Idyllisch gelegen ist er und lädt gerade im Sommer zum Verweilen ein – der Biergarten am Schießhaus, der direkt am Schweinfurter Haardtwald zu finden ist. Der Wald ist auch Namengeber für den ganzen Stadtteil „Haardt“, dessen Bewohner vom Stück Natur in Stadtnähe profitieren. Vielleicht ist es einer der am schönsten gelegenen Stadtteile Schweinfurts, von dessen oberen Rand sich weit über Stadt und Mainfränkische Platten bis hin zu Steigerwald und Schwanberg blicken lässt. Aber man muss es auch mögen, keine Infrastruktur in Laufnähe zu haben.
Die ersten Häuser in der Haardt entstanden 1971/72. Dann kam es zu einem immensen Bauboom, der mit dem Anlegen eines vielfältigen Straßen- und Wegenetzes einherging, heißt es in der Chronik des Stadtteils, die der „Aktionskreis Haardt“ herausgegeben hat. „Ich habe es nie bereut, dass ich hierher gezogen bin“, sagt Bewohner Kurt Vogel und lacht. „Es ist definitiv Schweinfurts schönster Stadtteil.“
Einer der ersten Bewohner
Der gebürtige Kitzinger, der längst zum Tausendsassa in Schweinfurt geworden ist, bezog mit seiner Familie als eine der ersten 1974 das neue Heim. „Es war das zweite Haus, das in der Franz Marc-Straße entstand“, erinnert sich der ehemalige Stadtrat. Die Hanglage habe ihm sofort gefallen, da er in seinem Kitzinger Elternhaus mehrmals Hochwasser erlebt habe: „Das wollte ich auf jeden Fall vermeiden.“
Die Haardt ist komplett als Tempo 30 Zone ausgewiesen und eben seit den 70-er Jahren ein bevorzugtes Einfamilien-Wohngebiet. Das lässt sich auch aufgrund der Altersstruktur erkennen. „Damals sprangen hier wesentlich mehr Kinder herum als heute“, sagt Vogel.
In der Tilman-Riemenschneider-Straße am Waldrand entlang reihen sich Häuschen an Häuschen mit hübsch angelegten Vorgärten. Die Straße mündet in den Matthias-Grünewald-Ring, der als Ringstraße den den Bergsporn erschloss und auf dem seitdem der Stadtbus verkehrt. Auch die Seitenstraßen wurden nach bekannten Malern benannt, so Franz Marc, Paul Klee oder Carl Spitzweg. Hier findet man auch die ein oder andere Villa oder Einfamilienhäuser mit gehobenem Standard.
Merkmal Flachbau
Ein wichtiges Merkmal haben fast alle Häuser gemeinsam: die Bungalowbauweise mit Flachdach, typisch für die 70-er Jahre. Um eine bauliche Monotonie zu vermeiden, aber auch aus Gründen einer besseren wirtschaftlichen Erschließung des Baugeländes, entschloss sich das Baureferat der Stadt zwischen den Bungalowgruppen kleinere Gruppen von Punkthäusern zu integrieren - so wird es in der Chronik berichtet.
Kurt Vogel war nie Fan des Flachdaches, aber das waren nun mal die Vorgaben des Münchner Architekten, der mit der Bebauung des Haardt-Hanges beauftragt war. „Da musste ich mich wohl oder übel beugen.“ Was die Infrastruktur angeht, seien die Planungen damals andere gewesen: „Da sind wir Bewohner schon in die Irre geführt worden“, meint der heute 77-Jährige.
So heißt es beispielsweise in einem Entwurf des Stadtplanungsamtes von 1963: „Der Entwurf berücksichtigt ebenfalls eine Schule und zwei Kirchen. Das künftige Wohngebiet würde nach diesem Plan eine Einwohnerzahl von etwa 3800 Menschen erhalten.“ Auch eine Bäckerei und Metzgerei sowie ein großer Abenteuerspielplatz seien versprochen worden, erzählt Vogel.
