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Gerolzhofen: Öffnungszeiten und Service: Die neue Leiterin der Stadtbibliothek möchte etwas ändern – dezent, aber mit Effekt

Gerolzhofen

Öffnungszeiten und Service: Die neue Leiterin der Stadtbibliothek möchte etwas ändern – dezent, aber mit Effekt

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    Anna Scharf leitet die Stadtbibliothek in Gerolzhofen seit knapp einem Vierteljahr. Von der Ausstattung der Kultureinrichtung ist sie überzeugt.
    Anna Scharf leitet die Stadtbibliothek in Gerolzhofen seit knapp einem Vierteljahr. Von der Ausstattung der Kultureinrichtung ist sie überzeugt. Foto: Johannes Kiefer

    Nachdem sie fast 15 Jahre lang die Gemeindebibliothek in Grafenrheinfeld geleitet hat, hat Anna Scharf zum 1. Juli die Stadtbibliothek in Gerolzhofen übernommen. Für die 41-jährige Diplom-Germanistin mit Studienschwerpunkt Literaturvermittlung ist die neue Stelle beinahe ein Heimspiel. Sie hat als Kind in Gerolzhofen gelebt und wohnt jetzt mit ihrer Familie in Dingolshausen.

    Obwohl sie erst wenige Wochen hier arbeitet, hat sie klare Vorstellungen, wie und wohin sie die Kultureinrichtung im Bürgerspital führen möchte. Mit ihrem Schreibtisch ist sie bereits umgezogen. Dies sollte nicht die letzte sichtbare Veränderung bleiben, wie sie im Interview ankündigt. Zugleich beruhigt sie: Gründe, in der Stadtbibliothek alles auf den Kopf zu stellen, sehe sie keine. Im Gegenteil.

    Frage: Wie unterscheidet sich Ihre Arbeit in Gerolzhofen von Ihrer vorherigen in Grafenrheinfeld?

    Anna Scharf: Die Arbeit selbst ist nicht anders. Doch die Einrichtungen unterscheiden sich, allein durch die Örtlichkeit. Hier liegt die Bibliothek in der Fußgängerzone und ist nur fußläufig erreichbar. Dadurch ist die Pro-Kopf-Ausleihe geringer. In Grafenrheinfeld ist ein Parkplatz vor der Haustür, da kommen Mütter mit dem Wäschekorb und machen den voll für die Familie. Das überlegt man sich hier natürlich schon. Ein sehr positiver Unterschied ist, dass hier das Einzugsgebiet viel größer ist. Es reicht bis Wiesentheid, Volkach und in den Steigerwald, etwa bis Rauhenebrach. Und ich habe den Eindruck, dass das Publikum hier gemischter ist.

    Größe und Ausstattung beider Bibliotheken sind vergleichbar?

    Scharf: Medienbestand und Ausstattung sind vergleichbar. Beide Einrichtungen sind sehr leistungsstark. Hier, mit der neuen Innenausstattung, ist es natürlich nochmal etwas anderes. Das hat meine Vorgängerin wirklich toll gemacht.

    Was hat Sie denn am meisten daran gereizt, nach Gerolzhofen zu wechseln?

    Scharf: Wohnortnah zu arbeiten hat für mich die Logistik vereinfacht. Die Stadtbibliothek kenne ist zudem seit meiner Kindheit. Tatsächlich fühlt es sich fast ein bisschen an, als ob ich nach Hause gekommen bin, da ich sehr viele der Kundinnen und Kunden kenne. Und ich wollte auch aus den alten Bahnen ausbrechen und nochmals eine neue Herausforderung annehmen.

    "Ich möchte nicht nur Medien verwalten, sondern mit Menschen arbeiten."

    Anna Scharf, Leiterin der Stadtbibliothek

    Hat Sie an Ihrer neuen Stelle irgendetwas überrascht?

    Scharf: Nein. Dazu kannte ich die Einrichtung vorher schon zu gut.

