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OBERWERRN: Privates Fischereirecht zum Kauf auf Ebay

OBERWERRN

Privates Fischereirecht zum Kauf auf Ebay

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    Achim Bach (Foto) und seine Frau wollen ihr Fischrecht an der Wern verkaufen.
    Achim Bach (Foto) und seine Frau wollen ihr Fischrecht an der Wern verkaufen. Foto: Martina Müller

    Barbara Bach hat im Alter von drei Jahren gelernt, wie man Fische ausnimmt. Sie erinnert sich noch heute an die Farbe der Decke, in die sie ihr Vater eingewickelt hat, nachdem sie vor Schreck vor dem noch zuckenden Fisch in die Wern gefallen war. Bald 50 Jahre ist das nun her. Ihr Vater starb Ende 2000, Bach ist inzwischen in Karlstadt verheiratet. Das Fischereirecht an der Wern zwischen der alten Mühle in Oberwerrn (Lkr. Schweinfurt) und Schweinfurt-Bellevue, das sie erbte, ist seither verpachtet.

    Barbara Bach und ihr Ehemann Achim kommen nur noch in den Landkreis Schweinfurt, um das Grab ihrer Eltern zu besuchen – oder um Kaufinteressenten an die rund sechs Flusskilometer an der Wern zu führen. Das Fischereirecht an dem kleinen Flüsschen, das sich hin und wieder in kleine Seen verbreitert, bieten Bachs inzwischen zum Kauf an. Selten befindet sich ein solches Recht auf Fischerei in privatem Eigentum, selten steht ein solches zum Verkauf. Die Fischereirechte im Landkreis Schweinfurt seien zahlenmäßig nicht erfasst, heißt es aus dem Landratsamt. Es sei aber festzustellen, so eine Sprecherin, „dass vereinzelt private Fischereirechte an Gewässern im Landkreis vorhanden sind“.

    In den 1960ern gekauft

    Das Fischereirecht der Bachs liegt erst in zweiter Generation in Familienhand: Bachs Vater kaufte es Anfang der 1960er Jahre von einem adeligen Münchener Bankier. „Wie das zustande kam, weiß ich nicht“, sagt Bach. Solange sich die 50-Jährige erinnern kann, verbrachte ihr Vater seine freie Zeit am Fluss, er besaß ein kleines Gartengrundstück in der Nähe. „Für ihn war die Wern Urlaub und Hobby.“ Er angelte aus Naturverbundenheit. Einen solchen Liebhaber müsste man wieder finden, so wünschen es sich Bachs. Verscherbeln wollen sie den Abschnitt der Wern in keinem Fall.

    Seit Anfang des Jahres 2016 bietet das Ehepaar aus Karlstadt (Lkr. Main-Spessart) das Fischereirecht online auf der Kleinanzeigenplattform von Ebay an: „Fischrecht zu verk. im Fluß mit See* PLZ 974xx*Forellen*Karpfen*“ lautet der Titel der Verkaufsanzeige, die sie Mitte Dezember wieder einmal neu auflegten, weil ältere Anzeigen in der Darstellung nach hinten rutschen. Fotos zeigen das bewachsene, idyllisch gelegene Stück Fluss und auch beachtliche Fänge aus dem Familienalbum.

    Seltenes Angebot: An der Wern zwischen Oberwerrn und Schweinfurt-Bellevue steht ein privates Fischereirecht zum Verkauf.
    Seltenes Angebot: An der Wern zwischen Oberwerrn und Schweinfurt-Bellevue steht ein privates Fischereirecht zum Verkauf. Foto: Fotos: Martina Müller

    200 000 Euro Kaufpreis, Verhandlungsbasis, hätten Bachs gerne für ihr Fischrecht. Um dessen Wert einzuschätzen, hat das Ehepaar einen Gutachter beauftragt. Rund 400 Mal war die letzte Anzeige aufgerufen worden. Etliche Anfragen seien per Mail eingegangen, sagt Barbara Bach, zur Besichtigung führten sie vier oder fünf der Interessenten. Zum Abschluss kam es in keinem der Fälle, die Gebote seien „unterirdisch“ gewesen.

    Einmal, das war noch vor der Ebay-Anzeige, hatten Bachs kostenpflichtig in einem Fischereimagazin inseriert. Weil sie keine Ortsangabe machten, kamen Anfragen aus ganz Deutschland. Doch auch das hatte nicht zum Verkauf geführt. Oft scheiterte es an der Entfernung nach Schweinfurt, ebenso oft an der Finanzierung.

    Regenbogen- und Lachsforellen

    Ein andermal spielte die Ehefrau des Interessenten nicht mit, weil ihr Mann dann noch mehr Zeit mit seinem Hobby verbringen würde. Mancher Kandidat wollte mit seinen Kumpels einfach mal fischen und probegrillen am Ufer. Ernsthaftes Interesse haben Bachs nicht erlebt.

    Der größte Teil des Fischereirechts in Deutschland und Bayern liegt in den Händen von Vereinigungen, zum Beispiel von Angelvereinen. So hält die Fischerzunft Schweinfurt das Fischereirecht am gesamten Main innerhalb des Landkreises. Hin und wieder liest Fischerzunft-Vorsitzender Willi Stein in Fachmagazinen von privaten Fischrechten, die zum Verkauf stehen – „viele in Oberbayern“. Zum Kaufpreis kämen meist noch Grundsteuer und Besatzauflagen hinzu, gibt er zu bedenken. Wenn er selbst eines besäße, würde es der leidenschaftliche Angler jedenfalls nicht verkaufen.

    Das Fischrecht der Bachs erstreckt sich über die Flurkilometer 56 bis 61,5.
    Das Fischrecht der Bachs erstreckt sich über die Flurkilometer 56 bis 61,5. Foto: Foto: Martina Müller

    Das Bayerische Fischereigesetz regelt, dass zum Fischereirecht auch die Pflicht zur Hege zählt. Dazu gehört eine nachhaltige Pflege des Gewässers, ohne den Fischbesatz komplett abzufischen. So ist das Fischereirecht in privater Hand zwar nicht wirklich preiswert, aber „wie ein Oldtimer, den es nur noch selten gibt“. So hofft Barbara Bach, dass sich jemand findet, der es zu schätzen weiß.

    Der Bachsche Abschnitt der Wern wurde Barbara Bach zufolge „jährlich mit großzügigem Neubesatz“ bestückt. Regenbogen-, Bach- und Lachsforellen sowie Karpfen oder Aale seien vertreten. Fände sich ein Käufer, würde der aktuelle Pachtvertrag, der noch weitere fünf Jahre läuft, aufgelöst. Eine entsprechende Klausel garantiere das. Wer nicht nur allein fischen will, könne auch kostenpflichtige Angelkarten ausgeben, sagt Barbara Bach. Die Besatzauflagen steigen dann jedoch mit der höheren Fischereiquote.

    Derzeit, zwischen Oktober und 1. April, gilt in der Fischerei Schonzeit. Es wird aus Rücksicht auf die Tiere nicht geangelt. „Ich esse eh keine Forellen oder Karpfen mehr.“ Barbara Bach hat in ihrer Kindheit so viele gegessen und ausgenommen, wie andere in einem Leben.

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