Als Bernd Kaiser 2017 die Leitung des damals schon stillgelegten AKW Grafenrheinfeld (Lkr. Schweinfurt) übernahm, hat er eine Idee formuliert: Im Zuge des Rückbaus, der nun seit Jahren läuft, sollen die beiden Kühltürme kontrolliert gesprengt werden. Damit erzeugte er eine Schlagzeile und einigen Wirbel. Die Konzern-Chefs des damaligen Betreibers verwarfen die Überlegung.
Doch nun ist aus Kaisers Idee ein echter Plan geworden. Er ist am Mittwoch auf Nachfrage der stellvertretenden Landrätin Bettina Bärmann im Umweltausschuss des Schweinfurter Kreistags öffentlich geworden. Der anwesende AKW-Chef bestätigte, dass man die Kühltürme früher entfernen wolle als bisher vorgesehen, auch wenn es betriebswirtschatftlich sinnvoller wäre, dies erst am Ende der Rückbauphase zu tun.

Wie Kaiser auf Nachfrage dieser Redaktion sagte, sollen sie gesprengt werden: "Das ist das Mittel der Wahl." Man habe ein Projektteam zusammengestellt, das den Abriss per Dynamit planen und vorbereiten soll.
Insbesondere werde man die Erfahrungen von EnBW aus dem AKW Philippsburg (Lkr. Karlsruhe) auswerten, wo vor fast genau einem Jahr die Türme auf gleiche Art und Weise abgebrochen worden sind. In nicht einmal 30 Sekunden waren die Betonkolosse in sich zusammengesackt.
Vier Jahre haben dort die Planungen gedauert, sagt Kaiser: "Wir schaffen das schneller." Das bedeutet: 2023 oder 2024 könnte es soweit sein. Der Werksleiter gibt aber zu bedenken, dass man noch ganz am Anfang der Planungen sei und vor allem die entsprechenden Genehmigungen einzuholen seien. Betreiber Preussen-Elektra habe aber die Kosten bereits intern bewilligt. Das Ende des AKW-Rückbaus ist nach derzeitigem Stand im Jahr 2035 anvisiert.
Wie kam es zum Umschwenken? Der Schweinfurter Landrat Florian Töpper (SPD) und Schweinfurts OB Sebastian Remelé (CSU) hätten wiederholt ihre Vorstellung geäußert, dass die Kühltürme, die man bei guter Sicht auch aus der Rhön deutlich erkennen kann, möglichst schnell verschwinden sollen. Man habe sich diesem Wunsch angeschlossen, sagt Kaiser.