    Was ist Ihnen am wichtigsten für Ihre Arbeit und die Einrichtung?

    Scharf (überlegt einen Moment): Stabilität. Ich habe wahrgenommen, dass die Bibliothek, die Nutzerinnen und Nutzer, aber auch das Team, das sehr viel geleistet hat, viele Umbrüche mitgemacht haben, durch die häufigen Leitungswechsel, durch Corona, durch krankheitsbedingte Schließungen usw. Deshalb ist es mein oberstes Ziel, Stabilität und Kontinuität reinzubringen – für alle Beteiligten.

    Die 41-Jährige lebt im Nachbarort Dingolshausen. Der kurze Weg zur Arbeit hat sie gereizt, sagt sie. Zuvor hat sie fast 15 Jahre lang die Gemeindebibliothek in Grafenrheinfeld geleitet.
    Die 41-Jährige lebt im Nachbarort Dingolshausen. Der kurze Weg zur Arbeit hat sie gereizt, sagt sie. Zuvor hat sie fast 15 Jahre lang die Gemeindebibliothek in Grafenrheinfeld geleitet. Foto: Johannes Kiefer

    Zuletzt war die Bibliothek immer wieder kurzfristig geschlossen. Haben Sie die Öffnungszeiten im Blick?

    Scharf: Ja. Das war ein Wunsch, den viele Nutzerinnen und Nutzern an mich herangetragen haben. Die außerplanmäßigen Schließungen waren anders nicht machbar. Hier gibt es beispielsweise keine Mittagspause. Das macht es schwierig, den Betrieb aufrecht zu erhalten, wenn jemand ausfällt, weil ja niemand alleine durcharbeiten kann und darf. Hier bin ich dabei, mit dem Team eine Lösung zu finden. Wir überlegen auch, servicefreie Zeiten einzuführen. Das ist ein Konzept aus Skandinavien. Dort sind Bibliotheken teils sehr lange geöffnet, aber es sind nicht dauernd Ausleihen möglich, oder nur über Geräte, an denen man Medien selbst scannen kann. Ich könnte mir gut vorstellen, dass in der Mittagszeit zwar geöffnet ist, aber nur eine Aufsichtsperson da ist, niemand für Ausleihen.

    Möchten Sie sonst noch etwas ändern oder anpassen?

    Scharf: Ich möchte gerne konzeptionell etwas ändern. Mein Eindruck ist hier, ganz wertfrei gesprochen, dass in den vergangenen Jahren die Medien priorisiert wurden. Das ist ein möglicher Ansatz. Für mich stehen jedoch die Nutzerinnen und Nutzer im Fokus. Dem ordne ich alles andere unter.

    "Die Kinder kommen viel lieber rein, wenn sie wissen: Ach, das ist die ,Frau Bücherei‘."

    Anna Scharf, Leiterin der Stadtbibliothek

    Was bedeutet das in der Praxis?

    Scharf: Ich arbeite daran, die Bibliothek noch besser barrierefrei zu bekommen. Aktuell muss man extra Bescheid geben, um mit dem Aufzug ins Dachgeschoss zu kommen. Ziel ist, dort oben eine zweite Ausleihtheke aufzubauen, auch, damit dort eine Auskunftsperson ist. Wer möchte, soll mit dem Aufzug vom Erdgeschoss barrierefrei bis ins Dachgeschoss gelangen, dort Bücher ausleihen und dann wieder nach unten fahren können. Außerdem habe ich Änderungen in der Aufstellung der Medien geplant, um alles noch nutzerfreundlicher und übersichtlicher zu gestalten. Meinen Arbeitsplatz habe ich schon jetzt auf die Zwischenebene verlegt, weil ich selbst präsent und ansprechbar und im Ausleihbetrieb aktiv sein möchte. Ich möchte nicht nur Medien verwalten, sondern mit Menschen arbeiten.

