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Gerolzhofen: Projekt gegen den Mangel an Facharbeitern

Gerolzhofen

Projekt gegen den Mangel an Facharbeitern

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    Auch in Gerolzhofen herrscht ein eklatanter Mangel an Facharbeitern. Das ist an vielen Aushängen in der Stadt mit Stellenangeboten zu sehen. Firmen klagen, dass auf dem deutschen Arbeitsmarkt kaum mehr eine Kraft zu finden ist. Das beschäftigt seit geraumer Zeit auch den Wirtschaftarbeitskreis, in dem Unternehmer, Vertreter der Stadt und die Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat sitzen und dessen Vorsitzender Arnulf Koch ist. Im Arbeitskreis herrscht die Ansicht, dass auch die Stadt bei der Rekrutierung von Arbeitskräften helfen könnte. Diese Ansicht goss Arnulf Koch, gleichzeitig Wirtschaftsreferent im Stadtrat, in einen Antrag für die am Montag, 18. März, angesetzte Haushaltssitzung des Stadtrats. Den Antrag übergab er am Montag im Stadtrat an Bürgermeister Thorsten Wozniak.

    Der Antrag sieht vor, in den Haushalt 2019 eine Position "Projekt Facharbeiter für Gerolzhofen" mit einem Volumen von 40 000 Euro aufzunehmen und für 2020 noch einmal 120 000 Euro. Bis zum Start des Projekts soll die Verwaltung dem Stadtrat mögliche Fördertöpfe in Bezirk, Land und EU vorschlagen. Sollte die Verwaltung dafür keine Ressourcen haben, soll ein geeignetes Büro mit dieser Aufgabe betraut werden.

    Angesichts der Vollbeschäftigung im Landkreis seien Wachstum und Erfolg vieler Gerolzhöfer Firmen durch den Mangel an Facharbeiter begrenzt, erklärt Arnulf Koch am Dienstag auf Nachfrage dieser Redaktion. Indirekt ist davon auch die Stadt selbst betroffen, denn wenn mehr Arbeitsplätze besetzt werden können, bringt das auch mehr Gewerbesteuer und Einkommensteueranteil.

    Arnulf Koch denkt daran, insbesondere in ost- und südosteuroäischen EU-Ländern, aber auch in Griechenland, Spanien und Portugal Facharbeiter anzuwerben. Dort seien Bildungs- und Ausbildungsstand nahezu gleichwertig zu hier. Um eine direkte Ansprache in den Heimatländern und auch eine Betreuung in Gerolzhofen zu ermöglichen, soll nach Kochs Wunsch das Projekt ins Leben gerufen werden. Dazu schlägt er die Gründung einer Gesellschaft vor, für die ebenfalls Fördermöglichkeiten akquiriert werden sollen. Wichtig bei diesem Projekt ist nach Koch die Schaffung von Wohnraum. Dazu könnte in Gerolzhofen ein zweites Hochhaus mit kleinen und bezahlbaren Wohnungen gebaut werden. Ausländische Arbeitskräfte müssten sofort nach Ankunft eine schlüsselfertige Wohnung vorfinden. Wichtig sei auch ein Sprachkurs und ein Begleiter, der den Arbeitskräften vermittelt, wo der Supermarkt, das Gemeindeamt, der Arzt und  Vereine zu finden sind, für dies sich die Zugezogenen interessieren. Zusammengearbeitet werden soll mit ausländischen Einrichtungen wie Handelskammern und Arbeitsagenturen.

    Die Berechnung der Anlaufkosten für das Projekt sieht für die ersten zwei Jahre 160 000 Euro vor, davon 80 000 für einen Projektmanager, 40 000 für Marketingmaterial und Aktionen zur Vernetzung der Partner sowie 40 000 Euro an Mietkosten für das Projektbüro. Bei Erfolg soll das Geld an die Stadt zurückfließen, es würde sich in diesem Fall nur um eine Zwischenfinanzierung handeln. An laufenden Kosten pro Betriebsjahr hat Arnulf Koch 400 000 Euro ausgerechnet. Einmalige Kosten wären 7,16 Millionen, der größte Teil davon mit fünf Millionen für die Schaffung von 50 Wohneinheiten.

    Gesellschafter wären Inhaber von Firmen mit Personalbedarf, im Idealfall die 20 größten Firmen in der Stadt. Sie könnten etwa 40 Prozent des Kostenbedarfs bereitstellen. Der Rest wären Fremdmittel, die sich zum Teil aus Fördergeldern finanzieren könnten. Für eine kleinen Kommune wie Gerolzhofen wäre das ein höchst innovatives Projekt, meint Arnulf Koch. Fördermittel werden sich finden lassen, denn die EU habe für Kooperationsprojekte quasi unbegrenzt Mittel, die zudem nicht abgerufen werden.

    Das Projekt soll ausschließlich auf EU-Europäer abzielen, denn hier herrsche im Gegensatz zu Asylbewerbern und Migranten große Rechtssicherheit für Beschäftigungsverhältnisse. Auch diese Gruppe könne eine Chance für die Gewinnung von Arbeitsplätzen sein, aber rechtliche Probleme wie die Arbeitsgenehmigung könnten eine so kleine Einheit wie die geplante Gesellschaft überfordern.

    Der Stadtrat wird am Montag, 18. März, in seiner Haushaltssitzung über den Antrag entscheiden. Gespräche mit den Fraktionen haben laut Arnulf Koch ergeben, dass mit einer breiten Zustimmung zu rechnen sei.

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