Trotz roter Zahlen ein "eben noch positiv" zu bewertendes Ergebnis – es ist ein durchwachsenes Bild, das Geschäftsführer Jürgen Winter in der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses der Stadt Schweinfurt für das Leopoldina-Krankenhaus zeichnete. Ein Minus von rund 1,41 Millionen Euro hat das Krankenhaus laut Jahresabschlussbericht im vergangenen Jahr eingefahren. 1,18 Millionen Euro sind es im Gesamtkonzern, zu dem auch das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) und die Leo Service GmbH gehören.
Einzig letztere hat 2023 ein Plus in Höhe von 160.000 Euro erwirtschaftet, berichtete Winter den anwesenden Stadtratsmitgliedern. Das läge vor allem daran, dass im Catering-Bereich endlich wieder ein Arbeiten ohne pandemiebedingte Einschränkungen und auch öffentliche Veranstaltungen wieder möglich gewesen seien, so Winter.
Weniger rosig sähe es hingegen beim MVZ aus. "Beim MVZ ist es zum ersten Mal so, dass wir ein leichtes Defizit erreicht haben", sagte Winter. Grund für das Minus seien vor allem die stark gestiegenen Energie- und Personalkosten. Hier mache sich nicht nur die ausgezahlte Inflationsausgleichsprämie, sondern auch die personelle Aufstockung im Pflegedienst bemerkbar. Zudem hätten Schwierigkeiten bei der Arzneimittelbeschaffung die Kosten im vergangenen Jahr deutlich in die Höhe getrieben.
Kosten-Erlös-Schere stellt Kliniken vor Herausforderungen
Alles Gründe, die auch zu dem Minus von 1,41 Millionen Euro des Krankenhauses beigetragen hätten. "Kostensteigerungen sind wirklich ein Thema. Die Kosten-Erlös-Schere geht immer weiter auseinander, darunter leiden alle Kliniken", warnte Winter. Und zumindest im Bereich Energie habe sich die Situation 2024 sogar noch einmal verschärft. "Wir haben massiv gestiegene Energiekosten, die 2023 noch durch staatliche Zuschüsse kompensiert wurden, die 2024 jetzt aber komplett durchschlagen", so der Geschäftsführer.

Für einen Anteil von acht Millionen Euro der 2023 entstandenen Kosten seien jedoch auch umfangreiche Investitionen verantwortlich, erklärte er. So seien allein fünf Millionen in die Anschaffung neuer Medizintechnik geflossen. Hinzu kämen Kosten für diverse Bau- und Brandschutzmaßnahmen sowie den Austausch aller Betten. Für den im Frühjahr 2023 eröffneten Kreißsaal habe das Leopoldina, zusätzlich zu staatlichen Fördermitteln, noch einmal 700.000 Euro aus eigener Tasche investiert.
Positiv blicke Winter vor allem auf die erfolgreiche Nachbesetzung der Chefarztposition im Bereich der Zentralen Notaufnahme (ZNA) durch Dr. Benedikt Stubner zurück. Ein Bereich, der gerade vor dem Hintergrund der Debatte um die Zukunft des St.-Josef-Krankenhauses besonders stark im Fokus stehe, so Winter. Trotz steigender Fallzahlen komme man dort "mit dieser Herausforderung aber gut zurecht", sagte er.
Erfolgreiches Jahr 2023, trotz roter Zahlen
Auch wenn das Defizit im Jahresabschluss natürlich kein "befriedigendes Ergebnis" sei, wolle man das Jahr 2023 im Leopoldina dennoch "unter 'erfolgreich' verbuchen", so Winter. Vor dem Hintergrund der allgemeinen Marktentwicklung stehe man im Vergleich zu vielen anderen Häusern, die mit den "Rahmenbedingungen deutlich schlechter zurechtkommen", nämlich durchaus gut da, gab er zu bedenken. Zudem sei das Defizit deutlich geringer ausgefallen, als angesichts der momentan unsicheren Marktlage und Energiekostenentwicklung im Vorfeld angenommen, wie aus dem Lagebericht des Krankenhauses hervorgeht.

Bisher könne man die Defizite noch gut aus eigenen Mitteln decken, so der Geschäftsführer. Eine langfristig positive Perspektive lasse sich daraus aber nicht ableiten. "Auch ein Unternehmen, das nur leichte Defizite schreibt, verliert allmählich an Substanz", warnte Winter. Eine wesentliche Verbesserung der Finanzierung der Kliniken sehe er in den kommenden zwei Jahren nicht kommen. Im Leopoldina setze man deshalb große Hoffnung in die für 2027 erwarteten Effekte der Krankenhausreform.

"Wir hoffen, dass wir als Schwerpunktversorger in der Region Main-Rhön dann entsprechend Berücksichtigung finden, wenn es um finanzielle Wege geht", sagte Winter. Er sei zuversichtlich, dass es dem Leo dann gelinge, "die schwarze Null wieder herzustellen". Ein wesentlicher Aspekt im Plan, das Leo zukunftssicher aufzustellen, sei die weitere Spezialisierung im Bereich der Behandlung von Krebserkrankungen. Bereits seit diesem Jahr sei das Leo Prostatakarzinomzentrum, 2025 werde man voraussichtlich die Zertifizierung zum onkologischen Zentrum als Schwerpunkt des Hauses erhalten, so Winter.
Abschließend wandte sich Oberbürgermeister Sebastian Remelé mit dankenden Worten an den Leopoldina-Geschäftsführer. Man erkenne im Stadtrat an, "wie Sie in stürmischen Zeiten unser Leopoldina auf Kurs halten. Das ist eine Leistung", so Remelé.