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Niederwerrn: Niederwerrn wird wieder ein Zentrum haben: Wie ausgerechnet eine Autobahnbrücke zur "Neuen Mitte" wird

Niederwerrn

Niederwerrn wird wieder ein Zentrum haben: Wie ausgerechnet eine Autobahnbrücke zur "Neuen Mitte" wird

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    Großprojekt "Neue Mitte" in Niederwerrn: Hier zwischen Bibliothek, Schule und Seniorenheim entsteht ein neues Ortszentrum. Die Scheune rechts wird zur Energiescheune, einer Außenstelle der Bauhütte Obbach und zum "Kraftwerk" für das Ensemble. Das Fachwerkhäuschen links wird zum  Kolonialwaren-Museum. Hier wird die Sammlung von Käthe und Winfried Maul zu sehen sein.  
    Großprojekt "Neue Mitte" in Niederwerrn: Hier zwischen Bibliothek, Schule und Seniorenheim entsteht ein neues Ortszentrum. Die Scheune rechts wird zur Energiescheune, einer Außenstelle der Bauhütte Obbach und zum "Kraftwerk" für das Ensemble. Das Fachwerkhäuschen links wird zum  Kolonialwaren-Museum. Hier wird die Sammlung von Käthe und Winfried Maul zu sehen sein.   Foto: Anand Anders

    Bürgermeisterin Bettina Bärmann hat ein Ziel: 2024 unter dem Maibaum in der "Neuen Mitte" stehen. Zwischen Gemeindebibliothek, der früheren Synagoge, Hugo-von-Trimberg-Schule und Seniorenheim entsteht am alten Dorfpfad die "Neue Mitte". Zum Ensemble gehören die Neubauten Bürgerzentrum mit Café, ein Bürgersaal. Eine Scheune wird zur Energiescheune, einer Außenstelle der Bauhütte Obbach und zum "Kraftwerk" umgebaut. Aus einem alten Fachwerkhäuschen wird ein Museum: Dort wird die Kolonialwarensammlung von Käthe und Winfried Maul präsentiert.  

    Ergebnisse der Bürgerwerkstatt spielen eine Rolle

    Seit 2014 ist das Projekt am Entstehen, jetzt war Grundsteinlegung. Bettina Bärmann und Architekt Stefan Schlicht vom Schweinfurter Büro Schlicht Lamprecht Kern gingen auf die Vorgeschichte und die Hintergründe ein. Als 2014 die Amerikaner weggingen, wurde der Altort als Sanierungsgebiet festgelegt. Eine Bürgerwerkstatt zeigte, dass sich die Bürgerinnen und Bürger ein Zentrum wünschen, es bedauern, dass Altort und Neubaugebiete keine Verbindung haben.

    Warum es keinen Altort mehr gibt? Niederwerrn entwickelte sich im wahrsten Sinn des Wortes in die andere Richtung, sagt Bettina Bärmann. Richtung Schweinfurt nämlich entstanden die Neubaugebiete. Der Altort als Dorfzentrum: das ist lange vorbei.  

    Grundsteinlegung mit Zeitkapsel für die "Neue Mitte" Niederwerrn: (von links) Architekt Christoph Lamprecht, Manfred Grüner (Städtebauförderung Regierung von Unterfranken), Architekt Stefan Schlicht und Bürgermeisterin Bettina Bärmann.
    Grundsteinlegung mit Zeitkapsel für die "Neue Mitte" Niederwerrn: (von links) Architekt Christoph Lamprecht, Manfred Grüner (Städtebauförderung Regierung von Unterfranken), Architekt Stefan Schlicht und Bürgermeisterin Bettina Bärmann. Foto: Anand Anders

    Der Weg zur "Neuen Mitte" war ein langer, er war kein einfacher, sagt die Bürgermeisterin. Ihr ist anzusehen ist wie sehr sie sich freut, dass es jetzt endlich losgeht. Die Gemeinde machte  Gebrauch von ihrem Vorverkaufsrecht für Grundstücke in diesem Bereich. Viele wollten aber nicht verkaufen, sondern lieber tauschen, sagt die Bürgermeisterin. "Es war nicht einfach."

    "Wer einen hohen Turm bauen will, muss lange beim Fundament verweilen"

    Bürgermeisterin Bettina Bärmann

    Stück für Stück hatte sie aber irgendwann alle Steinchen für ihr Puzzle zusammen. "Wer einen hohen Turm bauen will, muss lange beim Fundament verweilen". Für Bettina Bärmann so etwas wie das Motto für dieses Projekt. Was ihr aber auch klar ist: Die "Neue Mitte" ist nur ein Angebot, eine Chance. Die Bürgerinnen und Bürger müssen sie annehmen, mit Leben erfüllen. Ihrer Einschätzung nach dürfte das kein Problem sein.     

