Was als "Schenkstatt" vor über 400 Jahren errichtet wurde, ist heute als Brauereigasthof in Werneck bekannt. Aus Altersgründen will sich der langjährige Pächter Michael Schmitt zum Jahresende zurückziehen. Mit Anna Korbacher und Tobias Müller fand sich ein junges Paar, das ab Januar neuen Schwung in das Traditionshaus von 1617 bringen will.
Alt wirkt Michael Schmitt, ein gelernter Restaurantfachmann, mit seinen 68 Jahren zwar nicht. Aber er hat schon 52 Berufsjahre hinter sich, 32 davon als Pächter der Brauereigaststätte in Werneck. "Ich habe damals die Chance gesehen, aus der Dorfgaststätte ein gut geführtes Lokal mit fränkischer Küche zu machen", blickt er zurück. "Und mit Gästezimmer, denn das Hotel habe ich erst aufgebaut."
110 Sitzplätze plus Kastanien-Biergarten
Von Null aufbauen müssen seine Nachfolger nicht, wenn sie zum Beginn des neuen Jahres 2025 den Gasthof mit 110 Sitzplätzen plus Kastanien-Biergarten übernehmen. Zum einen ist dieser bekannt, in Werneck als "Mittelwirt" zwischen der "Rumpelkammer" und der "Krone-Post". Zum anderen bleibt ihnen Michael Schmitt als Begleiter noch einige Zeit erhalten.

Das schätzen der gelernte Koch Tobias Müller und seine Lebenspartnerin Anna Korbacher sehr. "Er weiß ja alles und arbeitet mich auch ein", meint die 33-jährige, die bislang in der Verwaltung arbeitete. Als Quereinsteigerin wird sie sich künftig vorrangig um die Betriebsführung, Buchhaltung und Verwaltung kümmern, wird das Frühstück für die Hotelgäste richten und optisch der Gaststätte ein frisches Aussehen ermöglichen.
"Den Nebenraum haben wir schon renoviert", weist sie auf hellere Wandfarben und neu gehängte, historische Fotografien hin. "Zwischen Weihnachten und unserem ersten Öffnungstag am 3. Januar frischen wir auch den Gastraum noch auf", erklärt sie. Der alte Charme soll aber erhalten bleiben.
Lebenstraum fast erfüllt: statt Café nun ein Gasthaus
Für Anna Korbacher erfüllt sich ein Lebenstraum. "Ich wollte immer ein kleines Café eröffnen", blickt sie zurück. "Jetzt ist es eben ein Gasthaus geworden." Was mit zufälligen Umständen zu tun hat, wie ihr Partner erklärt. Sie erfuhren an ihrem Wohnort in Hausen bei Würzburg von ihrem Nachbarn, der ein Bruder von Michael Schmitt ist, dass demnächst ein Übernehmer gesucht wird.
Zu dieser Zeit arbeitete Tobias Müller noch in der Industrie, was ihn aber nicht erfüllte. Seine Koch-Leidenschaft hatte er nie vergessen, schließlich hatte er jahrelang im "Backöfele" in Würzburg gearbeitet und im Hotel "Mainblick" in Marktheidenfeld seine Ausbildung erhalten.

Weil die beiden "ihr eigenes Ding machen" wollten, weil sie selbst Entscheidungen zu ihrer Arbeit treffen wollten, wagten sie den Schritt in die Selbstständigkeit. "Es macht richtig Spaß, hier zu arbeiten", hat Anna Korbacher bereits gemerkt. Für Tobias Müller war Selbstständigkeit nichts Neues, zumal seine Eltern ein Catering-Unternehmen hatten und er von klein auf dort mithalf.
Dass der Brauereigasthof wirtschaftlich gut dasteht, unterstreicht Noch-Pächter Michael Schmitt. "Die Corona-Zeit haben wir gut überstanden", meint er, "auch wenn der hohe Besucherstand wie in der Zeit davor noch nicht wieder erreicht ist". Er weiß, dass etliche Wirte aufgegeben haben, "aber das kommt jetzt auch den übrig gebliebenen Gaststätten zugute".
14 Gästezimmerund immer mehr Radfahrer und Wanderer
Weil in Werneck die vielen Kliniken und Heime zahlreiche Besucher von außerhalb in den Ort führen, sind sowohl Gaststätte als auch die 14 Gästezimmer gut nachgefragt. Auch immer mehr Radfahrer und Wanderer machen hier Halt. Schmitt weiß von illustren Gästen zu berichten, von Gunter Sachs oder vom Physik-Nobelpreisträger Jack Steinberger, die schon bei ihm speisten.

Seit Mai steht nun der 38-jährige Tobias Müller in der modernen Küche des Brauereigasthofs, hat die Gerichte auf der Speisekarte nach seinem Gusto entwickelt, bleibt aber beim fränkischen Essen, mit Wildgerichten und Fisch. Immer sind auch mit Bier gekochte Gerichte dabei. Denn das Wernecker Bier wird trotz Schließung der Brauerei im Jahr 2020 in gleicher Rezeptur von der Kauzen-Brauerei Ochsenfurt noch hergestellt und natürlich im Gasthof ausgeschenkt.
Ausprobieren will Müller auch spezielle Aktionstage. "Am 1. Februar gibt eine fränkische Schlachtschüssel", nennt er ein Beispiel. Ein gelernter Metzger, der mit ihm in der Küche arbeitet, sei überzeugt, dass das viele Freunde findet.
Das Personal – insgesamt arbeiten drei Vollzeit und elf Teilzeitkräfte im Haus – übernehmen die neuen Pächter gerne und wollen noch zwei weitere Mitarbeiter einstellen. Weil das Paar ein kleines Kind hat, bleibt es auch künftig bei den Ruhetagen sonntags und montags. Geöffnet ist die Küche von 11.30 bis 14 Uhr und von 17 bis 20.30 Uhr, der Gastraum bis 23 Uhr.