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Gerolzhofen: Saint-Gobain hat keine Werkfeuerwehr mehr

Gerolzhofen

Saint-Gobain hat keine Werkfeuerwehr mehr

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    In den vergangenen Jahrzehnten nahm die Werkfeuerwehr Saint-Gobain mit ihren Atemschutzträgern regelmäßig an Großübungen mit der Freiwilligen Feuerwehr Gerolzhofen teil. Das Bild entstand 2015 bei einer Übung in der Dr.-Georg-Schäfer-Straße. Beobachter war damals auch Kreisbrandrat  Holger Strunk (Mitte).
    In den vergangenen Jahrzehnten nahm die Werkfeuerwehr Saint-Gobain mit ihren Atemschutzträgern regelmäßig an Großübungen mit der Freiwilligen Feuerwehr Gerolzhofen teil. Das Bild entstand 2015 bei einer Übung in der Dr.-Georg-Schäfer-Straße. Beobachter war damals auch Kreisbrandrat  Holger Strunk (Mitte). Foto: Archivbild Karin Sauer

    Die Regierung von Unterfranken hat der seit Jahrzehnten existierenden Feuerwehreinheit im Unternehmen Saint-Gobain (ehemals Kugelfischer und Efesis) in Gerolzhofen die staatliche Anerkennung als Werkfeuerwehr entzogen. Die Entscheidung ist von der Gerolzhöfer Werkleitung selbst beantragt worden. 

    Zunächst einmal zum rechtlichen Hintergrund einer Werkfeuerwehr, den Johannes Hardenacke, Pressesprecher der Regierung von Unterfranken, auf Anfrage erklärt: Die staatliche Anerkennung als Werkfeuerwehr erfolgt seit dem Jahr 2008 nach einer Novellierung des Feuerwehrgesetzes jetzt durch die Bezirksregierung, und zwar auf Antrag des jeweiligen Unternehmens. In Ausnahmefällen kann ein Betrieb, der mit besonders brand- oder explosionsgefährdeten Stoffen handiert, aber sogar auch verpflichtet werden, eine Werkfeuerwehr aufzustellen, auszurüsten und zu unterhalten.

    Gemeinde ist außen vor

    Voraussetzung für die staatliche Anerkennung ist es, dass die Werkfeuerwehr in ihrem Aufbau, ihrer Ausrüstung und Ausbildung sowohl den speziellen Erfordernissen ihres Unternehmens als auch den an gemeindliche Feuerwehren gestellten Anforderungen entspricht. Für die regelmäßige Überprüfung, ob diese Voraussetzungen noch vorliegen oder nicht, ist nicht die Kreisbrandinspektion des Landkreises zuständig, sondern ebenfalls die Regierung von Unterfranken. 

    Gibt es in einer Firma eine Werkfeuerwehr, dann gehen die Aufgaben des Brandschutzes für den Bereich dieses Unternehmens von der jeweiligen Gemeinde auf diese Werkfeuerwehr über. Zwar bleiben die gemeindlichen Feuerwehren bei einem Ernstfall und bei Bedarf selbstverständlich noch zur Hilfe verpflichtet. Für einen möglichen Einsatz im Unternehmen müssen die gemeindlichen Feuerwehren aber nur organisatorische Vorkehrungen zum Schutz ihrer eigenen Einsatzkräfte treffen.

    Anerkennung widerrufen

    Kann eine Werkfeuerwehr die an sie gestellten Anforderungen allerdings nicht mehr erfüllen, dann widerruft die Regierung die staatliche Anerkennung. Die Folge: Die Aufgaben des abwehrenden Brandschutzes und des technischen Hilfsdienstes in dem Unternehmen gehen wieder zurück auf die Gemeinde und ihre gemeindliche Feuerwehr. Genau dies ist jetzt bei Saint-Gobain der Fall. Die Regierung habe am 20. November die staatliche Anerkennung der Werkfeuerwehr Saint-Gobain widerrufen, teilt Pressesprecher Hardenacke mit. "Für den Brandschutz ist jetzt wieder die Feuerwehr Gerolzhofen zuständig."

