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Schweinfurt: Quereinstieg in der Pflege: Wie die Arbeitsagentur Schweinfurt ein Paar aus der Ukraine begeistern konnte

Schweinfurt

Quereinstieg in der Pflege: Wie die Arbeitsagentur Schweinfurt ein Paar aus der Ukraine begeistern konnte

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    Iegor und Alona N. kommen aus der Ukraine, sind vor dem Krieg geflüchtet und starten im September eine Ausbildung in der Pflege. Über die Arbeitsagentur sind sie auf das Angebot aufmerksam geworden.
    Iegor und Alona N. kommen aus der Ukraine, sind vor dem Krieg geflüchtet und starten im September eine Ausbildung in der Pflege. Über die Arbeitsagentur sind sie auf das Angebot aufmerksam geworden. Foto: Lisa Marie Waschbusch

    Wenn der Krieg ausbricht, sagt Iegor N., braucht es keine Marketing-Spezialisten, wie er einer war. Eine Erkenntnis, die der 33-Jährige in seiner Heimat, der Ukraine, gemacht hat. Und die ihm klargemacht hat, dass er fortan in seinem Leben etwas Gutes tun, Menschen helfen, mit den Händen arbeiten will. 2023 zog er seiner Frau Alona, 37, und der gemeinsamen Tochter nach Deutschland, genauer nach Haßfurt, nach. Es war der erste Schritt in ein neues Leben.

    Heute stecken Iegor und Alona N. mitten in ihrem Vorbereitungskurs zur Ausbildung zum Pflegefachhelfer, die im September beginnen wird. Dazu gekommen ist das Paar durch die Infoveranstaltung "Pflege-Neue-Wege", die die Agentur für Arbeit in Schweinfurt im August 2023 angeboten hat. Ziel der Veranstaltung: besonders Geflüchtete für den Pflegeberuf begeistern. Etwa 30 Interessierte kamen. Darunter auch Iegor und Alona N.

    Alona N. möchte in der Psychiatrie in Werneck arbeiten

    "Ich wollte schon immer Menschen helfen", sagt Alona N. Als der Krieg ausbrach, merkte auch die gelernte Programmiererin, "dass das Leben das Wichtigste ist, das wir haben". Sie hat bereits Erfahrung in der Arbeit mit suchtkranken Frauen, will daran anknüpfen. 

    Iegor und Alona N. sind in einem Krankenhaus in Haßfurt tätig. Im vergangenen Dezember ging es los, nachdem es bei einer Art "Speeddating" zwischen dem Paar und der Klinik passte. Angefangen hat Iegor N. in der Notaufnahme, als Nächstes geht es auf die Intensivstation. Alona N. hilft in der Akutgeriatrie, schätzt die Arbeit mit den älteren Patientinnen und Patienten sehr.

    Arbeitsagentur findet 16 Interessierte für Vorbereitungskurs und Ausbildung

    Auch Iegor N. ist begeistert. "Es gefällt mir sehr gut, es passiert sehr viel", sagt er. Er dürfe auch schon viel selbst machen. Blut abnehmen, EKG schreiben, Ultraschall vorbereiten. "Wenn ich auf der Intensivstation bin, kann ich mehr pflegerische Aufgaben machen." Aktuell, sagt der 33-Jährige, seien die Patienten schnell wieder weg oder würden auf andere Stationen verlegt. "Auf der Intensivstation bleiben die Patienten länger."

    Alexandra Elbert, Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Schweinfurt.
    Alexandra Elbert, Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Schweinfurt. Foto: Lisa Marie Waschbusch

    Bis September läuft der Vorbereitungskurs – bestehend aus Theorie, Praxis und Sprachkurs – noch. Dann beginnt die einjährige Ausbildung zum Pflegefachhelfer, wer weitermachen will, kann sich in zwei weiteren Jahren zur Pflegefachkraft ausbilden lassen. 16 Interessierte konnte die Arbeitsagentur nach der Infoveranstaltung für den Vorbereitungskurs und die Ausbildung gewinnen. "Mir ist bewusst, dass das nicht alle offenen Stellen im Pflegebereich decken wird", sagt Alexandra Elbert, Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Schweinfurt. "Aber wir sind doch froh, dass wir sie gewinnen konnten, weil jeder Mann, jede Frau mehr hilft."

    Schon während des Vorbereitungskurses haben die Interessenten einen Arbeitsvertrag, kriegen eine Vergütung. "Aufgrund des Förderrechts erstatten wir dem Arbeitgeber einen großen Teil dieses Entgelts zurück", sagt Elbert. Auch in der anschließenden Ausbildung gibt es für die Arbeitgeber eine Förderung der Arbeitsagentur. "Weil wir in der Pflege diesen enormen Bedarf an Arbeitskräften haben, und uns ist es lieber, in die Menschen und die Ausbildung als in die Arbeitslosigkeit zu investieren."

    Der Gesetzgeber habe ein Instrument eingeführt: die Förderung der beruflichen Weiterbildung Beschäftigter. Der Hintergrund: "Wenn Menschen schon Kinder oder Verpflichtungen haben, wäre es ihnen nicht möglich, nochmal eine Ausbildung zu einer Ausbildungsvergütung zu machen", erklärt Elbert. "Wenn jemand als Helfer in einem Betrieb arbeitet und noch keine Ausbildung hat, will man demjenigen ermöglichen, eine Ausbildung zu absolvieren und trotzdem den Lebensunterhalt zu bestreiten."

    Paar möchte nicht zurück in die Ukraine gehen

    Für Iegor und Alona N. ist es keine Option, zurück in die Ukraine zu gehen. Sie wollen in Deutschland bleiben. Und dafür lernen sie auch außerhalb des Sprachkurses fleißig Deutsch. "Ohne Sprache geht es nicht weiter", sagt Iegor N. Auf der Arbeit will er freundlich sein, würde gerne mal etwas Lustiges sagen. Doch das gehe noch nicht. Ebenso sei es manchmal schwierig, den Kolleginnen und Kollegen zu folgen. Aber er habe immer einen Notizblock dabei, in dem er alles notiere.

    Die Kollegen, aber auch Patienten reagierten mit Verständnis, sagt das Paar. "Wenn ich irgendwo hinkomme, dann sage ich: 'Ich komme aus der Ukraine, mein Deutsch ist nicht gut, aber ich möchte Ihnen helfen'", sagt Alona N. "Und dann sagen die Leute: 'okay, kein Problem.'" Bevor sie angefangen habe, habe sie große Angst wegen der Sprache gehabt. "Aber die Leute helfen mir, wenn ich etwas nicht richtig gesagt habe." 

    Iegor und Alona N. sind dankbar für die Chance. Sie wollen anderen Geflüchteten Mut machen, ihnen zeigen, dass es sich lohnt, dranzubleiben. Einzig Freunde zu finden, falle ihnen noch schwer. Doch der Schlüssel, sagen beide, sei auch hier die Sprache. "Ohne Sprache gibt es keine Integration, sondern Isolation."

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