Treff am Gemüsewagen
Stattdessen trafen sich viele Haardter an den Standplätzen des Sennfelder Gemüsewagens oder der Eierhändler, die die Haardt regelmäßig anfuhren. Zwar bleibt die Haardt bis heute der Stadtteil mit der geringsten Infrastruktur - ohne Kirchengemeinde, Kindergarten, Schule, Hort oder Jugendeinrichtung. Dennoch: Die Bewohner scheinen sich daran gewöhnt zu haben. Vielleicht, weil sie doch günstig wohnen zu vielen Einrichtungen in den Nachbarstadtteilen wie Schulen, Hallen- und Freibad, Sportheim, oder der Wildpark an den Eichen.
„Es ist einfach der Naherholungseffekt, der die Lage attraktiv machte und macht“, sagt Vogel. Der Wald hat es ihm angetan. Ob durch seine Spaziergänge mit dem Hund, durch jahrzehntelanges, regelmäßiges Joggen oder auch das ein oder andere Zirkeltraining: „Ich kenne den Haardtwald wie meine eigene Westentasche“, sagt der ehemalige Lehrer des Humboldt-Gymnasiums und Kreisvorsitzender des Bayerischen Landessportverbands (BLSV).
Übrigens wurde das heutige Schießhaus in der Mitte des Haardtwaldes zunächst als einfache Wärmestube für Jäger erbaut und später erweitert - als Treffpunkt der Jägerschaft aus Stadt und Landkreis. Daneben entstand Mitte der 30-er Jahre eine Schießanlage der Wehrmacht, und das Schießhaus wurde Offizierskantine (Quelle: Wikipedia). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schießhaus als Gasthaus umgebaut.
US-Militär in der Haardt
Die Schweinfurter US-Garnison nutzte dann das benachbarte 13 Hektar große Areal, das „Victory Schießanlage“ genannt wurde, bis zu ihrem Abzug im Jahr 2014. In den 1990er Jahren wurde zudem in der Haardt eine Wohnanlage mit mehreren großen Häusern für US-amerikanische Familien erbaut, die seit der Auflösung der Schweinfurter US-Garnison 2014 als neuer Wohnraum der Allgemeinheit zur Verfügung steht.
Als legendär bezeichnet Kurt Vogel die Bergfeste, die bis vor einigen Jahren regelmäßig im Stadtteil stattfanden. „Das war die schönste Kirchweih' in Schweinfurt.“ Auch heute noch wird Nachbarschaft groß geschrieben und „wir feiern in kleinerer Runde jährlich ein Nachbarschaftsfest“.
Zur Lage:
Die Haardt befindet sich im Norden des Stadtgebiets und wird in den Statistiken der Stadt Schweinfurt als Bezirk 34 geführt. An die Haardt grenzt im Südwesten der Stadtteil Eselshöhe, im Nordwesten die Vorortgemeinde Dittelbrunn, im Norden der zum Stadtgebiet gehörende Haardtwald und im Südosten der Stadtteil Hochfeld/Steinberg. Zudem grenzt an den Haardtwald im Osten die Großgemeinde Üchtelhausen mit dem Ortsteil Zell. Auf dem Haardberg befand sich eine historische Richtstätte der Reichsstadt Schweinfurt.
Die Haardt befindet sich im Norden des Stadtgebiets und wird in den Statistiken der Stadt Schweinfurt als Bezirk 34 geführt. An die Haardt grenzt im Südwesten der Stadtteil Eselshöhe, im Nordwesten die Vorortgemeinde Dittelbrunn, im Norden der zum Stadtgebiet gehörende Haardtwald und im Südosten der Stadtteil Hochfeld/Steinberg. Zudem grenzt an den Haardtwald im Osten die Großgemeinde Üchtelhausen mit dem Ortsteil Zell. Auf dem Haardtberg befand sich eine Richtstätte der Reichsstadt Schweinfurt.