Wer im Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt arbeitet oder dort einen Patienten besucht, braucht vor allem eines: Geduld. Seit Jahrzehnten gibt es Streit zwischen genervten Anwohnern in zugeparkten Straßen und den Parkplatzsuchenden. Die Straßen sind zugeparkt mit Fahrzeugen von Mitarbeitern und Besuchern von Patienten, weil das bestehende Parkhaus zum einen zu klein, zum anderen - weil völlig marode - teilweise gesperrt ist.
Demnächst gibt es zum ersten Mal Entlastung, denn das Parkhaus an der Mainberger Straße ist fast fertig. Am 29. Oktober wird das neue Parkhaus offiziell eröffnet, erklärt Thilo Wolf, in der Stadtverwaltung Projektleiter für den Parkhaus-Bau, gemeinsam mit Beatrice Seelbach. Mit knapp 18 Monaten Bauzeit lag der Generalunternehmer "im Zeitplan", so Wolf. Zuletzt gab es nur kleinere Verzögerungen aufgrund der allgemeinen Baustoff-Knappheit.

Die Zusammenarbeit mit dem Generalunternehmer war laut Wolf sehr positiv. Das Parkhaus betreibt die Schweinfurter Stadt und Wohnbau GmbH (SWG) und integriert es in das Schweinfurter Parkleitsystem. Gebaut wurde in sogenannter Split-Level-Bauweise – das sind Halbgeschosse wie zum Beispiel im Parkhaus am Marienbach. So entstanden auf zehn Halbgeschossen 354 Stellplätze.

40 Stellplätze wurden an den Gesundheitspark vermietet, die restlichen Parkplätze sind öffentlich verfügbar – für Besucher des Krankenhauses oder des Gesundheitspark genauso wie für dort Arbeitende. Die Kosten für das neue Parkhaus betragen laut Thilo Wolf rund sechs Millionen Euro brutto, weniger als ursprünglich geplant.
Das Parkhaus ist im 24-Stunden-Betrieb, damit auch die Frühschicht des Krankenhauses, die vor 6 Uhr kommt, dort parken kann. Es ist so hoch wie das daneben liegende Gebäude der Polizeiinspektion und hat in Richtung Polizei Schall- und Sichtschutz wie in Richtung der hinter dem Parkhaus liegenden Wohnhäuser.

Behindertenstellplätze, Ladestationen für E-Autos und Bäume an der Straße
Die Behindertenstellplätze sind wie vom Behindertenbeirat gefordert im Erdgeschoss eingezeichnet, der Zugang zum Parkhaus entsprechend gestaltet. Es gibt vier Ladestationen für E-Autos, die auch erweitert werden können. Ebenso gibt es überdachte Fahrradabstellplätze und abschließbare Fahrradboxen. Entlang der Mainberger Straße gibt es neue Bäume, außerdem wird die Fassade begrünt, was aber noch einige Zeit dauern wird.
Im Stadtrat wurde im Herbst 2020 intensiver über eine Roßkastanie direkt an der Baugrube hinter dem Parkhaus diskutiert. Dieser Baum musste gefällt werden, da ansonsten eine teure Spundwand zur Absicherung hätte gebaut werden müssen. Die anderen zwischen Wohnbebauung und Parkhaus stehenden Bäume wurden erhalten.

Wie geht es mit dem Parkhaus am Leopoldina-Krankenhaus weiter?
Was ist die Lösung des komplexen Park-Problems am Leopoldina-Krankenhaus? Schon 2018 hatte die CSU-Fraktion versucht, den gordischen Parkplatz-Knoten mit einer eigenen Initiative zu durchschlagen, nachdem die Stadtverwaltung in den vergangenen Jahrzehnten kaum etwas dagegen getan hatte. Bei der damaligen Informationsveranstaltung musste sich Fraktionsvorsitzender Stefan Funk deutliche Kritik anhören. Allerdings wird der Plan, wie Entlastung geschaffen werden soll, mittlerweile von der Verwaltung umgesetzt und fiel nicht den Corona-Sparzwängen zum Opfer.

Die Stadt will auf mehreren Ebenen Entlastung schaffen. Neben dem nun fertigen Parkhaus an der Mainberger Straße, steht als nächstes Projekt der Abriss und Neubau des Parkhauses am Leopoldina-Krankenhaus auf der Agenda. Im Baureferat wird das bereits geplant, einen Bauantrag gibt es aber noch nicht. Realistisch ist eine Fertigstellung und Inbetriebnahme erst 2024. Insgesamt will die Stadt mit dem Neubau der beiden Parkhäuser 850 Stellplätze schaffen, was deutlich mehr wäre als bisher vorhanden.
Außerdem soll nach dem Willen der Stadträte das Krankenhaus ein Mobilitätskonzept entwickeln, um mehr Mitarbeiter zu überzeugen, nicht mit dem Auto auf die Arbeit zu kommen. Weiterhin ist geplant, eine Parkraumbewirtschaftung auf den Straßen rund um das Krankenhaus einzuführen und für Anwohner kostenpflichtige Anwohnerparkausweise auszugeben. Das Thema ist aber ebenfalls noch nicht abschließend im Stadtrat besprochen.