Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Stadt Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten

Schweinfurt: Palliativstation wird verlagert: Die Insel für schwerkranke Menschen wird ins Haupthaus St. Josef geholt

Schweinfurt

Palliativstation wird verlagert: Die Insel für schwerkranke Menschen wird ins Haupthaus St. Josef geholt

    • |
    • |
    Die Palliativstation in der Neutorstraße wird umziehen. Sie soll ins Josefs-Krankenhaus verlegt werden.
    Die Palliativstation in der Neutorstraße wird umziehen. Sie soll ins Josefs-Krankenhaus verlegt werden. Foto: Anand Anders

    Es klingt wie eine Formalie: Das Josefs-Krankenhaus verlegt eine Abteilung in eine andere. Es handelt sich aber nicht um irgendeine Abteilung, sondern um die Palliativstation, die seit 22 Jahren als geschützte Oase ihre Heimat im Gebäude der ehemaligen Knüpfferklinik zwei Straßen weiter, in der Neutorstraße 9 hat. In der Mitgliederversammlung des Fördervereins Palliativstation gab Krankenhausdirektor Norbert Jäger die Pläne von Orden und Geschäftsleitung bekannt, die Palliativstation ins Haupthaus des Josefs-Krankenhauses zu verlegen.

    Durch die Schließung der Geburtshilfe Ende 2023 sind im Krankenhausgebäude Räumlichkeiten frei geworden. Angedacht ist laut Krankenhausdirektor Norbert Jäger, die leerstehende Geburtshilfeabteilung künftig für ambulante Patientinnen und Patienten zu nutzen und in die bisherige Belegstation die zehn Palliativbetten zu verlegen. Der erforderliche Umbau im Haupthaus soll in den nächsten Monaten erfolgen, der Umzug voraussichtlich Ende des Jahres.

    Am Grundgedanken der palliativen Versorgung werde sich dadurch nichts ändern, versichert Schwester Monika Edinger, die Generaloberin der Kongregation der Schwestern des Erlösers in Würzburg, die Träger des St. Josef Krankenhauses ist. Der Orden hatte vor 23 Jahren die Knüpfferklinik gekauft, um dort ein neues Fachgebiet zu installieren, was es in der Region bislang nicht gab: eine Abteilung für Palliativmedizin.

    Alles soll unter einem Dach sein, deshalb wird die Palliativstation des St.-Josef-Krankenhauses in der Neutorstraße ins Haupthaus verlegt.
    Alles soll unter einem Dach sein, deshalb wird die Palliativstation des St.-Josef-Krankenhauses in der Neutorstraße ins Haupthaus verlegt. Foto: Anand Anders

    In der Anästhesistin Dr. Susanne Röder, die 1998 von Berlin nach Schweinfurt an das Josefs-Krankenhaus gekommen war, fand die Kongregation der Erlöserschwestern eine Chefärztin, die mit großer Leidenschaft die Station aufbaute und mit großem persönlichen Einsatz bis heute führt. Ein Team von Spezialistinnen und Spezialisten aus unterschiedlichen Disziplinen kümmert sich um die Patientinnen und Patienten: Ärzte, Krankenschwestern, Physiotherapeuten, Psychologen, Seelsorger und Sozialarbeiter.

    "Es ist nicht leicht, unsere Insel zu verlassen"

    Chefärztin Dr. Susanne Röder

    Außerhalb der Krankenhausmauern wurde so ein Ort der Ruhe und Geborgenheit für Menschen mit einer fortschreitenden Erkrankung geschaffen. Ein Ort, an dem sie begleitet werden auf ihrem Weg, an dem sie Kraft tanken, Linderung bekommen. Auch die Angehörigen und das soziale Umfeld werden eingebunden, begleitet und beraten. "Es ist nicht leicht, unsere Insel zu verlassen", sagt Chefärztin Dr. Susanne Röder. Sie hoffe sehr, "dass wir unseren Patienten wieder einen geschützten Raum schaffen können".

    Krankenhausdirektor Jäger beruhigt: "Es wird eine Veränderung geben, aber keine Verschlechterung", versichert er auf Nachfrage dieser Redaktion. Er räumt aber ein, dass es auch wirtschaftliche und strukturelle Gründe für den Umzug der Palliativstation ins Haupthaus gibt. Die Transport- und Versorgungswege seien kürzer. Was aber auch die Sicherheit für die Patientinnen und Patienten erhöhe, zum Beispiel bei einem medizinischen Notfall, meint Jäger.   

    Für den Orden steht die ganzheitliche Behandlung und Begleitung aller Patientinnen und Patienten in der Klinik im Vordergrund. "Der Palliativgedanke geht ja ins ganze Haus hinein", sagt Generaloberin Edinger. Auch auf den anderen Stationen bedürften manche Menschen einer palliativen Begleitung. Da sei es einfacher, wenn sich alle Einrichtungen unter einem Dach befänden. In der Zukunftsplanung des Krankenhauses bis 2033 sei die Palliativstation zudem schon immer im Haupthaus vorgesehen gewesen. Aufgrund der frei gewordenen Kapazitäten könne der Plan nun eben schon früher umgesetzt werden. 

    Förderverein engagiert sich seit 22 Jahren

    Ohne Hilfe von außen wäre die Palliativstation, wie sie das Josefs-Krankenhaus anbietet, nicht möglich gewesen. Noch vor der offiziellen Eröffnung der Abteilung hatte sich ein Förderverein gegründet, der in den vergangenen 22 Jahren dank des unermüdlichen Engagements von Vorsitzender Ursula Pöpperl über zwei Millionen Euro zur Verfügung gestellt hat. Zusammengekommen ist der hohe Betrag durch Benefizaktionen und zusätzliche Spenden von Mitgliedern, Stiftungen, Firmen, Unterstützern, dankbaren Patientinnen und Patienten und deren Angehörigen. 

    Kraft schöpfen kann man im Patientengarten der Palliativstation.
    Kraft schöpfen kann man im Patientengarten der Palliativstation. Foto: Hannes Helferich

    Der Förderverein finanziert das, was über die medizinische Grundversorgung hinausgeht. Zum Beispiel die Musik- und Atemtherapie oder Fortbildungen der Pflegekräfte für Akupressur und Arbeiten mit Düften. Oder den "Palligarten", ein idyllisches Kleinod für die schwerkranken Menschen. 

    Auch für kleine Aufmerksamkeiten sorgt der Förderverein, weil sie so wichtig sind für die Menschen auf der Palliativstation. An Ostern gibt es Osterhasen, an Weihnachten Nikoläuse, und jeden Tag steht eine frische Rose als Willkommensgruß im Zimmer.

    Vorsitzende Ursula Pöpperl hat von den Verlegungsplänen der Kongregation offiziell erst in der Mitgliederversammlung erfahren. Auf Nachfrage dieser Redaktion gibt sie folgende Stellungnahme ab: "Der Förderverein wird weiterhin die wertvolle Arbeit der Palliativstation und die Patienten gemäß unserer Satzung wie schon seit seiner Gründung unterstützen."

    Was mit dem dann leerstehenden Gebäude in der Neutorstraße passiert, darüber gibt es noch keine Informationen. Der Träger suche eine geeignete und gute Nachnutzung, heißt es seitens der Klinikleitung. Chefärztin Dr. Susanne Röder wünscht der stationären Palliativmedizin, "dass sie nicht Opfer der Krankenhausreform wird".

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden