Diese Ecke verbinden die Älteren nicht nur ausschließlich mit Lebensmitteln. Bis 1970 war genau an der Stelle der heutigen Kupsch-Filiale ein Kino untergebracht, das "Capitol". Als es geschlossen wurde, nutzte die damalige Hypo-Bank den vorderen Teil des Gebäudes, Kupsch eröffnete im hinteren Bereich (Richtung Schelmsrasen) einen Lebensmittelmarkt, erläutert Hausbesitzer und Vermieter Walter Hauck.
1982 wurde es Kupsch auf der ehemaligen Kino-Fläche zu eng. Hauck nahm die Gelegenheit wahr, das benachbarte Haus mit Grund zu erwerben, damit sich der Markt auch auf das Areal des Nachbargebäudes ausbreiten konnte. Kupsch baute Kühlräume, Aufzug und sonstige Aggregate auf eigene Kosten ein.
Nun wurde Kupsch vor einigen Jahren von Edeka übernommen, die dem Hausbesitzer Ende 2000 ankündigte, im Frühjahr 2001 umfassende Sanierungen und Umbauten vorzunehmen, weil die Filiale den Anforderungen an einen modernen Lebensmittelbetrieb nicht mehr genüge. Hauck stellte daraufhin eigene Pläne zur Sanierung der Gebäude-Fassade zurück. Doch die Runderneuerung der Filiale wurde immer wieder verschoben, sagt Hauck.
Kürzlich, mit Schreiben vom 12. Juli, erhielt der Vermieter das Kündigungsschreiben von Kupsch zum 31. Januar 2005. Der mehrmals in Fünf-Jahres-Schritten verlängerte Mietvertrag läuft zu diesem Termin aus. Ein neuer Vertrag wäre nun mit Edeka zu schließen, die Hauck über ihren Gebietsexpansionsleiter einen Vertragsentwurf zukommen ließ.
Der aber hat es nach Haucks Ansicht in sich: Halbierung der Miete für die komplette bisherige Nutzfläche im Erdgeschoss, im Keller und Dachgeschoss des Nebengebäudes von 4800 auf 2400 Euro. Die Kosten für Wartungen und Reparaturen "für bauseitig installierte, technische Anlagen sind stets Vermietersache". Hauck sähe sich plötzlich in der finanziellen Pflicht für Kühl-Anlagen oder den Lastenaufzug, den nur der Mieter für seinen Betriebszweck installiert hat und benötigt.
Nur Kleinreparaturen in den Mieträumen würde Edeka übernehmen wollen, soweit sie auf 150 Euro pro Einzelfall und 600 Euro pro Jahr begrenzt sind. Die gesicherte Mietdauer soll nur ein Jahr sein mit der Option der fünfmaligen Verlängerung um je ein Jahr, sowie anschließend der automatischen Verlängerung um ein Jahr, falls zuvor nicht rechtzeitig gekündigt wird. Ferner möchte Edeka spätestens alle sieben Jahre vom Vermieter die Fassade gestrichen wissen und dazu die farbliche Gestaltung vorschreiben.
Mieteinnahmen halbiert, Kosten-Risiken erhöht? Hauck sieht sich dazu nicht in der Lage. Abzüglich laufender Kosten und Steuern bliebe ihm von der Miete die Hälfte, sagt er. Jede nur mittlere Reparatur etwa an Anlagen, die nicht er, sondern Edeka braucht und nutzt, würde seine Miete auf Monate auffressen. Unter diesen Bedingungen will Walter Hauck die Kupsch-Kündigung annehmen und einen neuen Mieter suchen.
Wer die angebotene Miete von 2400 Euro ergibt bei einer Fläche von 1350 Quadratmeter einen Quadratmeterpreis von 1,77 Euro. Das wäre auch für Schweinfurter Verhältnisse rekordverdächtig niedrig. Der städtische Wirtschaftsförderer Hans Schnabel schätzt den Quadratmeter-Wert für einen Stadtteil-Lebensmittelmarkt auf fünf bis zehn Euro.
Edeka-Sprecher Edo Günther, Mitglied des Vorstands, bestätigt die Verhandlungen mit Hauck und das halbierte Mietpreis-Angebot. Edeka sei ein Handelsunternehmen, das Umsätze erwirtschaften und Erträge erzielen müsse. Am Schelmsrasen sei das unter den derzeitigen Bedingungen nicht möglich. Immer wenn Verträge neu zur Verhandlung anstünden, stelle sich die Frage, ob das Objekt zu den bisherigen Konditionen weitergeführt werden kann oder nicht, sagt Günter.
Doch der Markt könnte attraktiver sein, er wurde lange nicht mehr aufgefrischt "Ja", sagt Günther, "aber die Summe, die man in den Schelmsrasen reinstecken müsste, um Umsätze wie in den Kupsch-Geschäften am Roßmarkt oder am Postplatz zu erreichen, bekommt man nie und nimmer rein." Edeka hätte auch gerne die Filialen in der Segnitzstraße oder an der Wohnscheibe gehalten, doch wirtschaftlich sei dies leider nicht möglich gewesen. Am Montag will Edeka mit Hauck nach einer Lösung suchen, mit der beide leben können. "Ich hoffe, dass es eine Lösung gibt", sagt Günther.
Dies hoffen wohl auch viele Menschen, vor allem die Älteren in dem Wohnviertel. Sonst gehen in einem weiteren wohnortnahen Lebensmittelmarkt Ende Januar 2005 die Lichter aus, es sei denn, ein anderes Handelsunternehmen wäre interessiert. Doch das scheint wenig wahrscheinlich. Zurzeit - siehe Gartenstadt, Hochfeld, Deutschhof - werden kleine Märkte in den Wohngebieten eher geschlossen als neu eröffnet.