Die Rahmenbedingungen für die Gastwirte haben sich erst durch die Corona-Pandemie und dann durch den Krieg in der Ukraine stark verändert. Angela Inselkammer, die Präsidentin des bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA Bayern, beschreibt die schwierige Lage der Branchen: "Die wirtschaftliche Situation hat sich noch nicht beruhigt. Neben dem nach wie vor extremen Umsatzeinbruch und der durch Corona äußerst angespannten Mitarbeitersituation spüren wir die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs insbesondere über die massiv steigenden Energiekosten und Lebensmittelpreise sowie eine fehlende Planungssicherheit!"
In einer Umfrage sahen demnach über 85 Prozent der Betriebe den enormen Kostenanstieg als größte Herausforderung für das derzeitige Handeln am Markt. Auch die Gastronomie im Kreis schaut besorgt auf die steigenden Preise. Noch haben nicht alle Betriebe ihre Verkaufspreise erhöht und den Kostendruck an die Gäste weiter gegeben .
Der Schoppen soll ein echter Schoppen bleiben
Von einem geringfügigen Anheben der Preise spricht Klaus Dülk (Anker-Stube, Wipfeld). Neben den Verteuerungen im Sektor Energie verweist Dülk auch auf die erhöhten Preise beim Einkauf der Lebensmittel.
Karoline Ankenbrand-Soprano (enoteca chic, Schweinfurt) möchte wie die allermeisten ihrer Kollegen die fränkischen Maßeinheiten für Getränke beibehalten. Eine Preiserhöhung durch einen "Schoppen", der statt 0,25 nur 0,2 Liter Inhalt hat, lehnt sie ab. Sie sieht beinahe überall starke Preisanstiege und vermutet, dass einiges davon eher von "außen" gesteuert als nur durch die hohen Energiepreise begründet ist.
Sie verweist auf einen enormen Preisanstieg beispielsweise bei hochwertigem Speiseöl, den sie sich nicht erklären kann. Auch die Wirtsleute müssten beim Einkauf tiefer in der Tasche greifen, das bemerke sie auch im Großmarkt. Zudem hätten auch die Kosten für Handwerker-Leistungen deutlich angezogen, führt sie als weitere Gründe für den großen Kostendruck in der Gastronomie an.
Einer dieser Großhändler, der namentlich nicht genannt werden will, bestätigt diesen Trend. Auch dort kommen die Waren teurer an, summieren sich die gestiegenen Treibstoffkosten bei der Lieferkette vom Produzenten bis zum Großmarkt und darüber hinaus. Bislang kompensiert das der Großmarkt durch eine zusätzliche Pauschale, die sich an der Marktlage an den Zapfsäulen orientiert. Sobald sich die Lage rund um Benzin und Diesel wieder beruhige, werde man die "Diesel-Pauschale" wieder senken oder ganz streichen. Im Bereich der großen Lieferanten im Kreis sei dieser Zusatzbeitrag die Regel, bestätigten die Gastronomen auf Nachfrage.
Gäste verstehen die neuen Preise
Dass man die Preiserhöhungen weitergeben muss, steht für Gerhard Gutbrod (Adler, Herlheim) außer Frage. In der Summe rennen die Kosten davon, Gutbrod beziffert den Anstieg über alle Ausgaben hinweg auf mindestens 20 Prozent, gerechnet an den üblichen Zahlen vor wenigen Monaten. Die Gäste akzeptieren in der Regel die höheren Preise; sie kennen das Problem aus dem eigenen Alltag, müssen in den Märkten und bei den Discountern auch mehr für die Waren bezahlen.

Bis jetzt haben noch nicht alle (befragten) Betriebe die Preise erhöht, bei vielen laufen aber Überlegungen, die Kosten an die Kunden weiter zu geben. Gerade nach der schwierigen Zeit der Pandemie müssen die Gaststätten und Restaurants Gewinne erzielen, um weiterhin investieren zu können.
Königsweg "geringe Mehrwertsteuer" für Speisen und Getränke?
Als besten Ausweg aus der Kostensteigerung sieht die DEHOGA Bayern den reduzierten Umsatzsteuersatz für alle Lebensmittel und ohne Befristung an. Während der Pandemie galt in den Häusern der kleinere Mehrwertsteuersatz.
Die Gastronomen aus dem Kreis Schweinfurt haben den Punkt "Lohnsteigerungen" nicht direkt angesprochen. Das tat Bezirksgeschäftsführer Rechtsanwalt Michael Schwägerl bei der letzten Kreisversammlung. Durch den Anstieg des Mindestlohns auf zwölf Euro kommt auf die Wirtsleute eine weitere Kostensteigerung zu. Der Verband rechnet damit, dass im Zuge dieser "staatlichen Lohnerhöhung" auch die anderen Mitarbeiter eine Steigerung ihrer Bezüge erwarten. Zudem gestaltet sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt schwierig: ehemalige Gastro-Helfer und Mitarbeiter haben sich während der Pandemie beruflich umorientiert oder sogar umorientieren müssen.