Für Nächstenliebe und Demokratie einstehen und Widerstand leisten gegen Rechtsextremismus und die AfD – das war es, was am Samstagmittag, 27. Januar, tausende Menschen auf den Schweinfurter Marktplatz zog. Für den Tag des Gedenkens der Opfer des Nationalsozialismus hatte das Bündnis "Schweinfurt ist bunt" zu einer Demonstration aufgerufen, um ein "Zeichen für Demokratie, Freiheit und Respekt" zu setzen, heißt es in der Pressemitteilung.
Und zahlreiche Menschen aus der Region waren dem Ruf gefolgt. Laut offizieller Schätzung der Polizei fanden sich zur symbolisch gewählten Startzeit der Protestaktion, um fünf vor zwölf Uhr, rund 6500 Menschen auf dem Schweinfurter Marktplatz ein, um zum Teil mit Schildern und Sprechchören ein Zeichen für die Demokratie und gegen die Politik der AfD zu setzen.

Teilnehmende sorgen sich vor politischem Rechtsruck
"Wir sind überwältigt, wie viele wir sind", sagte Marietta Eder, Vorsitzende des Bündnisses "Schweinfurt ist bunt" zu den Versammelten und sprach aus, was viele der Teilnehmenden zu sorgen scheint: "Was wir in den letzten Wochen und Monaten erleben, ist, dass der Diskurs nach rechts gerückt ist. Dass Undenkbares mittlerweile sagbar ist", so Eder.

Sie rief die Versammelten dazu auf, sich bei kommenden Wahlen für demokratische Parteien zu entscheiden, und: "Zeigen Sie Herz, wenn es Hass und Hetze gibt. Wir müssen uns gegen diesen Hass und diese Hetze stellen, gegen falsche Fakten und uns gegen diese Demokratiefeinde wehren", so Eder.
"Zeigen Sie Herz, wenn es Hass und Hetze gibt."
Marietta Eder, Vorsitzende beim Bündnis "Schweinfurt ist bunt"
Gegen 12.15 Uhr setzte sich der Demonstrationszug dann in Bewegung, an dem auch zahlreiche politische Vertreterinnen und Vertreter aus den Kommunen, dem Landkreis, dem Landtag und dem Bundestag teilnahmen. Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé nahm nicht an der Veranstaltung teil.

Demonstrationszug zog sich weit durch die Schweinfurter Innenstadt
Der Zug führte durch die Schweinfurter Innenstadt über die Spitalstraße und die Schultesstraße, vorbei am Landgericht und dem Theater der Stadt Schweinfurt, weiter am Zeughaus vorbei durch die Zehntstraße und schließlich zurück auf den Marktplatz. Aufgrund der Menschenmassen befand sich das Ende des Zuges, als die ersten Teilnehmenden bereits wieder auf dem Marktplatz eintrafen, noch immer in der Schultesstraße und es dauerte über eine halbe Stunde, bis auch die letzten Teilnehmenden wieder auf dem Marktplatz waren.

Mit der Demonstration unter dem Motto "Nie wieder ist jetzt" reiht sich Schweinfurt in eine Bewegung ein, die gerade bundesweit in vielen deutschen Städten Menschen auf die Straße treibt. Hintergrund ist eine Recherche der Correktiv-Redaktion, die vor wenigen Wochen ein Treffen zwischen Politikerinnen und Politikern der AfD und anderen Rechtskonservativen öffentlich gemacht hatte.
Dabei sollen Pläne einer sogenannten "Remigration", also der Vertreibung von Menschen ausländischer Herkunft sowie ihrer Unterstützerinnen und Unterstützer besprochen worden sein. Seitdem finden bundesweit Protestveranstaltungen gegen Rechtspopulismus und die Politik der AfD statt.
Zuletzt hatten sich auch in Würzburg zwischen 3000 und 4000 Menschen an einer ähnlichen Veranstaltung beteiligt. Weitere Aktionen finden am Wochenende 27./28. Januar unter anderem in Kitzingen, Bad Kissingen und Haßfurt statt.
Protestaktion in Schweinfurt verlief laut Polizei ruhig
Die Protestveranstaltung in Schweinfurt sei bis auf einige Verkehrsbehinderungen ruhig verlaufen, bestätigt die Polizei Schweinfurt auf Nachfrage. Auch eine Unterwanderung der Veranstaltung durch rechte politische Gruppen habe man nicht feststellen können.
Auf dem Schweinfurter Marktplatz wandte sich auch Agnes Conrad, Vorstandsmitglied von "Schweinfurt ist bunt" an die Menge. "Wir sind keine Einzelbewegung, wir sind nicht alleine. Diese Bewegung geht gerade durch ganz Deutschland", sagte sie. Sie hoffe deshalb, dass der Protestzug auch in Schweinfurt keine einmalige Aktion bleibe und die Schweinfurterinnen und Schweinfurter auch künftig für ihre demokratischen Werte weiterhin auf die Straße gingen, so Conrad.