Es war eine überraschende Nachricht, die Stefan Labus, Vorsitzender der Interessengemeinschaft zur Rettung des Krankenhauses St. Josef, am Montag verkündete: Francesco De Meo, bis 2023 CEO des privaten Krankenhauskonzerns Helios, entwickelt als Berater ein Konzept zur Rettung des Krankenhauses St. Josef.
Die Interessengemeinschaft finanziert die ersten sechs Monate des Vertrages mit dem deutschlandweit bekannten Manager, der nach seinem Rückzug bei Helios und aus dem Vorstand von Fresenius als Berater im Gesundheitswesen arbeitet. Bei einem Treffen am Montagabend am Hauptsitz der Kongregation der Erlöserschwestern in Würzburg, dem Träger von St. Josef, sind die entsprechenden Vereinbarungen fixiert worden.
Auf Nachfrage der Redaktion hatte Stefan Labus auch erklärt, dass die Erlöserschwestern nun doch nicht die Akut-Geriatrie und die Palliativstation an das Leopoldina-Krankenhaus abgeben wollen, obwohl seit Wochen unterschriftsreife Verträge vorliegen. Als die Kongregation am 25. September überraschend bekannt gegeben hatte, man wolle das Krankenhaus über den 31. Dezember hinaus doch betreiben, hatte die Generaloberin Schwester Monika Edinger noch erklärt, die beiden Abteilungen wie geplant an das Leopoldina abzugeben. Durch die Zusammenarbeit mit dem neuen Berater gilt dies offenbar nicht mehr.

Weder Stadtverwaltung noch Leopoldina-Krankenhaus im Vorfeld informiert
Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) wie der Geschäftsführer des Leopoldina-Krankenhauses, Jürgen Winter, haben nach Informationen dieser Redaktion auch von dieser Entwicklung im Vorfeld keine Kenntnis gehabt. Der städtische Pressesprecher Werner Duske erklärte auf Nachfrage, es gebe "aktuell keine Gespräche mit dem Orden". Das Vorhaben, die Akut-Geriatrie und die Palliativstation nicht abgeben zu wollen, habe man durch die Berichterstattung dieser Redaktion zur Kenntnis bekommen.
Es gäbe aber "keinen Grund, an unserer Vorgehensweise etwas zu ändern", so Duske. Derzeit sieht die Stadt "keinen Handlungsbedarf" und bereite weiter die Übernahme der Akut-Geriatrie sowie der Palliativstation vor und werde bis zu 80 neue Betten bereitstellen. Dem Gesundheitsministerium in München werden die entsprechenden Anträge vorgelegt, die Genehmigung wird für Anfang November erwartet.
Stadt wie Landkreis stehen nicht mehr als Kooperationspartner zur Verfügung
Oberbürgermeister Sebastian Remelé hatte Ende September nach der Nachricht, die Erlöserschwestern wollten St. Josef doch weiterbetreiben, erklärt, die Stadt stehe nicht als Kooperationspartner zur Verfügung, komme aber ihrer Aufgabe nach, die Gesundheitsversorgung über den 31. Dezember hinaus sicherzustellen. "Wir sind nicht davon überzeugt, dass das Josefs in der jetzigen Verfassung und der jetzigen unklaren Perspektive seinen Dienst noch lange genug aufrechterhalten wird", hatte der OB damals erklärt. An dieser Einschätzung hat sich nichts geändert.
Veit Oertel, Pressesprecher des Leopoldina-Krankenhauses, erklärte auf Nachfrage: "Die Informationen über die neuen Entwicklungen im Krankenhaus St. Josef haben wir über die Tagespresse erhalten. Um die Versorgungssicherheit in der Region weiter zu gewährleisten, haben wir bereits intensive Vorbereitungen für die Übernahme der Palliativstation und der Akutgeriatrie getroffen und werden diese Bemühungen auch fortsetzen. Unsere Zusagen werden wir einhalten. Allerdings ist aufgrund der aktuellen Entwicklungen auf Seiten der Kongregation der Schwestern des Erlösers der bisher kommunizierte Zeitplan gefährdet."

Skepsis gegenüber privaten Krankenhaus-Konzernen
Im Kontext des beruflichen Hintergrundes des neuen Beraters, der einen der größten privaten deutschen Krankenhaus-Konzerne geleitet hat, wird auch deutlich, dass die Stadt als Träger des Leopoldina-Krankenhauses die Entwicklungen rund um St. Josef und die Bemühungen, einen anderen Träger zu finden, sehr genau beobachtet. Finanzreferentin Anna Barbara Keck hatte im Ferienausschuss im August dazu Folgendes gesagt: "Das Schlimmste wäre, wenn wir uns finanziell massive Risiken aufbürden und damit das Leopoldina so schwächen, dass es ein Übernahmekandidat für private Träger würde."
Im Umkehrschluss heißt das auch, dass der Verkauf von St. Josef an einen privaten Krankenhaus-Konzern ebenso Sorgenfalten bei der Stadt erzeugen würde. Denn das würde bedeuten, dass man nicht mehr vom "Schweinfurter Modell" der Kooperation zwischen einem kommunalen und einem christlichen Träger ausgehen müsste, sondern von einem Wettbewerb um Patienten zwischen einem privaten und einem kommunalen Träger.