Die Größe von Bauprojekten allein nach ihrem Investitionsvolumen zu beurteilen, greift sicherlich zu kurz. Manche Vorhaben verschlingen Millionen, ohne dass davon viel zu sehen ist. Andere Projekte kosten weit weniger, betreffen die Menschen vor Ort aber weit mehr. Insoweit orientiert sich dieser Rückblick auf fünf Bauprojekte im Raum Gerolzhofen nicht an Superlativen. Es geht um Baustellen mit Tragweite.
1. Logistikzentrum der Firma Schäflein in Gerolzhofen

25 Millionen Euro investiert das Logistik-Unternehmen Schäflein mit Sitz in Röthlein an seinem neuen Standort im Industriegebiet "An der Mönchstockheimer Straße" in Gerolzhofen. Der Bau auf 25.000 Quadratmetern hat sich verzögert. Zum Jahreswechsel, 16 Monate nach Baubeginn, soll der hochmoderne Logistikbetrieb mit seinem operativen Geschäft beginnen und bis Mitte 2025 voll durchstarten. So lautete die jüngste Ansage von Schäflein gegenüber dieser Redaktion.

Der große, dunkelgraue Baukörper hat den Anblick Gerolzhofens am nördlichen Stadtrand massiv verändert, stärker als das nicht weit entfernte Norma-Logistikzentrum an der Straße nach Alitzheim. Wie viele der angekündigten 175 Arbeitsplätze – darunter welche für Akademiker – Schäflein vor Ort tatsächlich schaffen wird, ist unklar. Hierzu mochte sich das Unternehmen gegenüber dieser Redaktion jüngst nicht äußern.
2. Bayerisches Ausbildungszentrum für Straßenwärter in Rügshofen

Im Beisein des bayerischen Verkehrsministers Christian Bernreiter wurde im September im Gerolzhöfer Ortsteil Rügshofen die zentrale Ausbildungsstätte für Straßenwärter eröffnet. Dort absolvieren Frauen und Männer "in Orange" einen Teil ihrer dreijährigen Ausbildung. Die Schule besuchen alle Azubis der Straßenbetriebsdienste aller Landkreise und zahlreicher Kommunen im Freistaat. Dies sind etwa 100 pro Jahr.
Für 6,8 Millionen Euro ließ der Staat am Stützpunkt der Straßenmeisterei in Rügshofen in zwei Jahren drei, jeweils 90 Quadratmeter große Schulungsräume in einem zweigeschossigen Hauptteil errichten. Daran schließt sich ein eingeschossiger Zwischenbau an, der eine bestehende Ausbildungshalle anbindet. Diese Halle erhielt einen Anbau mit weiteren Flächen für die Praxisausbildung.
3. Keltenstraße als Anschluss der Baugebiete am Nützelbach in Gerolzhofen

Der Weg bis zur Fertigstellung der Keltenstraße war steinig. Bis die 450 Meter lange Anbindung des Baugebiets "Am Nützelbach II" im Süden von Gerolzhofen im Spätsommer freigegeben werden konnte, waren ein Großteil der 41 Parzellen dort bereits bebaut. Anwohner und Baufirmen mussten sich mit Behelfszufahrten abfinden.
Erst blockierten zähe Grundstückverhandlungen den Bau der Keltenstraße. Später unterbrach der Fund von Überresten einer Mülldeponie den Straßenbau für sieben Monate. Zum Bau der Erschließungsstraße gehörte auch der Bau einer Linksabbiegespur im Kreuzungsbereich zur Schallfelder Straße. Die Baukosten summierten sich laut Stadtbauamt auf 2,15 Millionen Euro. Damit handelt es sich um die größte Einzelinvestition der Stadt im Jahr 2024.
4. Abriss der früheren Hauptschule in Unterspiesheim

Der Abriss eines Gebäudes stellt streng genommen kein Bauvorhaben dar. Es schafft jedoch im besten Fall Platz für Neues. Ob es bei der früheren Hauptschule in Unterspiesheim so weit kommen wird, ist zum Leidwesen vieler Menschen in der Gemeinde Kolitzheim nach wie vor unklar. Denn obwohl das alte Schulgebäude für rund eine halbe Million Euro fast verschwunden ist, steht nicht fest, ob dort wie zunächst geplant eine Grundschule für alle Kinder aus der Gemeinde entstehen wird. Es fehlt – nicht zuletzt aufgrund explodierender Baukosten – am Geld.
5. Millionen fließen in den Sulzheimer Kanal

Wenn eine Gemeinde ihr Kanalnetz auf Vordermann bringen muss, dann ist das ein wenig populäres Vorhaben. Denn solche Maßnahmen kosten in der Regel sehr viel Geld. Und am Ende ist von den großen Ausgaben nichts mehr zu sehen. Das Geld verschwindet sprichwörtlich im Untergrund.
Reparaturbedürftige Abwasserrohre lassen sich wohl in jeder Gemeinde finden. Sulzheim ist hier nur ein Beispiel von vielen. Doch in Sulzheim hat sich der Gemeinderat dem Problem gestellt und Anfang Juni beschlossen, die am ärgsten betroffenen Abwasserkanäle in der Wilhelm-Behr-Straße, der Otto-Drescher-Straße, der Schulstraße sowie die Anschlusskanäle für zwei Grundstücke in der Otto-Drescher-Straße zu erneuern. Die geschätzten Kosten hierfür: knapp 3,8 Millionen Euro.
Und dies ist erst die Spitze des Eisbergs. Es gibt noch mehr Kanäle, die ebenfalls saniert werden müssen. Eine Schätzung aus dem Vorjahr geht von neun Millionen Euro aus, die die Sanierung aller schadhaften Kanäle allein in Sulzheim kosten würde.