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Schweinfurt: Kehrtwende in Schweinfurt: Krankenhaus St. Josef wird doch nicht geschlossen

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Kehrtwende in Schweinfurt: Krankenhaus St. Josef wird doch nicht geschlossen

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    Das Krankenhaus St. Josef bleibt erhalten. Die Erlöserschwestern werden den Betrieb vorerst weiterführen. 
    Das Krankenhaus St. Josef bleibt erhalten. Die Erlöserschwestern werden den Betrieb vorerst weiterführen.  Foto: Anand Anders

    Es ist eine echte Kehrtwende und eine große Überraschung: Das Krankenhaus St. Josef in Schweinfurt hat doch noch eine Zukunft. In einer spontanen Pressekonferenz am Mittwochnachmittag verkündete Schwester Monika Edinger, die Generaloberin der Kongregation der Würzburger Erlöserschwestern, dass der Krankenhausbetrieb nach dem 31. Dezember 2024 weitergehen wird.

    Die Gesamtkosten der Schließung wären demnach für die Kongregation nicht tragbar. Im Falle einer Schließung müssten innerhalb der nächsten sechs bis neun Monate rund 30 Millionen Euro aufgebracht werden. Die Summe setzt sich aus den Lohnkosten des Sozialplans und Fördermittelrückzahlungen an den Freistaat zusammen. "Dieses Geld hat die Kongregation nicht", erklärte Geschäftsführer Martin Stapper.

    Auch die enorme Solidaritätswelle aus Stadt und Landkreis Schweinfurt hat die Erlöserschwestern zum Umdenken bewegt. Innerhalb eines Tages hätten sich über 50.000 Menschen gemeldet und ihre Unterstützung bekundet. Man sei positiv überrascht von der Solidarität der Bevölkerung und Initiativen wie der von Freie-Wähler-Stadtrat Stefan Labus, der eine Interessengemeinschaft gegründet hat, die Spenden für St. Josef sammelt.

    "Wir haben jetzt ganz viele Menschen hinter uns", so Schwester Monika Edinger. "Das hat uns zuversichtlich gestimmt, das Krankenhaus weiterführen zu können." Es wäre fahrlässig derartige Chancen nicht zu nutzen, ergänzte Stapper.

    Achterbahnfahrt der Gefühle für die Mitarbeitenden

    Die Nachricht ist eine große Überraschung und war angesichts der Diskussionen in den vergangenen Wochen über die Zukunft des Krankenhauses nicht erwartet worden. Die Mitarbeitenden von St. Josef waren am Mittwoch im Vorfeld von der Ordensleitung über die neue Entwicklung informiert worden. Es gab Freudentränen, aber auch kritische Stimmen. "Die letzten Monate waren eine Achterbahnfahrt der Gefühle", sagte Krankenhausdirektor Norbert Jäger.

    Die Schweinfurter Stadtverwaltung war von der Nachricht ebenso überrascht: "Es ist eine erfreuliche Nachricht, aber diese Entwicklung haben wir nicht kommen sehen", erklärt der städtische Pressesprecher Werner Duske, der kurzfristig die Pressekonferenz besuchte. Eine Reaktion von Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) war bisher noch nicht zu bekommen.

    650 Arbeitsplätze wären verloren gegangen 

    Die wirtschaftliche Lage des St. Josef Krankenhauses hatte sich den zurückliegenden Jahren dramatisch verschlechtert. Nachdem 2023 ein Verlust von über 4 Millionen Euro verzeichnet wurde und aufgrund der grundsätzlich schwierigen Finanzierung von Krankenhäusern auch in den kommenden Jahren keine Besserung in Sicht ist, hatte die Kongregation die Schließung der Klinik zum 31. Dezember bekanntgegeben. 

    Die hätte einen Verlust von 650 Arbeitsplätzen zur Folge gehabt und ein bedeutendes Loch in die Gesundheitsversorgung der Region gerissen. Der Orden hatte im ersten Halbjahr 2024 mit der Stadt Schweinfurt und dem Bezirk Unterfranken über einen Verkauf des Krankenhauses verhandelt. Stadt und Bezirk sagten aber aus finanziellen Gründen ab. Andere Investoren waren für die Übernahme der Klinik nicht gefunden worden.

