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EBRACH: Nachhaltig wie die Zisterzienser wirtschaften

EBRACH

Nachhaltig wie die Zisterzienser wirtschaften

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    Sowohl der Landwirtschaftsbetrieb mit seinen Galloway-Rindern als auch die Freiland-Gärtnerei der JVA Ebrach sind seit 1. April ökologisch zertifiziert.
    Sowohl der Landwirtschaftsbetrieb mit seinen Galloway-Rindern als auch die Freiland-Gärtnerei der JVA Ebrach sind seit 1. April ökologisch zertifiziert. Foto: Foto: Norbert Vollmann

    Der Festakt zur Eröffnung des Jubiläumsjahres „60 Jahre Jugendvollzug in der Justizvollzugsanstalt Ebrach“ ging mit der Zertifizierung der ökologischen Arbeitsweise in der Freiland-Gärtnerei und im Landwirtschaftsbetrieb der JVA Ebrach zum 1. April einher. Vorausgegangen war in beiden JVA-Betrieben eine zweijährige Umstellungsphase auf den ökologischen Landbau.

    Dazu überreichte Bayerns Justizminister Winfried Bausback jetzt die entsprechende Urkunde an JVA-Leiter Gerhard Weigand, den Leiter des Landwirtschaftsbetriebs, Frank Bauer, und Stefan Schmid als Vertreter der Gefängnisgärtnerei.

    Was die Häftlinge von den Zisterzienser lernen

    Die Gefangenen sollen durch ihre Arbeit in Landwirtschaft und Gärtnerei im Einklang mit der Natur das Selbstversorgerprinzip, wie es die Zisterzienser als Betreiber der Klosteranlage vorlebten, erlernen. In diesem Rahmen werden elementare erzieherische Grundlagen wie Verantwortungsbewusstsein, Sorgfalt, Zuverlässigkeit im Umgang mit Tieren, der Schutz der Natur durch ökologische Wirtschaftsweise sowie die Ergiebigkeit der eigenen Arbeit durch Herstellung von Lebensmitteln, die wiederum durch die Gefangenen selbst verzehrt werden, vermittelt.

    Nachhaltige Wirtschaftsweise dient als Vorbild

    Nach Aussage von JVA-Leiter Gerhard Weigand war die Zisterzienserabtei in Ebrach, in deren Mauern heute Bayerns größtes Jugendgefängnis untergebracht ist, unter anderem wirtschaftlich so erfolgreich, weil eine nachhaltige Wirtschaftsweise betrieben wurde, indem der Natur nur so viel entnommen wurde, wie auch wieder nachwachsen konnte. Dieses Nachhaltigkeitsprinzip greife man heute in Ebrach für die Gestaltung eines modernen Jugendstrafvollzugs auf, indem man mit einem Gesamtkonzept arbeite, das den gesetzlichen Erziehungs- und Bildungsauftrag in vielfältigen Aktivitäten und Maßnahmen des wertschätzenden Umgangs mit der Natur, mit der Umwelt und mit dem kulturhistorischen Erbe umsetze.

    Die Hackschnitzel-Heizanlage

    Dazu sei es konsequent und sinnvoll gewesen, in einer waldreichen Region mit Biomasse – in diesem Fall mit Holzhackschnitzel – als nachwachsendem Rohstoff zu heizen. 1998 war die Biomasse-Heizanlage als besonderer staatlicher Beitrag für den Umweltschutz in Betrieb gegangen.

    Der Energiesparvertrag

    Genauso konsequent sei es gewesen, im Jahre 2014 einen Energiesparvertrag mit einem externen Dienstleister abzuschließen. Nach einer genauen Analyse des Energieverbrauchs und eingeleiteten technischen und organisatorischen Verbesserungsmaßnahmen werden seither erhebliche Verbrauchseinsparungen bei sämtlichen Energieträgern erzielt.

    Umstellung auf ökologischen Landbau

    Und ebenso konsequent sei es nun gewesen, die Bewirtschaftung des landwirtschaftlichen Betriebes und der Gärtnerei der JVA im Jahr 2016 umzustellen und nach den Prinzipien des ökologischen Landbaus zu betreiben. Als Biokontrollstelle fungiert die ÖkoP Zertifizierungs GmbH mit Sitz in Straubing.

    Ganz besonders freute es Gerhard Weigand, dass die zweijährige Umstellungsphase nun am 1. April 2018 endete und somit exakt auf den Jahrestag fiel, an dem die JVA in Ebrach vor 60 Jahren in ein Jugendgefängnis umgewandelt worden war.

    Über 100 Hektar Wiesen und Feld

    Die nunmehr ökologisch zertifizierte Landwirtschaft wird auf einer Gesamtfläche von rund 115 Hektar betrieben. Davon entfällt der Löwenanteil auf Grünflächen (rund 56 Hektar) und auf den Ackerbau (49 Hektar). Angebaut werden unterschiedlichste Feldfrüchte wie Winterweizen, Winterroggen, Winterdinkel, Sommergerste, Triticale, Luzerne oder Klee-Luzerne. Dazu werden 210 Galloway-Rinder gehalten. Die aus dem gleichnamigen Kreis Galloway in Schottland stammende robuste Rasse ist für den ernährungsphysiologisch hohen Wert ihres Fleisches bekannt.

    Bald Öko-Gemüse aus eigenem Anbau

    Von der Gärtnerei wird künftig im Freiland ökologisch zertifiziertes Gemüse zur Verwendung in der Küche der JVA angebaut. Dazu bedarf es jedoch noch einer langwierigen Sanierung des Bodens aufgrund einer speziellen, nicht wirtschaftlich ergiebigen Bepflanzung mit Luzernen. Darüber hinaus startet die Gärtnerei derzeit ein Pilotprojekt zur Ansiedlung von Bienenvölkern. Zusätzlich werden im Gewächshaus, allerdings auf konventionelle Art und Weise, insbesondere Beet- und Balkonpflanzen sowie Sommerschnittblumen gezogen.

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