Die plötzliche Kehrtwende im Fall des Krankenhauses St. Josef in Schweinfurt schlägt hohe Wellen, die auch in Gerolzhofen zu spüren sind. Die Nachricht der Kongregation der Erlöserschwestern am vergangenen Mittwoch, dass sie ihre Einrichtung nun doch nicht zum Jahresende schließen, hat die Verantwortlichen der kreiseigenen Geomed-Klinik "sehr überrascht".
So kommentiert Geschäftsführer Wolfgang Schirmer die Entscheidung, der davon im Urlaub erfuhr. Eine Entscheidung, die er im Übrigen nicht nachvollziehen kann und deren Dauerhaftigkeit er zudem anzweifelt. Mehr möchte er dazu allerdings nicht sagen.
Überrascht, verwundert und erhebliche Zweifel
Seine Verwunderung über diesen Schritt hatte Landrat Florian Töpper schon bei einer tags darauf kurzfristig anberaumten Pressekonferenz gemeinsam mit Stadt Schweinfurt und Bezirk Unterfranken zum Ausdruck gebracht. Es erschließe sich ihm nicht, erklärt er auf Nachfrage, "welche positiven Effekte sich die Kongregation von ihrer Art der unbeständigen Kommunikation über die Medien verspricht und für wen."

Gleichwohl sei ihm bewusst, dass Träger und Mitarbeitende in einer schwierigen Lage seien. Er könne auch die wirtschaftliche Schieflage bei mittlerweile vielen Krankenhausträgern nachvollziehen, was vor allem an den aktuellen Rahmenbedingungen im Gesundheitssystem liege, so der Landrat.

Der Landkreis als Träger der Geomed-Klinik in Gerolzhofen und die Geschäftsführung haben erhebliche Zweifel, dass es der Kongregation gelingt, in der derzeitigen Lage ein langfristig tragfähiges Konzept für den Weiterbetrieb des Krankenhauses St. Josef zu finden.
Keine Abkehr von den bisherigen Plänen
Aus diesem Grund hält die Geomed-Klinik, ebenso wie das Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt, an ihren ursprünglichen Plänen zum Ausbau ihrer Leistungsfähigkeit fest. Die Verantwortlichen wollen auf Nummer sicher gehen, "um im Falle einer Schließung des Krankenhauses St. Josef gemeinsam die stationäre Versorgung der Bevölkerung in unserer Region zu gewährleisten". So jedenfalls begründet Töpper die unveränderte Linie im Hinblick auf eine Sicherstellung der Gesundheitsversorgung in der Region.

Anfang September hatte der Verwaltungsrat mehrere Maßnahmen für die Klinik in Gerolzhofen festgelegt: darunter die Kapazitäten in der Notaufnahme zu erweitern sowie die Bettenkapazität um 20 Plätze zu erhöhen. Aktuell verfügt das Haus über 95 Betten.
Zusätzlich soll die Zusammenarbeit mit dem Leopoldina Krankenhaus bei der Akutgeriatrie fortgeführt und mit mehr Personal sogar ausgebaut werden. Außerdem sollen in der Geomed-Klinik vorhandene Kapazitäten in der Inneren Medizin und Chirurgie erweitert werden, die bei Bedarf den ambulanten Einrichtungen am St. Josef später zur stationären Nachsorge zur Verfügung stehen.

Geschäftsführer Schirmer stellt hierzu klar: "Wir werden diesen Weg weitergehen." Investitionen sind ihm zufolge dafür nicht notwendig. Man könne auf vorhandene Strukturen aufbauen. Das heißt konkret: Zum Beispiel könnten bisher freie Bettenkapazitäten genutzt, darüber hinaus Abläufe im Haus geändert werden.
Eine Unsicherheit ergibt sich dennoch aus der überraschenden Kehrtwende in Schweinfurt. Die Geomed-Leitung hatte gehofft, das benötigte Personal größtenteils aus dem St.-Josef-Krankenhaus zu bekommen. Ist dies jetzt überhaupt möglich? Gibt es ausreichend Bewerbungen? Oder haben einige Interessenten nach der kürzlichen Wendung in Schweinfurt abgesagt?
Neues Personal: Geomed-Klinik liegen einige Zusagen vor
Der Geschäftsführer zeigt sich bei allen diesen Fragen optimistisch: "Es wird gelingen", antwortet er und verweist nicht nur auf zahlreiche Bewerbungen, die in der Geomed-Klinik in den vergangenen Wochen eingegangen sind. Es lägen auch schon zehn feste Zusagen vor, nachdem die ersten Arbeitsverträge verschickt wurden.
Etwa 15 bis 20 neue Mitarbeitende will die Geomed-Klinik in nächster Zeit einstellen, überwiegend in Vollzeit. Nur einige wenige, die sich beworben haben, seien wohl noch etwas unschlüssig. Doch mit einem großen Abspringen in letzter Minute rechnet Schirmer nicht.

"Das Gros des Personals, das wir ausgewählt haben, steht nach wie vor zu seiner Zusage. Viele wollen zu uns wechseln, weil sie das Vertrauen verloren haben." Diese Aussage ist dem Geomed-Chef in Bewerbungsgesprächen immer wieder zu Ohren gekommen.
Unterdessen stellt Landrat Florian Töpper in seiner Stellungnahme nochmal einmal die besondere Bedeutung der Geomed-Klinik für die stationäre Gesundheitsversorgung im Landkreis heraus. Trotz hoher Defizite, die vom Kreis auszugleichen sind, setze er sich gemeinsam mit dem Kreistag für den Fortbestand der Kreisklinik ein. Für die überparteiliche Geschlossenheit im Gremium bei diesem Thema sei er außerordentlich dankbar.
Klar ist für ihn aber auch ein weiter Aspekt: Eine Beteiligung des Landkreises an einer Trägerschaft des St.-Josef-Krankenhauses schließt er weiterhin kategorisch aus. "Es wäre unfair, hier falsche Hoffnungen zu wecken."