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Oberschwarzach: Oberschwarzachs Bürgermeister gibt sich nachdenklich: Warum ein Schloss allein nicht glücklich macht

Oberschwarzach

Oberschwarzachs Bürgermeister gibt sich nachdenklich: Warum ein Schloss allein nicht glücklich macht

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    Oberschwarzachs Bürgermeister Manfred Schötz im Innenhof des Echter-Schlosses, das in den kommenden Jahren für einen Millionen-Aufwand saniert wird. Es soll das "alte und neue Zentrum" des Ortes werden, wünscht sich der Bürgermeister.
    Oberschwarzachs Bürgermeister Manfred Schötz im Innenhof des Echter-Schlosses, das in den kommenden Jahren für einen Millionen-Aufwand saniert wird. Es soll das "alte und neue Zentrum" des Ortes werden, wünscht sich der Bürgermeister. Foto: Michael Mößlein

    Manfred Schötz ist bestimmt kein Pessimist. Dennoch zeigt er sich zu Beginn des Jahres 2023 zumindest nachdenklich. Das dürfte in erster Linie daran liegen, dass man den Oberschwarzacher Bürgermeister vielleicht am ehesten als Pragmatiker beschreiben könnte. Er sieht in vielem, was seine Marktgemeinde prägt und beschäftigt Potenzial. Doch gerade deshalb stört es ihn, der selbst hauptberuflich als Beamter im gehobenen Dienst arbeitet, wenn ausgerechnet von Behördenseite mitunter nicht alles getan wird, um guten Ideen und angestoßenen Projekten alle nur möglichen Wege zu ebnen – einfach so, ohne nachzuhaken und darauf zu pochen.

    Ein Beispiel ist für ihn das nicht nur finanziell größte Projekt innerhalb der Marktgemeinde, das nicht nur die Weinerzeuger in den neun Ortsteilen auf Jahrzehnte hinaus beschäftigen und möglichst deren Existenz sichern soll: das Bewässerungsprojekt. Die Pläne zur Bewässerung der Weinlagen am Rand des Steigerwalds ist bekanntlich eines von vier ausgewählten Pilotprojekten in Bayern, die aufzeigen sollen, wie trotz zunehmender Trockenheit noch effektiv Landwirtschaft betrieben und Kulturen angebaut werden können. Annähernd 20 Millionen Euro soll das Projekt, das vom Staat großzügig gefördert wird, kosten. Also eigentlich eine Sache, die dem Bürgermeister viel Freude bereiten sollte – eigentlich.

    Am Ende denkt jeder nur an sich

    Denn für Schötz zeigt sich gerade anhand dieses Projekts, wie alle Beteiligten vor Ort "strampeln müssen", um beispielsweise alle geforderten Daten rechtzeitig zu erheben. Glücklicherweise wurde hierfür die Frist nochmals verlängert, bis Ende dieses Jahres. Anders sei dies auch nicht zu bewerkstelligen, meint Schötz.

    Was ihn im Zusammenhang mit diesem Großprojekt ebenfalls wurmt, oder, wie er es ausdrückt, "mich als kleinen Bürgermeister bedrückt": "Jeder sieht das nur aus seiner Sichtweise." Worauf Schötz damit anspielt, ist das Agieren der unterschiedlichen Behörden, Verbände und weiterer Beteiligter. Kritik werde da gerne nur in eine bestimmte Zielrichtung geäußert, die sich jeweils nach einem einzigen, ganz bestimmten Interesse richtet. "Und wir als Gemeinde müssen dann alles unter einen Hut bringen", beschreibt Schötz das Kunststück, das er als Bürgermeister mit seinem Gemeinderat und den anderen Verantwortlichen in Oberschwarzach zu leisten habe. Da fühle man sich bisweilen schon alleingelassen, stellt er fest.

    Mehr Ausflüchte als Auswege

    Er nennt ein weiteres Beispiel dafür, wo er sich für die Zukunft wünschen würde, dass manches einfacher von der Hand geht. Ein privates Bauvorhaben im Oberschwarzacher Altort – "wo also keine neuen Flächen versiegelt werden, darüber macht man sich ja auch seine Gedanken" – wäre fast an nicht eingehaltenen Abstandsflächen gescheitert. Es ist nicht so, dass Schötz solche Regeln für unnötig hält. Nur habe es in diesem Fall die Möglichkeit gegeben, die Baupläne anders auszulegen – und schon habe sich ein Ausweg eröffnet. Nur habe nicht die zuständige Genehmigungsbehörde diesen Ausweg aufgezeigt. Dort, so das Gefühl des Bürgermeisters, habe man eher versucht, etwas zu verhindern, statt nach Lösungen zu suchen.

    Dieses "lieber gegen etwas zu sein" als Grundhaltung sieht Schötz nicht nur in Verwaltungsapparaten verhaftet. Diese Einstellung verbinde mittlerweile oft auch Initiativen, die in den Reihen der Bürgerinnen und Bürger entstehen. Gemeinsam gegen etwas zu sein, verbinde häufiger mehr Menschen, als sich gemeinsam für die Schaffung etwas Neuen stark zu machen. Doch gerade darauf komme es laut Schötz in einer Gemeinde doch an. "Unser Ziel muss es doch sein, eine Gemeinschaft zu werden."

