Mit einer bundesweiten Razzia im Reichsbürgermilieu ist Generalbundesanwalt Peter Frank möglicherweise Plänen zum Umsturz des politischen Systems in Deutschland zuvorgekommen. Die Gruppierung um einen Adeligen aus Frankfurt mit vielfachen Kontakten zur Bundeswehr wollte nach Erkenntnissen der Ermittler des Bundeskriminalamts "den Bundestag stürmen und plante einen Staatsstreich". Es geht um den Verdacht der Bildung einer terroristischen Vereinigung, sagte auf Anfrage eine Sprecherin des Generalbundesanwalts.
Zwei Verdächtige in Unterfranken
In einer der größten Anti-Terror-Razzien Deutschlands wurden am Mittwochmorgen 130 Häuser im In- und Ausland durchsucht, darunter fünf in Bayern. Es gibt 52 Beschuldigte und 25 Festnahmen, darunter sechs im Freistaat. Im Visier waren auch zwei Adressen in Unterfranken, wie die Bundesanwaltschaft bestätigte: in Ostheim vor der Rhön (Lkr. Rhön-Grabfeld) und in Schwanfeld (Lkr. Schweinfurt). Dort sei auch ein Verdächtiger festgenommen worden.

Ehemalige Soldaten aus Spezialeinheiten der Bundeswehr sollen eine Schlüsselrolle in der Gruppierung spielen, darunter Fallschirmjäger und ein ehemaliger Kommandeur der Vorzeige-Eliteeinheit Kommando Spezialkräfte (KSK) in Calw. Auch der Mann, dessen Anwesen in Ostheim durchsucht wurde, soll ein ehemaliger Fallschirmjäger und Bundeswehr-Einzelkämpfer sein.
Schon bei den Plänen zum Lauterbach-Attentat beteiligt?
Der Verdächtige aus Schwanfeld war laut Recherchen von Sat1/Bayern bereits früher ins Visier der Staatsschützer geraten. Er sei Ermittlern bereits im Zusammenhang mit dem geplanten Attentat auf Gesundheitsminister Karl Lauterbach aufgefallen. Beide Namen sind der Redaktion bekannt.

Die mutmaßliche Terrorgruppe soll sich seit November 2021 auf den Umsturz des politischen Systems in Deutschland vorbereitet und dafür auch Gewalt bis hin zu Tötungsdelikten geplant haben. Der Tag des Umsturzes sollte nach Recherchen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) zunächst schon im März stattfinden, wurde aber mehrfach verschoben. Die Gruppierung hatte nach Erkenntnissen der Ermittler einen Rat gebildet, eine Art Regierung.
Kasernen ausgespäht
Zudem solle es auch einen militärischen Arm gegeben haben. Diese Einheit habe sich zu bewaffnen versucht und auch Schießtrainings durchgeführt. "Angedacht war ein deutschlandweites System von Heimatschutzkompanien", so die Sprecherin des Generalbundesanwalts.
Dort bestätigte man dann auch: Es sei gezielt versucht worden, Soldaten und Polizisten anzuwerben. Im Sommer 2022 habe es dafür in Baden-Württemberg vier Treffen gegeben. Im Oktober seien auch Bundeswehrkasernen ausgekundschaftet worden. Ob darunter auch die Infanterieschule in Hammelburg oder der Bundeswehrstandort Volkach waren, blieb unbeantwortet.

Koordiniert von der BKA-Abteilung Staatsschutz rückten am Mittwochmorgen mehr als 3000 Polizistinnen und Polizisten aus, darunter Spezialeinheiten der Länder sowie die GSG 9 der Bundespolizei. Schwerpunkte der Aktion lagen in Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen, Hessen und Thüringen. Auch in Österreich und Italien waren Beamte im Einsatz.