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Stadtlauringen: Riesige Raubfische schwammen im Ellertshäuser See herum

Stadtlauringen

Riesige Raubfische schwammen im Ellertshäuser See herum

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    Diesen riesigen Graskarpfen haben der Talsperrenbeauftragte Andreas Kirchner (links) und Fischwirtschaftsmeister Ralf Gensler aus dem Ellertshäuser See geholt.
    Diesen riesigen Graskarpfen haben der Talsperrenbeauftragte Andreas Kirchner (links) und Fischwirtschaftsmeister Ralf Gensler aus dem Ellertshäuser See geholt. Foto: Andreas Kirchner

    Wenn das die Badegäste gewusst hätten: Riesige Raubfische schwammen im Ellertshäuser See herum. Und davon nicht einmal wenige. An die 70 Waller holten die Fischer beim Abfischen des größten Sees in Unterfanken aus dem Wasser. Die beiden Größten hatten eine Länge von über zwei Metern und brachten 80 Kilogramm auf die Waage. Da mussten zwei Mann anpacken, um diese Brocken an Land zu bringen. Auch riesige Zander und Hechte waren dabei und Karpfen von über einem Meter Länge mit mehr als 20 Kilogramm Gewicht.

    "Wir dürfen froh sein, dass der See abgelassen wurde", sagt Willi Stein, der Präsident des Fischereiverbands Unterfranken, der mit vielen ehrenamtlichen Helfern die Abfischaktion unterstützt hat. Das Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen hatte dazu Berufsfischer aus Schleswig-Holstein und der Rhön engagiert. Dass "nur" acht Tonnen Fisch herausgeholt wurden, hat Stein überrascht. "Da hätte locker die doppelte Menge drin sein müssen." Der Fischereiverband hat den See gepachtet und regelmäßig mit jungen Fischen besetzt. Wo die kleinen Tiere hingekommen sind, liegt für Stein auf der Hand: Die Raubfische haben wohl den Großteil gefressen. "Bei so vielen Wallern haben die keine Chance hochzukommen."

    Karpfen von ein Meter Länge und bis zu 20 Kilogramm Gewicht wurden im Ellertshäuser See gefangen. Beim Abfischen half auch Fischereifachberater Michael Kolahsa (Mitte) mit.
    Karpfen von ein Meter Länge und bis zu 20 Kilogramm Gewicht wurden im Ellertshäuser See gefangen. Beim Abfischen half auch Fischereifachberater Michael Kolahsa (Mitte) mit. Foto: Anand Anders

    Für Badegäste bestand keine Gefahr 

    Dabei hat der Fischereiverband laut Stein nie Waller eingesetzt. "Die gehören da nicht rein." Doch wie kommen sie in den beschaulichen Ellertshäuser See? Andreas Kirchner, der beim Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen zuständige Abteilungsleiter und Talsperrenbeauftragte, geht davon aus, dass sie von Menschenhand vom Main in den Stausee umgesetzt wurden. Durch den regelmäßigen Neubesatz des Fischereiverbands war das Nahrungsangebot dann so gut, dass sie sich vermehren und zu stattlicher Größe heranwachsen konnten. 

    Er sieht furchteinflößend aus, ist aber ungefährlich: der Waller. Dieses Prachtexemplar befand sich im Ellertshäuser See.
    Er sieht furchteinflößend aus, ist aber ungefährlich: der Waller. Dieses Prachtexemplar befand sich im Ellertshäuser See. Foto: Andreas Kirchner

    Zur Beruhigung der Badegäste: "Vor dem Waller braucht man keine Angst haben", sagt Michael Kolahsa, der Fischereifachberater des Bezirks Unterfranken, der beim Abfischen mitgeholfen hat. Trotz seiner Größe und seines furchteinflößenden Aussehens gilt der nachtaktive Jäger als scheu und ungefährlich. "Mir ist kein Fall bekannt, dass ein Mensch von einem Waller gebissen wurde." 

    Auch ein Baby-Waller ging ins Netz.
    Auch ein Baby-Waller ging ins Netz. Foto: Anand Anders

    Das Gros des Fangs hat die Fischzucht Rhönforelle aus Gersfeld übernommen und inzwischen schon komplett an Angelsportvereine für Besatzmaßnahmen an anderen Seen veräußert. Die beiden Prachtexemplare von Waller durfte sich Zugfischer Peter Liebe als "Trophäe" mit nach Hause nehmen, weil er in seiner 45-jährigen Berufslaufbahn solch große Raubfische noch nie im Netz hatte. Rund eine Tonne ausgewählter Fische wurden von den Helfern des Fischereiverbands in den Vorsee umgesetzt. Sie sollen nach der Sanierung beim Neubesatz des Hauptsees wieder miteingebracht werden.

    Acht Tonnen Fische sind die Ausbeute am Ellertshäuser See.
    Acht Tonnen Fische sind die Ausbeute am Ellertshäuser See. Foto: Anand Anders

    Damit künftig mehr Ausgewogenheit an Raub- und Edelfischen im Ellertshäuser See herrscht, empfiehlt Fischereifachberater Kolahsa, die Struktur des Sees bei der Sanierung zu verbessern. Denn es fehlen Laichmöglichkeiten und Unterstände, wo Fische sich verstecken können. Diese könnten in flacheren Uferzonen geschaffen werden. 

    Jede einzelne Muschel wurde gezählt, gesäubert und kartiert

    Während das Abfischen des Sees von großem öffentlichen Interesse begleitet wurde, fand das Absammeln der Muscheln kaum Aufmerksamkeit. Umso beeindruckender ist die Bilanz dieser mehrwöchigen Aktion: 60 000 Teichmuscheln wurden eingesammelt, darunter Exemplare von bis zu 15 Zentimetern Größe. Tatsächlich wurde jede einzelne Muschel gezählt, vermessen, gesäubert, kartiert und dann in große Hälterbecken in den Vorsee umgesetzt.

    Bis zu 15 Mitarbeitende des Wasserwirtschaftsamtes waren hier täglich im Einsatz, stapften in Gummistiefeln mit Eimern durch den Schlamm und klaubten bis zu 6000 Muscheln am Tag zusammen. Auch Behördenleiter Leonhard Rosentritt half mit und zollt seinen Leuten Respekt: "Das ist eine sehr anstrengende Arbeit."  

    Bis zu 15 Zentimeter große Teichmuscheln wurden im Ellertshäuser See gefunden.
    Bis zu 15 Zentimeter große Teichmuscheln wurden im Ellertshäuser See gefunden. Foto: Anand Anders

    Das große Vorkommen zeigt, dass sich die Anodonta cygnea, wie die Große Teichmuschel in der Fachsprache heißt, im Ellertshäuser See wohlfühlt. Sie wird deshalb nach der Sanierung wieder im Hauptsee eingesetzt. Und zwar genau an den Stellen, wo man sie gefunden hat.  

    Das Fazit aller Beteiligten fällt rundum positiv aus. "Es war eine super gemeinschaftliche Aktion, die zum Erfolg geführt hat", bringt es Fischereifachberater Michael Kolahsa auf den Punkt.   

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