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Schweinfurt: Prozess gegen "Go&Change"-Guru in Schweinfurt: Ex-Partnerin berichtet von Schlägen, Kai K. kämpft mit den Tränen

Schweinfurt

Prozess gegen "Go&Change"-Guru in Schweinfurt: Ex-Partnerin berichtet von Schlägen, Kai K. kämpft mit den Tränen

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    Seit Mitte Februar steht der Kopf der Gemeinschaft "Go&Change" in Schweinfurt vor Gericht. Am Montag sagte seine frühere Partnerin, die Mutter seines Kindes, aus. 
    Seit Mitte Februar steht der Kopf der Gemeinschaft "Go&Change" in Schweinfurt vor Gericht. Am Montag sagte seine frühere Partnerin, die Mutter seines Kindes, aus.  Foto: Heiko Becker

    Der zehnte Verhandlungstag im Prozess gegen den Kopf der Gemeinschaft "Go&Change" steht ganz im Zeichen der Aussage einer 35-jährigen Zeugin: der Ex-Partnerin von Kai K.. Aus dem ehemaligen Kloster, das "Go&Change" in Lülsfeld (Lkr. Schweinfurt) bewohnt, ist sie vor längerem schon ausgezogen. Doch man kann sie weiter als Anhängerin der Gemeinschaft bezeichnen: Mit dem Angeklagten, der bei "Go&Change" den Status eines Gurus genießt, hat die Psychologin ein Kind. Und obwohl auch sie einräumt, von dem 42-Jährigen geschlagen worden zu sein, hält sie zu ihm.

    "Go&Change" sei keine Sekte, sagt die 35-Jährige am Montag vor dem Landgericht Schweinfurt. "Go&Change" sei ein "Zusammenschluss von Menschen, die schauen, wie man das Leben schöner gestalten kann". Den Angeklagten lobt sie in höchsten Tönen als empathisch, feinfühlig, lösungsorientiert oder sehr ehrlich: "Er kümmert sich immer um alle."

    Die 30-jährige Nebenklägerin, die Kai K. im Mai 2023 brutal vergewaltigt, geschlagen und bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt haben soll, beschreibt die Zeugin dagegen als "chronische Lügnerin", manipulativ, opportunistisch und sexsüchtig. Anfangs hätten sie sich gut verstanden, sogar gemeinsam mit K. "unsere lesbische Seite erforscht". Aber die neue Frau an der Seite von Kai K. habe es nicht lange "ausgehalten, wenn es friedlich ist".

    Absurde "Geständnisse" von Folterpartys und abgebissenem Kinderfinger

    Ausführlich berichtet die 35-Jährige vom Vorabend der mutmaßlichen Vergewaltigung. Die 30-Jährige habe sie angerufen und "mit säuselnder Stimme" in eine Wohnung in Gerolzhofen zu einem Gespräch mit Kai K. eingeladen. Als sie dort gegen 21 Uhr ankam, habe die 30-Jährige "unterkühlt" und "latent aggressiv" gewirkt.

    Kai K. habe sie "in sich versunken" an einem Tisch in der Küche vorgefunden - vor sich ein "weißes Pulver". Noch nie habe sie ihn in einem solchen Zustand erlebt, sagt die Ex-Partnerin. Kai K. habe gesagt, die 30-Jährige habe ihm "alles gestanden": dass die beiden Frauen eine Beziehung gehabt und satanische Folterpartys organisiert hätten, dass sie dabei einem Kind einen Finger abgebissen habe. 

    Mutter seines Sohnes sagt aus: Angeklagter den Tränen nahe

    Die Aussage der 35-Jährigen vor Gericht wühlt Kai K. sichtlich auf. Immer wieder kämpft der Angeklagte mit den Tränen.

    "Ich hatte das Gefühl, für Kai war das existenziell ernst", sagt die Zeugin. Der Vater ihres Sohnes habe das alles geglaubt und ihr schließlich mit der flachen Hand und der Faust ins Gesicht geschlagen: Er "wollte etwas aus mir rauskriegen". Der 42-Jährige habe ihr mit den Schlägen "nur einen Schreck einjagen" wollen, glaubt sie. Später sei sie auch von der 30-Jährigen brutal geschlagen worden. Gegen 3 Uhr sei man auseinandergegangen.

    Als die Polizei die 35-Jährige nach der Festnahme von Kai K. aufsuchte, habe sie "für jeden erkennbare Schwellungen im Gesicht" gehabt, berichtete jüngst ein Ermittler. Angaben dazu habe die Frau aber verweigert.

    Zeugin: Warnende Nachricht am späten Abend vom mutmaßlichen Opfer

    Die Nebenklägerin hatte zu Beginn des Prozesses über den Abend des 16. Mai 2023 ebenfalls berichtet. Ihre Schilderung deckt sich weitgehend mit der Aussage der 35-Jährigen - doch in anderem Kontext: In seiner Vorstellung, sie sei von Dämonen besessen, habe K. immer mehr Geständnisse, immer "gewaltvollere Geschichten" von ihr hören wollen, sagte die 30-Jährige. Immer wieder habe er sie geschlagen - bis die Lage eskalierte.

    Die Ex-Partnerin von Kai K. berichtet am Montag auch vom Tag der mutmaßlichen Vergewaltigung: Gegen 22.45 Uhr habe sie eine Nachricht von der 30-Jährigen bekommen. Rund 20 Minuten vorher muss diese den Überwachungskameras zufolge das Kloster verlassen haben. "Pass auf dich auf, Kai ist sehr, sehr wütend", habe die Frau geschrieben. "Ich habe das als Drohung verstanden."

    Der Prozess wird an diesem Dienstag, 23. April, fortgesetzt.

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