Es war eine schreckliche Nachricht, die sich vor wenigen Wochen unter den Einwohnerinnen und Einwohnern Waigolshausens (Landkreis Schweinfurt) verbreitete. Eine junge Frau aus der Gemeinde war in der Nacht auf den 9. Juli überraschend verstorben – sie wurde nur 25 Jahre alt.
Grund für den plötzlichen Tod der jungen Mutter soll eine Lungenembolie gewesen sein. Neben ihrem Mann hinterlässt sie vier Kinder im Alter von fünf Monaten bis acht Jahre. In der kleinen Gemeinde hat ihr Tod nun einen Akt der Hilfsbereitschaft und Solidarität ausgelöst.
Elternbeirat startet Spendenaktion für hinterbliebene Kinder
Die Nachricht vom Schicksal der Familie habe sich in der Dorfgemeinschaft schnell verbreitet, berichtet Lisa Zeißner. Sie ist Vorsitzende des Elternbeirats des Kindergartens, den eine der Töchter der Verstorbenen besucht. "Gleich am Montag wurde die traurige Situation mit den Kindern im Kindergarten und in der Schule offen besprochen. Dadurch hat sich das Ganze natürlich schnell herumgesprochen", sagt sie.
In der Gemeinde sei das Schicksal der Familie auf viel Mitgefühl gestoßen. "Die Anteilnahme, dass vier Kinder jetzt ohne Mama dastehen, ist sehr groß. Viele empfinden Mitleid mit den Kindern", so Zeißner. Rasch sei deshalb unter einigen Waigolshausenerinnen und Waigolshausenern ein Entschluss gereift: Man wolle den Kindern helfen und ihnen finanziell unter die Arme greifen.

"Als Elternbeirat des Kindergartens entschlossen wir uns, Geld für die Zukunftssicherung der hinterbliebenen Kinder zu sammeln – beispielsweise zur Finanzierung des Führerscheins oder einer Ausbildung", so die Vorsitzende.
Unter Absprache mit den Angehörigen habe der Elternbeirat deshalb eine Spendenaktion gestartet. Auf der Internetseite von gofundme.com kann nun jeder für die Kinder der Familie spenden. Vielleicht ein paar hundert oder tausend Euro habe man sich davon erhofft, sagt Lisa Zeißner: "Wir hatten keine Vorstellung, wie gut das angenommen wird. So eine Situation haben wir ja noch nie erlebt. Da will man natürlich nicht zu hoch pokern und keine zu hohen Erwartungen haben."
17.000 Euro in wenigen Stunden – und die Spenden gehen weiter
Doch bereits wenige Stunden nach Start der Aktion sei das vorläufige Spendenziel von 2500 Euro bereits deutlich überschritten gewesen. "Wir sind Montagmorgen gestartet und Montagabend waren wir schon bei 17.000 Euro", erinnert sich Zeißner. Im Elternbeirat habe man die Welle der Solidarität kaum fassen können. "Wir waren total überrascht. Die Spenden kamen im Minutentakt; es war wirklich der Wahnsinn. Mit so einer Summe – 17.000 Euro innerhalb eines Tages – damit hätten wir nicht gerechnet", sagt sie.
Aufgrund der hohen Spendenbereitschaft hätten die Mitglieder des Elternbeirats das Spendenziel in den folgenden Tagen immer wieder nach oben hin korrigiert. "Wir hatten in dem Sinne ja keine konkrete Summe als Ziel. Unser Ziel war es, so viel wie möglich für die Kinder zu erreichen", sagt Zeißner.
Und die Spenden reißen bislang nicht ab. Am 27. Juli, elf Tag nach Start der Aktion, waren laut der Webseite bereits über 35.800 Euro an Spenden von rund 1200 Spenderinnen und Spendern eingegangen. Die höchste lag bei 700 Euro.
Nachrichten der Spenderinnen und Spender an die Angehörigen
Einen Grund für die große Anteilnahme vermutet Zeißner in der Verbreitung der Aktion über die Sozialen Medien. Neben Privatpersonen kämen unter anderem auch Sammelspenden von Vereinen und Gruppen. Immer wieder hinterlassen Spendende aber auch kurze Nachrichten, in denen sie den Hinterbliebenen Kraft und Trost wünschen.

Wie lange die Aktion noch laufen soll sei unklar. "Gerade werden die Abstände zwischen den Spenden etwas größer, aber solange noch regelmäßig Geld eingeht, lassen wir es laufen. Für uns ist aber schon jetzt alles erreicht, was wir erreichen wollten", freut sich Lisa Zeißner.
Jetzt müsse nur noch entschieden werden, in welcher Form das Geld im Anschluss an die Kinder übergeben oder für sie angelegt werde.