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Grafenrheinfeld: Robert Gießübel: Zum 75. kramt der Altbürgermeister in Erinnerungen

Grafenrheinfeld

Robert Gießübel: Zum 75. kramt der Altbürgermeister in Erinnerungen

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    Robert Gießübel, Grafenrheinfelds Altbürgermeister, ist vor kurzem 75 geworden. Anlass, sich mit ihm über seine Erinnerungen und Erfahrungen auszutauschen. Gießübel und Bürgermeister Christian Keller verbindet unter anderem die Liebe zur Fränkischen Tracht. Keller assistiert hier beim Haltstuch-Binden. 
    Robert Gießübel, Grafenrheinfelds Altbürgermeister, ist vor kurzem 75 geworden. Anlass, sich mit ihm über seine Erinnerungen und Erfahrungen auszutauschen. Gießübel und Bürgermeister Christian Keller verbindet unter anderem die Liebe zur Fränkischen Tracht. Keller assistiert hier beim Haltstuch-Binden.  Foto: Susanne Wiedemann

    Erstmal ein ehrliches Wort zum Anfang. Wir von der Zeitung haben vergessen, Robert Gießübel zu seinem 75. Geburtstag vor kurzem zu würdigen. Das tut uns leid, aber wir haben uns überlegt, halt einfach im Nachklapp des Geburtstages mit ihm zu reden. Ehrenbürger Robert Gießübel, so etwas wie Mr. Grafenrheinfeld, kann nämlich viel erzählen.

    Foto mit dem Papst hat einen Ehrenplatz

    24 Jahre war er Bürgermeister, mit 31 ist er ins Amt gekommen. Er hat ziemlich viel erlebt, auch an Veränderungen. Er ist noch mit dem Kuhgespann aufs Feld gefahren. Er war dabei, als das Kernkraftwerk in Betrieb ging. Gießübel ist wahrscheinlich auch der einzige Rafelder, der Fotos von sich mit zwei Bundespräsidenten (Carstens und Gauck) und einem Papst (Johannes Paul II.) hat. Das hat einen Ehrenplatz im Wohnzimmer.

    Bürgermeister Christian Keller, der beim Gespräch ist, weil er sich auch für Gießübels Erinnerungen interessiert, formuliert das so: "Der Papst hat es geschafft, ein Foto mit dem Gießübels Robert zu kriegen." Gießübel gefällt das, er lacht. Das macht er ziemlich viel an diesem Nachmittag. Die Dinge positiv zu sehen, das scheint ihm wichtig zu sein. Und den Menschen Freude zu geben. Zum Beispiel mit Kultur, mit Brauchtum, vom Maibaum-Aufstellen bis zum Mariensingen. Gießübel hat dabei viel zurückbekommen, sagt er: "Wenn ich in zufriedene Gesichter geschaut habe, war das die größte Genugtuung." 

    In Tracht besuchte Grafenrheinfelds Altbürgermeister Robert Gießübel den letzten Neujahrsempfang des scheidenden Bundespräsidenten Joachim Gauck und seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt. Auf dieses Bild ist er extrem stolz. 
    In Tracht besuchte Grafenrheinfelds Altbürgermeister Robert Gießübel den letzten Neujahrsempfang des scheidenden Bundespräsidenten Joachim Gauck und seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt. Auf dieses Bild ist er extrem stolz.  Foto: Bundespräsidialamt

    Er kann aber auch über sich selbst lachen, wenn er "Anekdötli" erzählt. Zum Beispiel, wie er mit zehn Jahren als Ministrant die Epistel von der großen Kanzel vorlesen durfte, dafür intensiv geübt hat. Trotzdem hat er sich am Wort  "Mesopotamien" verschluckt. Oder wie er am Anfang seiner Amtszeit vergessen hat, einen Reisepass zu unterschreiben. Das ist aufgefallen, als der Pass-Inhaber an der Grenze stand.  Er scheint nicht erfreut gewesen zu sein. 

    Nett auch die Anekdote, wie sein Vater nichts mit dem Bibliotheks-Projekt anfangen konnte, dass Gießübel bald am Anfang seiner Amtszeit angestoßen hat. "Wir arbeiten Tag und Nacht, wir brauchen keine Bücher", hat der Vater gesagt. Aber als die Bibliothek am Kirchplatz gebaut war, der Vater die Landwirtschaft abgegeben hatte, hat er sich gefreut, wenn die Mutter regelmäßig mit einem armvoll Bücher heimgekommen ist.