    Gemeinschaftsgefühl herrscht in vielen Bereichen

    Mit Blick auf die Marktgemeinde sieht er diese Gemeinschaft glücklicherweise auf einem guten Weg und sogar "kurz vorm Ziel". Auf vielen Ebenen verstünden sich die Bewohnerinnen und Bewohner aller Ortsteile als eine Einheit. Es gebe aber freilich noch Ausnahmen, sagt Schötz und nennt den Fußball, wo etwa die Siegendorfer Kicker lieber eine Spielgemeinschaft mit Nachbarorten aus dem angrenzenden Landkreis Kitzingen betreiben, statt sich mit Oberschwarzacher Ortsteilen zusammenzuschließen. "Doch irgendwann wird auch das noch kommen", glaubt Schötz.

    Ob der Einkaufsmarkt in Oberschwarzach (hier auf einem Bild aus dem Jahr 2021)  Bestand hat, hängt auch davon ab, ob die Menschen vor Ort dort regelmäßig einkaufen und diesen rentabel halten, sagt Bürgermeister Manfred Schötz.
    Ob der Einkaufsmarkt in Oberschwarzach (hier auf einem Bild aus dem Jahr 2021)  Bestand hat, hängt auch davon ab, ob die Menschen vor Ort dort regelmäßig einkaufen und diesen rentabel halten, sagt Bürgermeister Manfred Schötz. Foto: Archivbild Gudrun Theuerer

    Wie sehr Lebensqualität innerhalb einer ländlichen Gemeinde von einzelnen, wenigen Faktoren abhängen kann, zeigt sich für den Oberschwarzacher Bürgermeister anhand des örtlichen Edeka-Marktes. Dieser sei seines Wissens nach aktuell nicht von der Schließung bedroht. Doch angesichts der steigenden Energiepreise könne es durchaus einmal schnell gehen, dass ein solcher Laden dichtmacht, weil es am Umsatz fehlt. Deshalb hänge es jetzt an allen Menschen vor Ort, dort auch regelmäßig einzukaufen und den Laden rentabel zu halten. "Wenn so ein Laden einmal weg ist, dann kommt keiner mehr", ist sich Schötz sicher.

    Baukosten von über zehn Millionen Euro?

    Insoweit ist das zweite Großprojekt, das die Marktgemeinde noch über Jahre hinweg auf Trab halten wird, und das sich vor Ort noch stärker auswirken könnte als die Weinbergsbewässerung, nicht hoch genug einzuschätzen. Es geht um die umfassende Sanierung des historischen Echter-Schlosses, des "alten und neuen Zentrums" von Oberschwarzach, wie Schötz es nennt. Dabei geht es weniger um die immense Bausumme, die am Ende leicht einen zweistelligen Millionenbetrag erreichen könnte. Es geht darum, neues Leben in das alte Gemäuer zu bringen und das Kulturgut sinnvoll zu nutzen.

    Hier sieht Schötz weiter zuversichtlich auf das Nutzungskonzept, das auf breiten Beinen steht. Die örtliche Pfarrei möchte im Schloss Räume nutzen, ebenso die politische Gemeinde. Eine Anlaufstelle für Touristen soll im Nordflügel ebenfalls entstehen. Der Südflügel soll eine Gastronomie beherbergen und – Stand heute – bis Ende 2025 fertiggestellt sein. Dies wiederum würde einer vorhandenen Interessentin für die Übernahme der Gastronomie in die Karten spielen, berichtet Schötz, der sich von dieser eine gutbürgerliche Küche verspricht, "keine Sterneküche".

    Rundumpaket für das alte herrschaftliche Gemäuer

    Eine Gemeindebibliothek, eine Ausstellung von Peter Weiler über den Schriftsteller Erich Kästner sowie ein Trauzimmer im Turm plus darüber liegender Hochzeitssuite und die Möglichkeit, die Schloss-Scheune und den Gewölbekeller für Feierlichkeiten zu mieten, sollen insgesamt ein Rundumpaket bieten, damit das Schloss gut genutzt und ausgelastet ist.

    Und dann, wenn das Schloss wieder strahlt, könnte dies der Auftakt gewesen sein, um dessen Umfeld, den Ortskern von Oberschwarzach auf Vordermann zu bringen, umreißt der Bürgermeister weitergehende Pläne. "Erste Ideen dazu sind da", sagt er und spricht von der Umgestaltung des Kirchplatzes und von einem verkehrsberuhigten Bereich, der auch die Staatsstraße umfassen sollte – was wiederum nicht so einfach sein dürfte, aber laut Schötz auch nicht unmöglich sein dürfe. Potenzial sei in der Gemeinde reichlich vorhanden. "Es müsste dann nur noch das Geld für alles da sein."

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