    Ihren Schreibtisch hat Anna Scharf ins Zwischengeschoss verlegt. Sie möchte auch räumlich nahe bei den Nutzerinnen und Nutzern der Bibliothek sein – und ansprechbar.
    Ihren Schreibtisch hat Anna Scharf ins Zwischengeschoss verlegt. Sie möchte auch räumlich nahe bei den Nutzerinnen und Nutzern der Bibliothek sein – und ansprechbar. Foto: Johannes Kiefer

    Fehlt Ihnen etwas im Angebot der Bibliothek?

    Scharf: Nein. Ich möchte die Projekte, die gut gelaufen sind, zum Beispiel den Sommerferien-Leseclub, der ein unglaublicher Erfolg war, oder auch die Bücher-Minis, die gut laufen, fortführen und auch selbst machen, weil ich gute Erfahrungen damit gemacht habe, wenn ich den Kindern und jungen Familien bekannt bin. Die Kinder kommen viel lieber rein, wenn sie wissen: Ach, das ist die "Frau Bücherei". Es soll wieder regelmäßig Escape-Games geben ab Herbst. Auch im Maker-Spaces wird's weitergehen, mit der Volkshochschule. An die enge Zusammenarbeit mit den Schulen möchte ich anknüpfen. Das Schöne ist: Es gibt hier so viele Projekte, die in der Vergangenheit gut gelaufen sind. Ich muss hier nicht das Rad neu erfinden. Ich kann vieles weiterführen.

    Was ist die größte Stärke der Stadtbibliothek?

    Scharf: Ich finde die technische Ausstattung sehr gut, beispielsweise die Spielekonsolen und die Tablets für digitale Klassenführungen und Workshops, und dass ein Aufzug vorhanden ist.

    Bereitet es Ihnen Sorgen, dass der Stadtrat irgendwann an Ihrer Einrichtung den Rotstift ansetzen könnte?

    Scharf: Dieser Gedanke begleitet jede Bibliothekarin und jeden Bibliothekar. Ich habe hier aber nie das Gefühl gehabt, dass die Einrichtung an sich in Frage stünde. Im Gegenteil. Das war auch ein Grund, weshalb ich mich hier beworben habe, weil ich das Gefühl hatte, dass der Stadtrat, der Bürgermeister und die Bevölkerung hinter der Einrichtung stehen. Auf der anderen Seite schauen wir auch, wo kann man etwas noch effizienter gestalten, wo kann man im Betrieb sparen, bei der Energie, bei Bürobedarf, was auch immer. Zum Beispiel werden demnächst Leuchtmittel ausgetauscht und wir digitalisieren gerade unsere Büroarbeit, um Ausdrucke zu sparen.

    Welches Medium nutzen Sie selbst am liebsten?

    Scharf: Ich bin da sehr oldschool: Ich lese am meisten Bücher, vor allem Printausgaben. Ich nutze ein E-Book gerne im Urlaub, da finde ich es praktisch. Tageszeitung lese ich am liebsten klassisch, gedruckt am Frühstückstisch.

    Welches Genre gefällt Ihnen am meisten?

    Scharf: Moderne Unterhaltungsliteratur. Da gibt's ein paar Autoren, die mich schon länger begleiten. Ich mag zum Beispiel Mariana Leky sehr gern, Martin Suter oder Ingrid Noll. Aber ich versuche natürlich schon, auch ein bisschen querbeet zu lesen, weil ich beraten möchte und den Einkauf komplett selbst erledige. Ich lese also gerne mal einen Krimi oder Thriller zwischendrin. Das einzige, wo ich einen Bogen drumherum mache, das sind historische Romane. Das liegt, glaube ich, daran, dass ich auch Mediävistik studiert habe. Und die Diskrepanz zwischen dem Inhalt der Romane und der tatsächlichen Historie meist so groß ist, dass mich das stört.

    An welchem Ort lesen Sie am liebsten?

    Scharf: Tatsächlich ganz klassisch abends im Bett, vor dem Einschlafen.

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