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Schweinfurt: Prozess gegen "Go&Change"-Guru: Anwälte räumen Drogenproblem von Kai K. ein und kritisieren Psychiatrie

Schweinfurt

Prozess gegen "Go&Change"-Guru: Anwälte räumen Drogenproblem von Kai K. ein und kritisieren Psychiatrie

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    Der Kopf der Gemeinschaft "Go&Change", Kai K., muss den Vergewaltigungsprozess gegen ihn in Schweinfurt in Fußfesseln verfolgen.
    Der Kopf der Gemeinschaft "Go&Change", Kai K., muss den Vergewaltigungsprozess gegen ihn in Schweinfurt in Fußfesseln verfolgen. Foto: Heiko Becker

    Die Verteidiger von Kai K. wollen, dass ihr Mandant in eine andere psychiatrische Einrichtung verlegt wird. Bislang ist der Kopf der Gemeinschaft "Go&Change" in einer Forensik in Unterfranken untergebracht. Doch nun erheben der 42-jährige Angeklagte und seine Anwälte im Prozess um Vergewaltigung in Schweinfurt schwere Vorwürfe gegen Pflegekräfte der Einrichtung.

    Als "demütigend, herabwürdigend und vollkommen unsachlich" beschrieb Rechtsanwalt Helmut Mörtl die Art und Weise, wie Kai K. dort angeblich behandelt wird.

    Gegenüber Pressevertretern erklärten Mörtl und Co-Verteidiger Hubertus Werner am Rande des Prozesses gegen Kai K. in Schweinfurt am Freitag: K. werde in dem Bezirkskrankenhaus von bestimmten Personen vorverurteilt. Es habe durchaus "eine gewisse Systematik". Belegen könne man das durch die "authentischen Berichte" ihres Mandanten.

    "Go&Change"-Guru werde in Schweinfurt vorgeführt "wie Hannibal Lecter"

    Schon zuvor hatten die Verteidiger im Gerichtssaal das Verhalten eines Pflegers moniert, der Kai K. angeschrien und "wie einen Vollidioten" behandelt habe. Man habe ihm sogar die Krawatten und Hosenträger weggenommen. Außerdem beschwerten sich die Anwälte, dass K. "wie Hannibal Lecter" vor Gericht vorgeführt werde: an Händen und Füßen gefesselt, "verschnürt wie ein Paket".

    Den Vorschlag, dass Kai K. schon vor Verhandlungsbeginn die Handfesseln abgenommen werden, lehnte die Vorsitzende Richterin Claudia Guba ab. Fußfesseln muss K. ohnehin während der kompletten Verhandlungsdauer tragen.

    Den Vorwürfen gegen die psychiatrische Einrichtung ging Guba dagegen umgehend nach: Noch am Vormittag nahm das Gericht Kontakt mit der Leitung der Forensik auf und bat um Stellungnahmen.

    Gericht plant inzwischen mit 17 Verhandlungstagen im Prozess gegen Kai K. um Vergewaltigung

    Kai K., der innerhalb der umstrittenen Gemeinschaft "Go&Change" aus Lülsfeld (Lkr. Schweinfurt) den Status eines Gurus genießt, saß nach seiner Verhaftung im Mai 2023 zunächst in einem Gefängnis. Im Oktober wurde er in eine forensische Psychiatrie verlegt, weil es Zweifel an seiner Schuldfähigkeit gibt.

    Hintergrund ist wohl Drogenmissbrauch. Wie seine Anwälte am Freitag vor Gericht betonten, wolle sich K. "um sein Drogenproblem kümmern" – unabhängig davon, wie der Prozess ende.

    Wann es zu einem Urteil kommt, ist unterdessen offen. Bislang waren insgesamt acht Verhandlungstage bis Anfang April vorgesehen. Nun hat die Kammer neun weitere Termine festgesetzt – den letzten davon Ende Mai. Bis dahin stehen unter anderem Aussagen zahlreicher Zeuginnen und Zeugen auf dem Programm, von denen am Freitag keiner geladen war.

    Videos mit "sexualbezogenen Inhalten" unter Ausschluss der Öffentlichkeit gezeigt

    Stattdessen nahm das Landgericht Videos mit "sexualbezogenen Inhalten" in Augenschein. Während die Aufnahmen im Gerichtssaal gezeigt wurden, war die Öffentlichkeit aus Rücksicht auf die Persönlichkeitsrechte der gezeigten Personen ausgeschlossen.

    Was die Videos konkret zeigen und wo sie aufgenommen worden sein könnten, blieb daher am dritten Prozesstag unklar. Zu sehen sind laut Richterin Guba die 30-Jährige, die der Angeklagte Kai K. vergewaltigt und verletzt haben soll, sowie weitere Personen bei früheren sexuellen Handlungen.

    Die kurzen Sequenzen, die Rede war von "sechs oder sieben", hatte die Verteidigung am ersten Prozesstag dem Gericht auf einem USB-Stick übergeben. Wer sie aufgenommen hat, wissen die Anwälte von Kai K. laut eigenen Angaben nicht.

    Sie beschrieben den Inhalt der Videos damals als "verstörend" und gehen davon aus, dass das Material ihren Mandanten entlastet: Die Verteidigung hatte in den ersten Prozesstagen versucht, die Glaubwürdigkeit der Frau in Zweifel zu ziehen, und Zeugen ins Spiel gebracht, die von extremen sexuellen Gewaltfantasien der 30-Jährigen berichten sollen.

    Die Staatsanwaltschaft wirft Kai K. vor, die Frau im Mai 2023 geschlagen, mehrfach vergewaltigt und bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt zu haben. Der 42-Jährige habe ihr damit angebliche Dämonen austreiben wollen, heißt es in der Anklage.

    Verteidigung hält Vorwürfe gegen "Go&Change"-Guru Kai K. für unbegründet

    "Die Vorwürfe sind natürlich sehr ernst", sagte sein Verteidiger Hubertus Werner am Ende des Verhandlungstages. "Aber wenn wir das Ganze betrachten, wird es Schritt für Schritt relativiert werden."

    Angesprochen auf die zahlreichen Vorwürfe gegen "Go&Change" erklärte Werner: "Wir haben hier nicht zu beurteilen, wie Menschen zusammenleben und wie sie ihr Leben gestalten." Das sei "keine juristische Frage, sondern wir haben hier strafrechtliche Vorwürfe zu klären und die sind unserer Meinung nach unbegründet".

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