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Wipfeld: Schauergeschichten aus der Region: Das wilde Heer zu Wipfeld – Eine unvergessliche Fährfahrt

Wipfeld

Schauergeschichten aus der Region: Das wilde Heer zu Wipfeld – Eine unvergessliche Fährfahrt

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    Ein blutroter Abendhimmel über dem Weinörtchen Wipfeld am Main: Ist etwa das Wilde Heer wieder unterwegs?
    Ein blutroter Abendhimmel über dem Weinörtchen Wipfeld am Main: Ist etwa das Wilde Heer wieder unterwegs? Foto: Stefan Menz

    Schon in der griechischen Mythologie war die Fähre ein enorm wichtiges Symbol: Dort steuerte der Fährmann Charon das Fährschiff mit dem Verstorbenen über den Styx. Das war jener Fluss, der das Reich der Lebenden vom Hades, dem Reich der Toten, trennte.

    "Don´t pay the ferryman" (bezahle nicht den Fährmann), fast jeder kennt das Lied des irischen Sängers Chris de Burgh aus dem Jahr 1982, in dem er eine gruselige Fährfahrt besingt. In Wipfeld kennt man die Fähre über den gemächlich dahinfließenden Main für gewöhnlich etwas ruhiger und das schon seit Menschengedenken – bis zum heutigen Tag. Neben anderen Mainfähren zählt sie sogar zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Dass es sie noch gibt, mutet wie ein kleines Wunder an, sind doch die Fähren in Garstadt oder Hirschfeld längst Geschichte und die in Grafenrheinfeld wurde nach dem Brückenbau im Jahre 1901 überflüssig.

    Eine gruselige Sage vom Wilden Heer auf der Wipfelder Fähre

    Seit mehreren Jahrhunderten wird eine gruselige Sage vom Wilden Heer auf der Wipfelder Fähre überliefert. Eine Erzählung, die schaudern lässt. Schon im bekannten "Volkssagen-Buch der Fränkischen Lande" aus dem Jahre 1854 wird sie erwähnt. Auch der unvergessene Schulamtsdirektor Karl Schöner aus Bergrheinfeld gab ihr einen festen Platz im "Sagenschatz des Landkreises Schweinfurt" (1980).

    Die Sage vom Wilden Heer wird seit Jahrhunderten so tradiert: Kurz vor dem Schlafengehen begegnen sich an einem Hochsommerabend der Wipfelder Fährmann – Mitesser war sein Name – und ein Feldhüter. Sie verabschieden sich, der Fährer um zu schlafen, der Feldhüter geht seiner Aufgabe nach. Noch während des Einschlafens hörte Mitesser ein seltsames Pfeifen und Rufen von der anderen Mainseite. Er stand auf und fuhr mit seinem Kahn ans andere Ufer.

    Aus der nächtlichen Stille heraus stürmte und drängte ein wildes Heer aus einem Nebel heraus auf seinen Kahn. Er brachte die unheimlichen Fahrgäste ans Wipfelder Ufer hinüber. Eine Stimme fragte ihn: "Fährmann, was begehrst du als Lohn?" Der verängstigte Schiffer wagte es nicht zu antworten. Da legte einer der Männer einen Knochen auf das alte Holz der Fähre nieder, den der Fährer achtlos und verärgert liegen ließ. Er ging wieder schlafen.

    Der Feldhüter kam freudestrahlend an den Main

    Am nächsten Morgen kam der Feldhüter freudestrahlend zum Mainufer. Auch bei ihm war das Wilde Heer vorbeigezogen. Hinter dem – so der Feldhüter – schleppte sich ein Männchen, das zu ihm sagte: "Wär ich geschürzt und gegürtet, so käme ich auch mit!" Immer flehender wiederholte es seine Bitte. Der Feldhüter zögerte nicht lange und schürzte ihn mit ein paar Gerstenhalmen. Als Lohn bekam er runde und schwere Stücke in die Hand. Am nächsten Morgen sah er, dass es Goldstücke waren. Als der Fährmann das hörte, rannte er sofort zur Fähre hin, aber vom Knochen war nichts mehr zu sehen. So endet die Sage vom Wilden Heer in Wipfeld.

    Nebenbei: Geschichten vom "Wilden Heer" gibt es übrigens in ganz Bayern, gerade in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1848) kommen immer wieder Sagen zu diesem Thema auf. Zum Beispiel auch in Dürrfeld (Gemeinde Grettstadt), wo angeblich das Wilde Heer alljährlich in der Thomasnacht (vom 20. auf den 21. Dezember, der längsten Nacht des Jahres) umherzieht und alles erwürgt, was sich ihm in den Weg stellt. So die uralte Überlieferung.

    In Wipfeld hat sich die Erzählung jedenfalls nachhaltig gehalten. Neben dem Spitznamen "Theologen" nennt so mancher ältere südliche Landkreisbewohner die Wipfelder noch heute "Wildes Heer". Wobei das in diesem Fall nicht mehr zum Fürchten und Gruseln ist.

    In Teil 2 unserer kleinen Serie geht es um die Musikantensteine bei Falkenstein

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