Alt und neu passen gut zusammen. Wie gut, das demonstriert das Gebäudeensemble rund um das auffällige Steinhaus am Rand von Ebertshausen. Veit Rudolph und Angelina Merthen haben mit ihrer Sanierung dem maroden Wohngebäude nicht nur seinen natürlichen Charme zurückgegeben. Mit dem neuen Anbau im Stil der ehemaligen Scheune haben sie auch das frühere Hofgelände wieder aufgenommen. Das würdigte der Landkreis Schweinfurt mit seinem Gestaltungspreis "Punctum".
Vier besonders gelungene Sanierungs-, Umbau- oder Neubauprojekte zeichnete der Landkreis Ende 2023 im Rahmen dieses Wettbewerbs aus. Damit will er aufmerksam machen auf das Thema Flächensparen und Nachhaltigkeit beim Wohnungsbau.

In einem Neubaugebiet zu wohnen konnten sich Veit Rudolph und seine Freundin Angelina Merthen nur schwer vorstellen. Als die beiden nach langer Suche 2019 das marode, seit 40 Jahren leerstehende Steinhaus eher scherzhaft von einem Bekannten zum Kauf angeboten bekamen, griffen sie zu. "Es ist von außen ein schönes Haus, ich habe mich ein wenig darin verliebt", gesteht die 31-jährige Bauherrin.

Allerdings berichtet sie auch vom "Schock", als sie das Gebäude zum ersten Mal betrat. "Die Decke war eingebrochen, die Balken waren morsch, die Wände marode." Ihr Freund Veit kannte als gebürtiger Ebertshäuser das ortsbildprägende Haus. Er wusste, dass es einst als Bauernhaus, Schmiede oder gar Limonadenfabrik diente. "Das waren eher arme Leute damals, entsprechend einfach und verwinkelt war alles gebaut."
Bauberatung und viel Eigenleistung
Das Paar entwickelte Visionen, wie das Anwesen einmal aussehen könnte. Und im Hintergrund wusste es eine handwerklich gut aufgestellte Familie für viel Eigenleistung. Es nahm die Bauberatung der Dorferneuerung "Seestern" in Anspruch und ließ sich auf das Abenteuer ein.

Zunächst musste die rechtwinklig zum Haus stehende, marode und instabile Scheune abgebrochen werden. "Bei 1,80 Meter Höhe war ein Betonboden eingezogen", erzählt der 36-jährige Bauherr. "Wenn man den weggenommen hätte, wäre das Gebäude zusammengebrochen." Aufgrund der gefährlichen Arbeit übernahm eine Firma den Rückbau.
Als Ersatz für die Scheune ergänzt heute im gleichen Stil, allerdings kleiner, ein neuer Anbau für Kochen, Essen und Wohnen das Altgebäude. Das Steinhaus selbst mit seinen etwa 100 Quadratmetern Fläche wäre für die geplante Familie – heute zählt schon Tochter Greta dazu – zu klein geworden.


Dieses Haus aus der Zeit um 1870, in dem heute im Erd- und Dachgeschoss die drei Schlafzimmer, zwei Bäder und ein Arbeitszimmer untergebracht sind, war allerdings eine echte Herausforderung. "Es hatte kein Fundament", erklärt Veit Rudolph. Weshalb es erst in Eigenleistung mit Beton unterfangen und gesichert werden musste. Harte Arbeit für das Paar, das während der Corona-Zeit oft nur zu zweit mühsam die Erde ausheben konnte.
Das ganze Haus musste entkernt und der eingebrochene Dachstuhl komplett erneuert werden. "Es standen nur noch die Außenwände und der Giebel", erinnert sich der Bauherr. Für die Entsorgung des Schutts nahm das Paar das Förderprogramm des Landkreises in Anspruch.
In Fleißarbeit die losen Fugen herausgekratzt
Zwischen den Steinen der Hausfassade, teils bräunlicher Sandstein, teils grauer Muschelkalk, kratzte das Paar mit Helfern in endloser Fleißarbeit die lockeren Fugen heraus. Durch die Neuverfugung wurde die Fassade wieder ansehnlich gemacht. Auch die Sandsteingewänder um die Fenster wurden saniert, die Fenster neu im alten Stil und früherer Creme-Farbe eingebaut.
Ein kleiner alter Gewölbekeller unter der Nordseite des Steinhauses wurde trockengelegt und dient heute, mit neuem Zugang vom Hof her, als Partyraum. Diesem Keller ist auch die erhöhte Lage des Hauses geschuldet, das von außen über mehrere Stufen erreichbar ist.
Um im Altbau mehr als die vorherigen zwei Meter Raumhöhe zu gewinnen, wurde die Fußbodenheizung, in den Betonkern des neuen Fundaments verlegt. Gespeist wird sie, wie im ganzen Anwesen, durch eine Luftwärmepumpe. Die Innendämmung im Steinhaus wurde mit Dämmplatten aus Naturmaterialien angebracht. Ein Kalk-Lehmputz sorgt im Alt- wie im Neubau für angenehmes Raumklima. "Uns war es wichtig, regionale und gute Materialien zu verwenden", erklärt Rudolph.

Betreten wird das heutige Wohnhaus ebenerdig über einen einstöckigen Zwischenbau zwischen Altgebäude und neuem Anbau. "Da stand einst ein Schweinestall", weiß Bauherrin Angelina Merthen. Die Diele, die sich jetzt hier öffnet, besticht durch ihre Helligkeit, geschuldet einem Oberlicht-Ausschnitt sowie einem großen Fenster nach Westen. Im Gäste-WC zeigt eine Wand noch die Außenseite des alten Steinhauses.

Von der Diele geht es in nördlicher Richtung einige Stufen hinauf ins Altgebäude zu den Schlafräumen. Gegen Süden öffnet sich ein etwa 40 Quadratmeter großer Raum für Kochen, Essen und Wohnen. An die bodentiefen Fenster schließt sich über die ganze Hausbreite ein Wintergarten an, der die Natur ins Innere holt.
Moderne Kücheninsel aus Nussbaumholz als Blickfang
Alte dunkle Möbel, echte Familienstücke, in dem großen Wohnraum bilden einen Kontrast zum Eiche-Fußboden. Blickfang und Herzstück ist allerdings die moderne Kücheninsel aus Nussbaumholz, ergänzt mit eingebauten Küchenschränken unter der Treppe, die hinauf zur Galerie führt.

Dort oben empfängt zunächst ein Biedermeiersofa und ein Spiel- und Freizeitplatz den Besucher. Eine Tür führt zu einem als Lagerraum genutzten Dachbodenzimmer. "Wir haben ja keinen Keller", erklärt die Hausherrin. Irgendwann einmal könnte der Raum als Schlafzimmer und Bad genutzt werden, die Anschlüsse sind vorhanden, so Veit Rudolph. Das würde eine Trennung zwischen Alt- und Neubau für zwei Wohnparteien ermöglichen.
Auch wenn die Bauzeit äußerst anstrengend war, weiß die Hausherrin: "Es hat sich gelohnt. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man so etwas Spezielles selbst fertiggebracht hat". Und beim Blick auf die Kosten meint ihr Partner: "Durch die Förderungen und die hohe Eigenleistung ist es nicht teurer als ein Neubau, aber werthaltig und nachhaltig."