Das Theater im Evangelischen Gemeindehaus meint es gut mit dem neuen Jahr und begrüßt es gleich dreifach. Nach "Schwanensee" an Silvester und Neujahr und dem Singer-Songwriter-Konzert im Museum Otto Schäfer am Freitag, war es schon am Donnerstag das Sorbische National-Ensemble Bautzen, das "beschwingt" nach 2025 führte. Das darf man durchaus unterstreichen.
60.000 Sorben leben in Deutschland, in der Ober- und der Unterlausitz, in Sachsen und Brandenburg, und sie halten ihre Kultur und Sprache hoch. Schon 1952 wurde das einzige zweisprachige Theater in Deutschland gegründet, das seit den 1990er-Jahren immer wieder in Schweinfurt zu Gast ist, unter anderem vor zwölf Monaten zum Jahresstart und davor ziemlich regelmäßig, auch mit Stücken für Kinder.
Vor einem überwiegend etwas gesetzteren Publikum im gut ausgelasteten Saal spielte die sorbische Kultur jedoch nur eine etwas untergeordnete Rolle. Immerhin gab es Osteuropa zur Ouvertüre des Polen Wladyslaw Szpilman (1911-2000, "Der Pianist"), Tänze von Jean-Paul (Jan Pawol) Nagel, 1934-1997, in bunten Kostümen.
Die Grenzen des Gemeindehauses wurden aufgezeigt
Wobei sich da und auch später beim personell überschaubaren Ballett die Grenzen des Gemeindehauses zeigten, weil die kleine Bühne mit gut drei Dutzend Orchestermitgliedern rappelvoll war und man fürchten musste, die guten Tänzer könnten in den Zuschauerraum stürzen.
Wenig Sorben, dafür viel Wien der Dynastie Strauß, mit den ohrwurmtauglichen Walzern, die die blaue Donau zum Klingen bringen, die Bauern-Polka, die Tritsch-Tratsch-Polka, aber auch Robert Stolz "Ob blond, ob braun…"
Das Orchester unter der energisch zupackenden jungen Dirigentin Katharina Dickopf zeigte sehr viel Spielfreude, riss beschwingt mit. Schade, dass die beiden Sänger dem nicht ganz folgen konnten. Jessica Viana-Leão tat sich schwer in den hohen Tönen, Kyle Fearon-Wilson war meist schwer zu verstehen: "Dein ist mein ganzes Herz", "Wer hat uns getraut?"
Die beiden waren offenbar eine Ersatzbesetzung (wobei sie schon rein altersmäßig und körperlich nicht zusammenpassen wollten). So jedenfalls war es nicht angekündigt, was ein bisschen ärgerlich war, weil dem Publikum kein Programmblatt angeboten wurde. Macht das Schule, wie schon auch beim Gastspiel des Altonaer Theaters mit "Altes Land"?
Der Begeisterung tat dies jedoch keinen Abbruch. Nach dem Radetzky-Marsch als stürmischem Hinausfeger, gab des jubelnden Applaus.