    Die identitätsstiftende Kirchweih 

    Brauchtum, Volksmusik, Miteinander: Das war und ist ihm wichtig, erzählt er. Einen Ordner mit Erinnerungen, Zeitungsauschnitten hat er auf dem Tisch liegen, Fotobücher über den Erntedankzug, die "identitätsstiftende" Kirchweih, ein Erinnerungsbuch mit einem Bild, das ihn mit  Bundespräsident Joachim Gauck  und dessen Partnerin Daniela Schadt zeigt. Dazu 21 engbedruckte Seiten mit dem Titel "Wässtes nu", seine persönliche Chronik. 

    Ein altes Pressefoto, das Werner Sauerteig 1992 vom Auszug der Wallfahrer machte, in der Bildmitte Robert Gießübel mit dem neu gestalteten Wallfahrtsstab auf dem Kirchplatz in Grafenrheinfeld. Gießübel hat die Tradition der Vierzehnheilgen-Wallfahrt in Grafenrheinfeld begründet. Das Kind neben ihm ist übrigens der heutige Bürgermeister Christian Keller. 
    Ein altes Pressefoto, das Werner Sauerteig 1992 vom Auszug der Wallfahrer machte, in der Bildmitte Robert Gießübel mit dem neu gestalteten Wallfahrtsstab auf dem Kirchplatz in Grafenrheinfeld. Gießübel hat die Tradition der Vierzehnheilgen-Wallfahrt in Grafenrheinfeld begründet. Das Kind neben ihm ist übrigens der heutige Bürgermeister Christian Keller.  Foto: Daniela Schneider

    Die Amtskette in Auftrag gegeben

    Als Trennblätter im Ordner hat er alte Musterstimmzettel verwendet. Verschwendung ist nicht Gießübels Ding. Das beeindruckt auch Bürgermeister Christian Keller, der sich gut daran erinnert, wie er als Kind ehrfürchtig zu Gießübel aufgeschaut hat. Und ziemlich fasziniert von der Amtskette war, die Gießübel hat entwerfen lassen.

    Der weinrote Umhang, den Gießübel zum Beispiel bei Trauungen getragen hat, zusammen mit der Amtskette, hängt noch bei Keller im Schrank im Rathaus. "Wenn ich so ins Trauzimmer gegangen bin, da haben die Leute schon geschaut", erinnert sich Gießübel. Er freut sich noch immer, dass norddeutsche Trauzeugen so beeindruckt waren von der Zeremonie in Rafeld, dass sie hier auch heiraten wollten.

    Ein Bild von der Eröffnung des Atomkraftwerks:  Links Bundespräsident Karl Carstens, dahinter Robert Gießübel.
    Ein Bild von der Eröffnung des Atomkraftwerks:  Links Bundespräsident Karl Carstens, dahinter Robert Gießübel. Foto: Hans Rost

    "Man kann nicht versuchen, es jedem recht zu machen." Für Robert Gießübel ist das ein Leitsatz seiner Amtszeit gewesen. "Kerzengerade durch", danach hat er  gehandelt. "Das hat er auch mir geraten", sagt Christian Keller. Was Gießübel noch am Herzen lag und liegt: Das Zusammengehörigkeitsgefühl und das Ansehen der Gemeinde zu fördern. Das sieht er auch unter dem Aspekt "gestalten, nicht verwalten". Zum Beispiel mit  Veranstaltungen wie der Vierzehnheiligen-Wallfahrt, die er ins Leben gerufen hat, oder mit der Kirchweih. Keller und Gießübel hoffen, dass das Vereinsleben die Corona-Zwangspause gut übersteht, die Leute sich wieder engagieren werden. Und es wieder heißt "Wir in  Rafeld".

    Gießübel freut sich auch darauf, wenn er endlich mal wieder eine Gästeführung machen kann oder Leute durch das Museum Schatzkammer am Kirchplatz  führen kann. Und er freut sich, wenn er wieder Gschichtli erzählen und Liedli spielen kann. 

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