Wenn die Motorsportsaison für die meisten Fans am 24. bis 27. März in Melbourne beginnt (der Termin in Bahrain an diesem Wochenende wurde ja wegen der politischen Unruhen abgesagt), sind die Rennsportexperten von ZF schon mittendrin. Für sie hat sie Mitte Januar in Dakar sehr erfolgreich begonnen. Bei der vielleicht härtesten Rallye der Welt lagen drei VW Touareg vorne, ausgestattet mit Komponenten von ZF Sachs Race Engineering: Stoßdämpfer und Kupplungen. In der Nutzfahrzeugklasse war der russische Hersteller Kamaz erfolgreich und fuhr den zehnten Sieg seit 1996 ein, mit Kupplungen aus Schweinfurt.
Besser hätte der Start also nicht sein können. Auch für Norbert Odendahl, der im Herbst die Führung der Rennsportabteilung übernommen hat. Momentan wird im ZF-Konzern sehr viel neu geordnet, vieles ist noch offen, klar ist jedoch, dass Schweinfurt das Kompetenzzentrum für den Rennsport bleibt.
„Die Dakar hat wie in den Jahren zuvor bewiesen, dass wir sehr wettbewerbsfähig sind, zieht der 40-Jährige, der seit über zehn Jahren bei ZF ist, eine erste Zwischenbilanz. Auch künftig wird ZF in Europa an allen wichtigen Serien beteiligt sein, also bei der Formel 1, der Formel 3, beim Porsche-Cup, den 24 Stunden von LeMans, der World Rallye Car Serie oder der Deutschen Tourenwagenmeisterschaft (DTM). Verstärkt geht jetzt aber der Blick nach Übersee. Beispielsweise nach Australien zu den V8 Supercars, wo 60 Prozent der Fahrzeuge mit Sachs-Dämpfern ausgerüstet sind. Weitere Schwerpunkte liegen in den USA, aber auch in Südamerika, mit dem starken Wachstum. „Wir wollen dort den Bekanntheitsgrad der Marke steigern“, sagt Odendahl. „Spektakuläre Erfolge unserer Kunden stehen für die technische Kompetenz und Zuverlässigkeit der Produkte“, sagt dazu ZF Technik-Vorstand Peter Ottenbruch. Zudem seien die Erfolge auch ein Identifikationspunkt für die Mitarbeiter.
Dass eine 16 000 Euro teure Kupplung für ein Formel 1-Fahrzeug keine Lösung für die Serie ist, weiß man bei Sachs Race Engineering natürlich. Wie wichtig die Präsenz der beiden Ingenieure Claus Orth und Rudolf Melber mit ihrem silbergrauen Rennservice-Mobil an allen wichtigen Strecken ist, unterstreicht Odendahl mit dem Hinweis, dass die dort gewonnenen Erkenntnisse ein wesentlicher Aspekt für die weitere Entwicklung der Produkte sind. „Nur so haben wir die Möglichkeit, von den Technikern der Teams und ihren Fahrern ein unmittelbares Feedback zur Performance unserer Produkte auf der Rennstrecke zu erhalten.“
Inzwischen hat das Thema Kosten auch den Motorsport erreicht. Mercedes-Rennsportchef Norbert Haug hat für die Formel 1 die Einsparung von 30 Prozent ausgegeben. Hinzu kommt, dass einige Rennställe, darunter auch Sachs-Kunden wie Honda, Toyota und BMW, ausgestiegen sind.
Das Sparen schlägt zu allen Zulieferern durch und hat zur Folge, dass in den Fahrzeugen immer mehr Komponenten oder Systeme standardisiert werden. Darum muss Sachs Racing nach Ersatzgeschäften Ausschau halten. Ein vom Konzern vorgegebenes Ziel ist es ja, zumindest kostendeckend zu arbeiten. Beispielsweise indem die 80 hoch qualifizierten Experten Applikationen für hochwertige Kleinstserien bauen. Zunehmend an Bedeutung gewinnt das Thema Rennsport und Umweltschutz. Das geht über die Gewichtsreduzierung oder die Energierückgewinnung, wo die Formel 1 schon gute Anstöße gegeben hat, den Scirocco-Cup mit Erdgas getriebenen Fahrzeugen. Es gibt Rennen mit Hybridfahrzeugen, über Veranstaltungen mit rein elektrisch betriebenen Fahrzeugen wird auch nachgedacht, sagt Odendahl. „Das passt zu unserer Gesamtausrichtung.“