    Vor dem kleinen Grundstein-Festakt zwischen Bibliothek und dem zukünftigen Kolonialmuseum erzählt Bettina Bärmann bei einem Pressegespräch, wie schwierig es war, einen langen Atem zu behalten und Bürgerinnen und Bürgern, aber auch dem Gemeinderat zu vermitteln, warum das so lange dauert. "Du machst doch nur Sprüch'. Wann geht's denn los?" Sätze in diesem Stil sind ihr im Gedächtnis geblieben. Solche Sätze spornen sie aber auch an, weiterzumachen und dranzubleiben, sagt sie. Dass es so lange gedauert hat, habe aber auch bewirkt, dass eine runde Sache entstehen wird.

    "Jetzt ist es ein richtiges Projekt der Innenentwicklung", freut sich Architekt Stefan Schlicht. Er spricht von einem Vorzeigeprojekt, ist beeindruckt von der Bereitschaft Niederwerrns, etwas anzupacken. "Stillstand ist Rückschritt", das hat er in einigen Gemeinden und Städten beobachtet.  "Hier geht etwas", sagt er anerkennend in Richtung Niederwerrn.  

    So soll die "Neue Mitte" in Niederwerrn aussehen:  Die Kelle für die Grundsteinlegung zeigt ein Bild von Bürgerhaus und Café. In das Gebäude rechts wird das Kolonialmuseum einziehen. 
    So soll die "Neue Mitte" in Niederwerrn aussehen:  Die Kelle für die Grundsteinlegung zeigt ein Bild von Bürgerhaus und Café. In das Gebäude rechts wird das Kolonialmuseum einziehen.  Foto: Anand Anders

    Ein Vorzeigeprojekt sieht auch Manfred Grüner von der Städtebauforderung der Regierung von Unterfranken. 60 Prozent Zuschüsse gibt es. Die Gesamtkosten lagen ursprünglich bei 6,5 Millionen Euro. Bedingt durch die Preisanstiege allenthalben werden es wohl acht Millionen werden, so Bettina Bärmann.  

    Hotel mit 60 Betten geplant

    Bei dem Projekt geht es aber nicht um Häuser. Es geht um Treffpunkte, Möglichkeiten, Zusammenspiel. Ins Bürgerhaus kommt das Standesamt, das Café kann den Sektempfang ausrichten, das Brautpaar den Balkon nutzen, um sich bejubeln zu lassen. Das hält Architekt Stefan Schlicht für eine nette Sache. Später soll an anderer Stelle in der Nähe noch ein Hotel mit 60 Betten entstehen.    

    Die alte Rothof-Brücke an der A7 (rechts) zwischen der Anschlussstelle Estenfeld und dem Autobahnkreuz Biebelried wurde 2019 abgerissen. Der Beton wurde recycelt und wird jetzt in Niederwerrn verbaut.
    Die alte Rothof-Brücke an der A7 (rechts) zwischen der Anschlussstelle Estenfeld und dem Autobahnkreuz Biebelried wurde 2019 abgerissen. Der Beton wurde recycelt und wird jetzt in Niederwerrn verbaut. Foto: Christian Ammon

    Der Begriff Vorzeigeprojekt trifft aber noch auf einen weiteren Bereich zu: Die Gemeinde setzt ein Zeichen für Kreislaufwirtschaft, für Ressourcen-Schonung und für Energieeffizienz. Die Klimascheune sorgt für die Energie-Versorgung des Ensembles. "Wir sind autark", sagt Bärmann.

    Der Beton, der verbaut wird, ist recycelt. Er stammt von der 2019 abgebauten Talbrücke Rothof an der A 7 zwischen der Anschlussstelle Estenfeld und dem Autobahnkreuz Biebelried.  Stefan Schlicht formuliert das so: "Eine Autobahnbrücke wird die "Neue Mitte " von Niederwerrn."  Was weiterverwendet werden kann im Rahmen der Bauarbeiten, wird weiterverwendet. Das ist ihm wichtig.  Die Baubranche verbrauche weltweit die Hälfte der Ressourcen, sorge für 60 Prozent des Abfalls. "Wir müssen umdenken."  

    In den Grundstein kommt eine Zeitkapsel

    Bettina Bärmann, Manfred Grüner und die Architekten Stefan Schlicht und Christoph Lamprecht sorgen dann noch für einen Moment für die Ewigkeit. In den Grundstein kommt eine Zeitkapsel. Inhalt: Eine Ausgabe des Schweinfurter Tagblatts, die Pläne, Recycling-Beton, der abgelaufene  Ausweis von Bettina Bärmann und eine Corona-Schutzmaske und ein Corona-Test. 

    Danach kann man schon mal ausprobieren, ob die "Neue Mitte" als Treffpunkt und Festplatz taugt. Die Gemeinde hat einen kleinen Empfang vorbereitet. Angesichts der Kälte unter anderem mit Kinderpunsch und Feuerkörben zum Aufwärmen. Die werden bei der Maibaumaufstellung 2024 hoffentlich nicht gebraucht werden.   

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