Leichter Duft durchzieht den Vortragsraum der Buchhandlung Collibri, in dem sich zahlreiche Besucher versammelt haben. Die Atmosphäre ist erwartungsvoll. Petra Brabec greift nach einem Räuchergefäß, Rauch steigt daraus auf. Die Heilpraktikerin für Psychotherapie hält die Schale erst unter einen Fuß, dann den anderen, führt sie allmählich am ganzen Körper entlang nach oben über Bauchregion, Brust, Hals, Arme, Schultern und beendet das kleine Ritual schließlich hinter dem Rücken an der Wirbelsäule. Eine Adlerfeder dient ihr dabei zum Verwirbeln des Rauches. Plötzlich fühlt sich die Atmosphäre im Raum irgendwie friedlicher an: Brabec erläutert, dass durch das Abräuchern nunmehr vorhandene Verspannungen gelöst und Ruhe eingekehrt seien, eine Erdung sei erfolgt.
In ihrem Vortrag über „Systemische rituelle Raumheilung“ warf die 52-jährige Gerolzhöferin zunächst einen Blick in die Geschichte der Räucherkunst: Bis zu 40 000 Jahre alt sei dieses Wissen, Funde bei Ausgrabungen belegen das. Die Ursprünge liegen nicht nur bei den Indianern Nordamerikas, sondern auch in Asien oder in arabischen Ländern. Immer gehe es grundlegend um die Fragen, welche Wirkstoffe Pflanzen enthalten, wie sie beim Räuchern wirken und wo man sie anwenden kann.
Viel Wissen sei nur noch bei Älteren vorhanden, dabei habe bei unseren Vorfahren das Räuchern bei Geburt und Tod oder dem Übergang in eine neue Lebensphase zum rituellen Brauchtum gehört.
Nicht nur die traditionelle chinesische Medizin oder Rituale in Kirche und Magie bedienen sich des Räucherns. Menschen hinterlassen ihre Geschichten in Räumen, so Brabec, man denke nur an die sprichwörtlich „dicke Luft“ in Wartezimmern bei Ärzten, in Krankenhäusern, Altenheimen, in Wohnungen und Häusern, an Spannungen in Büros. Hier kann atmosphärisch klärendes Räuchern zu Veränderungen führen, Energieblockaden lösen und Wandlungsprozesse einleiten. Sich selbst am Abend nach einem anstrengenden Tag abzuräuchern, bringe Entspannung, Reinigung und ein Wiederfinden der eigenen Mitte.
Grundsätzlich eigne sich zum Räuchern alles, was draußen wächst, so die Fachfrau, und sie sammelt als Wortbeispiele aus dem Publikum Thymian, Rosmarin, Lavendel, Beifuß, Salbei, Koriander, Rosenblätter, Harze und vieles mehr. Aber Brabec betont auch, dass grundlegendes Fachwissen unerlässlich sei, man denke nur an die eventuelle Giftigkeit von Pflanzen. Auch bei Asthmatikern und Allergikern sei Vorsicht geboten.
Das Sammeln des Räucherguts und das Herstellen von Mischungen aufgrund von Vorlieben, Erfahrungen kann man mit etwas Sachkenntnis selbst erledigen, getrocknet wird bei dunkler und nicht zu warmer Lagerung. Anschließend braucht man nur noch eine feuerfeste Schale, etwas Sand und Räucherkohle.
Beim Thema des Einsatzes von Vogelfedern zum Verwirbeln des Rauches, zum Durchtrennen von negativen Energien und zum Eindringen in persönliche Felder weist Petra Brabec deutlich auf das Artenschutzgesetz und die sich daraus ergebende rechtliche Situation hin: Sie selbst besitzt eine Lizenz für den Einsatz ihrer Adlerfeder.