    Die Nachricht von der Schließung hatte eine Schockwelle sowohl bei den Beschäftigten als auch in der Bevölkerung ausgelöst und zu intensiven Debatten geführt, wie die Krankenhausversorgung in Schweinfurt in den kommenden Jahren sichergestellt werden kann. Dem städtischen Leopoldina-Krankenhaus als Zentralversorger sollte eine bedeutende Rolle zukommen. Leopoldina-Geschäftsführer Jürgen Winter hatte erst am Dienstag im Stadtrat erläutert, was geplant ist: In einem ersten Schritt sollten im Leopoldina 80 neue Betten bereitgestellt werden, die Geomed-Klinik in Gerolzhofen wollte 20 aufstocken. Völlig offen ist jetzt, ob die vorgestellten Pläne nun obsolet sind.

    30 Kündigungen sind bislang eingegangen

    Die nun eingeleitete Kehrtwende erklärte Krankenhausdirektor Norbert Jäger auch damit, dass eine Schließung ein endgültiger Schritt gewesen wäre, "wir hätten das Krankenhaus dann nicht mehr reanimieren können". Man wolle sich aber einbringen, ein langfristiges Konzept für die Gesundheitsversorgung der Region zu entwickeln. Solange das Krankenhaus noch in Betrieb ist, habe man dazu die Chance.

    Laut Jäger gab es seit Bekanntgabe der Schließungspläne 30 Kündigungen. Das St. Josef-Krankenhaus sei aber voll betriebsfähig. Er räumt jedoch ein, dass das Vertrauen in den Arbeitgeber für manche Mitarbeitende verloren gegangen sein könnte. Das Risiko, dass noch mehr Mitarbeitende kündigen, gehe man ein.

    Aktuell beschäftigt das Krankenhaus St. Josef 650 Mitarbeitende, davon 444 in Vollzeit. Langfristig werde sich das Haus verkleinern müssen, sagt Jäger mit Blick auf die zunehmende Ambulantisierung. Er geht von künftig 330 Köpfen bei 250 Vollzeitbeschäftigten aus.

    Bei der Pressekonferenz am 25. September gaben der Geschäftsführer der Kongregation der Schwestern des Erlösers, Martin Stapper, und Generaloberin Oberin Schwester Monika Edinger bekannt, dass das Krankenhaus doch nicht am 31. Dezember geschlossen wird.
    Bei der Pressekonferenz am 25. September gaben der Geschäftsführer der Kongregation der Schwestern des Erlösers, Martin Stapper, und Generaloberin Oberin Schwester Monika Edinger bekannt, dass das Krankenhaus doch nicht am 31. Dezember geschlossen wird. Foto: Marcel Dinkel

    An dem Plan, die Palliativstation und Akutgeriatrie an das Leopoldina-Krankenhaus abzugeben, hält der Orden fest. Die Krankenpflegeschule werde beibehalten, solange der Krankenhausbetrieb weiterlaufe, sagte Geschäftsführer Martin Stapper.

    Initiativen bündeln und langfristige Lösungen suchen

    Mit der Fortführung des Krankenhausbetriebes will der Orden nun allen Initiativen und politischen Gremien die Chance geben, langfristige Lösungen für die Gesundheitsversorgung der Region auf den Weg zu bringen. Denn an der Ausgangssituation hat sich nichts geändert. Der Orden will die Trägerschaft mittelfristig abgeben und will auch nach wie vor kein Teil einer gemeinsamen Betreibergesellschaft sein. Das machte Schwester Monika unmissverständlich klar: "Die Kongregation kann das Krankenhaus nicht in eine langfristige Zukunft führen."

    Ein Datum, wie lange das St. Josef unter der Trägerschaft des Ordens noch weiterlaufen könne, nannten Edinger und Stapper nicht. Nur so viel: "Die Gespräche für ein Zukunftskonzept müssen jetzt sofort beginnen."

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