe man jetzt mehr Flexibilität und einen höheren Lieferservicegrad im Ersatzteilmarkt vereinbart. "Damit stärken wir die Zukunftsfähigkeit und Stabilität des ZF Aftermarket-Standortes Schweinfurt."
Betriebsratschef Wolfgang Gutgesell: Parteien übernehmen Verantwortung
"Diese Vereinbarung zeigt, dass es auch in herausfordernden Zeiten möglich ist, Verantwortung zu übernehmen und sich nachhaltig für die Beschäftigten und die Region einzusetzen", sagt Wolfgang Gutgesell, Betriebsratsvorsitzender von ZF Aftermarket. Management, Betriebsrat und die Gewerkschaft IG Metall hätten damit soziale Verantwortung bewiesen.

"Die geplanten Investitionen stärken nicht nur den Standort Schweinfurt, sondern tragen auch dazu bei, externe Lagerflächen zu reduzieren und Logistikprozesse effizienter zu gestalten", so Gutgesell. Ziel sei, ausgelagerte Leistungen und Prozesse wieder ins eigene Haus zurückzuholen und die Lagerauslastung auf optimale 85 Prozent zu bringen.
Was die Entscheidung für die verbliebenen Stellen bedeutet
Für die verbleibenden 600 Stellen bei ZF Aftermarket in Schweinfurt gilt laut der Konzernsprecherin weiter eine Beschäftigungssicherheit bis 2026 – geregelt durch den Tarifvertrag. Unter den Beschäftigten mit teils befristeten Verträgen seiend auch Mitarbeiter aus Verwaltung, Marketing und Vertrieb. Angesichts des wachsenden Ersatzteilmarktes würde hier langfristig eher mehr Personal gebraucht.

Geht es nach dem Betriebsrat, wolle man auch für die weiteren 600 Stellen mit der Standortleitung zusammenzuarbeiten, um Perspektiven zu schaffen. "Gemeinsames Ziel soll und muss es sein, dass ZF Aftermarket weiterhin für mindestens 900 Mitarbeitende eine langjährige Zukunft bietet", so Gutgesell.
Der ZF-Betriebsrat und das INFO-Institut in Saarbrücken hatten im Vorfeld der Vereinbarung Vorschläge für Erweiterungen an den deutschen Standorten Bremen und Schweinfurt ausgearbeitet. Das Konzernmanagement entschied Ende Januar 2025 jedoch, das Werk in Tschechien zu erweitern. Dies führte zu Protesten der Schweinfurter Belegschafte. In Ostrov wurde kürzlich die erste Bauphase abgeschlossen. Künftig sollen alle osteuropäischen Kunden von Tschechien aus beliefert werden.