    In den vergangenen Monaten habe die Regierung die Bedingungen bei der Werkfeuerwehr Saint-Gobain vor Ort geprüft, so Hardenacke. Dabei habe sich herausgestellt, dass die Voraussetzungen für den Bestand der Wehr nicht mehr gegeben sind. In mehreren Gesprächen habe man deutlich gemacht, so der Pressesprecher, wie die Wehr eigentlich ausgerüstet sein müsste, damit sie den strenger gewordenen Anforderungen gerecht werden kann. "Die Firma Saint-Gobain hat dann von sich aus beantragt, den Status der Werkfeuerwehr zurückzunehmen", so Hardenacke. Und die Regierung habe dem zugestimmt, zumal in dem Werk mit Materialien gearbeitet wird, die eine Werkfeuerwehr nicht zwingend nötig machen.

    Für den Brandschutz auf dem weitläufigen Firmengelände von Saint-Gobain ist ab sofort die Freiwillige Feuerwehr Gerolzhofen zuständig.
    Für den Brandschutz auf dem weitläufigen Firmengelände von Saint-Gobain ist ab sofort die Freiwillige Feuerwehr Gerolzhofen zuständig. Foto: Klaus Vogt

    Mannstärke reicht nicht mehr

    Gero Pokar, seit Anfang diesen Jahres neuer Werkleiter in der Niederlassung von Saint-Gobain in Gerolzhofen, bestätigt diesen Vorgang. Bei der Überprüfung durch die Regierung von Unterfranken habe sich herausgestellt, dass "wir weit weg sind von den gestellten Anforderungen". Neben der nicht mehr optimalen technischen Ausstattung reiche auch die Mannstärke nicht mehr für eine Werkfeuerwehr aus. Pokar macht keinen Hehl daraus, dass es auch eine Frage der Kosten ist, die Saint-Gobain zu dieser Entscheidung kommen ließ.

    Allerdings will sich Saint-Gobain nicht komplett von seiner Feuerwehr verabschieden. "Wir haben weiterhin eine Feuerwehr mit einem eigenen Fahrzeug. Sie ist jetzt eine Betriebsfeuerwehr", sagt Pokar. Die Ausrüstung dieser Gruppe werde man auch in Zukunft "in angepasstem Maße aktualisieren".

    Im Bayerischen Feuerwehrgesetz finden sich allerdings keine Regelungen zu „Betriebsfeuerwehren", teilt Regierungs-Pressesprecher Johannes Hardenacke mit. Ist eine betriebliche Feuerwehr nicht staatlich als Werkfeuerwehr anerkannt, bleibt es dabei, dass der Brandschutz die Aufgabe der Gemeinde ist.

    Die Freiwilligen übernehmen

    Seit dem Bescheid der Regierung von Unterfranken von Mitte November ist also nun die Freiwillige Feuerwehr Gerolzhofen auch für das Werksgelände von Saint-Gobain zuständig. Dass dies für die bestens ausgebildete und ausgestattete Wehr kein Problem darstelle, macht Kreisbrandrat Holger Strunk klar. "Die personelle und technische Ausstattung der Gerolzhöfer Wehr reicht aus, um diese Aufgaben zusätzlich übernehmen zu können." Eine zusätzliche Stärkung sei nicht nötig und nicht geplant.

    Diese Meinung vertritt auch Roland Feller, der 1. Kommandant der Gerolzhöfer Wehr. Die Führungskräfte der Wehr werden – wenn es die Folgen der Corona-Pandemie wieder zulassen – bei gemeinsamen Begehungen die Produktionsgebäude und das Betriebsgelände von Saint-Gobain sich genau anschauen. Dabei werde es auch um die Stoffe und Materialien gehen, die von Saint-Gobain verarbeitet werden, und auch um die Abklärung, welche Löschmittel dafür notwendig sind. Das Areal von Saint-Gobain ist den Floriansjüngern nicht gänzlich fremd. In der Vergangenheit fanden schon gemeinsame Übungen von Werkfeuerwehr und Freiwilliger Feuerwehr auf dem Werksgelände statt.

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