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Schweinfurt: Randale und Feuer in der Forensik: Klare Prognose des Gutachters über die Gefährlichkeit des Patienten

Schweinfurt

Randale und Feuer in der Forensik: Klare Prognose des Gutachters über die Gefährlichkeit des Patienten

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    Symbolbild: Gericht/Justiz
    Symbolbild: Gericht/Justiz Foto: rclassenlayouts (iStockphoto)

    Als die Schweinfurter Polizei am 29. September 2022 gegen Mittag die Meldung erreicht, ist schnell klar: Das wird ein größerer Einsatz. Mit einer Eisenstange habe sich ein Patient unter einem Vorwand in den stark gesicherten Stützpunkt für Pflege- und Arztpersonal der ohnehin schon stark gesicherten Forensik-Abteilung des nahen Bezirkskrankenhauses "reingemogelt", wie ein Polizeizeuge am zweiten Verhandlungstag vor Gericht sagt.

    Als er eintrifft, steht der Mann hinter der dicken Panzerglasscheibe des Stützpunkts, mit einer messingfarbenen Kleiderschrankstange bewaffnet und offenbar sehr gereizt – in einer psychischen Ausnahmesituation. Zuvor hatte er mit der Stange einem Pfleger eine blutende Wunde an der Hand zugefügt. "Wir forderten ihn auf, die Stange wegzulegen, aber durch das dicke Glas war gar nichts zu verstehen", so der Beamte.

    Zwischendurch erfährt der Polizist auch noch, der Mann, der gerade offenbar durchdreht, und vor dem ein halbes Dutzend Beschäftigte in einen nicht verschließbaren Nebenraum geflüchtet seien, habe Kampfsporterfahrung. Dann habe der 28-Jährige begonnen, den Stützpunkt völlig zu zerlegen: "Er hat das Mobiliar verwüstet, Schränke umgeschmissen". Und: "Irgendwann nimmt er eine Flasche und trinkt sie leer." Es ist zum Glück nichts Giftiges, sondern nur Duftöl, wie sich später herausstellt. Er schreibt auf einen Zettel, das Pflegepersonal würde ihn misshandeln.

    Die Beschäftigten hatten Todesangst

    Der Randalierer muss sich wohl wegen des Duftöls übergeben, er uriniert auf die angerichtete Verwüstung, wirft Medikamente, Papiere und Akten zu Boden – und findet sogar ein Feuerzeug, mit dem er das Papier anzünden kann. Als er auch noch Desinfektionsmittel darüber schüttet, so der Polizist weiter, gibt es "eine riesige Stichflamme bis zur Decke".

    Jetzt greift das inzwischen eingetroffene Spezialeinsatzkommando (SEK) Nordbayern ein, überwältigt den Mann und nimmt ihn fest. Nach gut zwei Stunden erst werden die Beschäftigten im verbarrikadierten Nebenraum befreit und gelangen durch den verwüsteten, verrauchten Stützpunkt in Sicherheit. "Die hatten panische Angst, Todesangst", sagt der Beamte als Zeuge vor den Großen Strafkammer.

    Diesen Vorfall schildern mindestens zehn Zeugen – betroffene Pflege- sowie Einsatzkräfte – vor dem Schweinfurter Landgericht. Er wird von keiner Partei bestritten, auch nicht vom Beschuldigten selbst. Der hat sich für sein Ausrasten entschuldigt. Sein Motiv sei gewesen: Aus der "Geschlossenen" herauszukommen, in der er sich von Ärzten und Pflegern "misshandelt" gefühlt habe und weil ihm die Zwangsmedikation gedroht habe.

    Ohne Medikamente weiterhin gefährlich

    Der Mann ist schon seit 2018 im Maßregelvollzug, nachdem er mit einer Softair-Pistole eine Tankstelle im Raum Bamberg überfallen hatte, damals auch noch als Konsument verschiedenster Drogen. Seine psychische Grunderkrankung allerdings ist laut einer Vielzahl von Gutachten eine "hebephrene Schizophrenie", die überdauernd sei und eine zuverlässige Medikation erfordere, so der psychiatrische Sachverständige. Die aber verweigere der Beschuldige, Krankheitseinsicht habe er nicht, er sei in diesem Zustand weiter für die Allgemeinheit gefährlich.

    Rechtlich seien die Taten als Körperverletzung, Bedrohung, versuchte Nötigung und Sachbeschädigung zu werten – begangen im Zustand der Schuldunfähigkeit, so der Staatsanwalt. Zusätzlich zu der bestehenden Unterbringung sei dafür eine weitere nach Paragraf 63 Strafgesetzbuch anzuordnen. Eine Aussetzung zur Bewährung komme nicht in Betracht. Der Pflichtverteidiger kommt exakt zum gleichen Ergebnis. Das Urteil wird am 17. Februar verkündet.

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