Während des Pflegekurses für Obstbäume von Josef Weimer in Bergrheinfeld erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Reihe von Praxistipps und erfuhren, worauf es bei gesunden Obstbäumen ankommt.
1. Auf die richtige Obstgattung kommt es an
Manche Obstgattungen kommen mit Trockenheit besser klar als andere. Wer in trockenen Regionen wie Unterfranken neue Obstbäume pflanzt, sollte ganz besonders auf Vielfalt bei Obstgattungen und -sorten achten. Äpfel kommen mit Trockenheit weniger gut klar. Quitten, Birnen (und hier vor allem Mostbirnen) und Kirschen hingegen schon. Wer auf Äpfel nicht verzichten will, sollte robuste und triploide Sorten wählen, das heißt starkwüchsige Sorten, die sich nicht als Befruchter für andere Sorten eignen.
2. Auf den passenden Standort achten
Die Lage spielt eine zunehmend wichtige Rolle für Bäume. Könnten sich Obstbäume in Trockenregionen mit steigenden Temperaturen ihre Lage selbst aussuchen, würden viele Nordhänge und Tallagen mit Bächen bevorzugen und Südlagen eher meiden.
3. Den Baum richtig pflanzen
Schon beim Pflanzen von Jungbäumen kann Trockenstress vorgebeugt werden. Je jünger ein Baum ist und je mehr Wurzelwerk er beim Umpflanzen noch besitzt, desto besser übersteht er den Pflanzschock. In Baumschulen gekaufte Bäume besitzen oft nur noch einen Bruchteil ihrer Wurzeln, die wichtigen Feinwurzeln fehlen oft ganz. Viele Bäume werden laut Josef Weimer auch zu tief gepflanzt. Solche Bäume kämpfen meist ein Leben lang mit der Stabilität. Wer je eine Handvoll Tonmehl (Bentonit) und Urgesteinsmehl (zum Beispiel "Eifelgold") ins Pflanzloch gibt, ermöglicht dem Baum einen guten Start am neuen Standort. Ein Verbiss-Schutz und die Anbindung an einen Holzpfahl sind ebenfalls wichtig, damit der Baum die ersten Jahre gut übersteht.
4. Zur richtigen Zeit schneiden
Ende Februar, Anfang März ist die beste Zeit für den Winterschnitt von Obstbäumen. Nicht nur, weil Bäume da keine Blätter haben, und man deshalb ihre Struktur klar erkennen kann (Josef Weimer spricht von "Winterklarheit"). Ende Februar sind in der Regel auch die schlimmsten Fröste vorüber und der Baum kann Schnittwunden durch äußere Überwallung und innere Abschottung besser selbst heilen. Während der Sommerschnitt sich triebhemmend auf Bäume auswirkt, regt der Winterschnitt das Wachstum an. Das Wachstum anzuregen, ist insbesondere für Jungbäume und die Vitalisierung von Altbäumen wichtig.
5. Fehler beim Erziehungsschnitt vermeiden

Wie bei den Menschen gilt auch bei Bäumen: Was in jungen Jahren nicht angelegt wird, lässt sich in späteren Jahren nicht mehr nachholen. Zu den wichtigsten Erziehungsmaßnahmen gehört bei Bäumen das Anlegen eines Mitteltriebs und von drei bis vier Seitenleitästen, die sich gleichmäßig über den Mitteltrieb verteilen sollten. Damit die Leitäste nicht brechen, sollten sie nicht zu steil und nicht zu flach stehen. Ideal ist ein 45-Grad-Winkel. Durch Spreizhölzer und deren Fixierung durch Schnüre können die Seitenleitäste beim noch jungen, elastischen Baum in die richtige Richtung bzw. in den richtigen Winkel gelenkt werden. Diese Hilfsmittel werden nach einem Jahr wieder entfernt, bevor sie mit dem Baum verwachsen. Dann hat sich das Holz verfestigt und die Leitäste stehen ideal und geben dem Baum ein Leben lang Stabilität.
6. Baumscheibe regelmäßig pflegen

Bei jungen Bäumen (bis circa zehn Jahre) sollten Gärtner mit der Hacke regelmäßig eine Baumscheibe rund um den Stamm öffnen, damit sich dort Gras und Beikräuter nicht breitmachen und der Baum das vorhandene Wasser und die Nährstoffe aus dem Boden für sein Wachstum nutzen kann. Im Sommer sollte diese Baumscheibe gemulcht werden, etwa mit Grasschnitt, damit der Boden nicht austrocknet. Ältere Bäume brauchen keine Baumscheibe mehr, denn sie haben sich in die Tiefe und Breite verwurzelt und Graswuchs stellt für sie keine Konkurrenz mehr dar.
7. Gießen, wenn's darauf ankommt
Junge Bäume (bis circa zehn Jahre) brauchen Wasser, damit sie wachsen und gesund bleiben. In der Vegetationsperiode (von März bis August) sollte ein junger Baum mindestens drei Mal rund 80 Liter Wasser gegossen werden. In extremen Hitzeperioden sollte das alle drei Wochen wiederholt werden.
8. Dem Baum genügend Laub lassen
Blätter sind die Stoffwechselorgane des Baumes. Wird dem Baum durch Schneiden zu viel Laub genommen, bremst das sein Wachstum – auch das der Wurzeln im Boden. Deshalb sollte beim Schneiden dem Baum nie mehr als maximal ein Drittel seiner Laubmasse genommen und notwendige Schnittmaßnahmen eventuell auf mehrere Jahre verteilt werden. Bei Temperaturen ab 35 Grad droht zudem Sonnenbrand, auf den Früchten, den Blättern (vorwiegend bei Birnen) und auch auf der Rinde. Auch deshalb sollte der Baum ausreichend Laub behalten. Es wirkt als natürlicher Sonnenschutz.
9. Schutz vor Pilzerkrankungen

Der schwarzer Rindenbrand ist eine auch in Unterfranken immer häufiger auftretende Pilzerkrankung. Sie befällt vor allem Bäume, die von Hitze und Trockenheit bereits geschwächt sind. Bei hohen Temperaturen entwickelt sich der Pilz noch schneller. Hat die Baumrinde bereits Trockenrisse, kann der Pilz besonders gut in den Baum eindringen. Der Pilz erzeugt dunkle, eingesunkene Flecken auf der Rinde und führt dazu, dass das Kambium, also das Wachstumsgewebe des Baumes, abstirbt. In Fällen starken Befalls rät Josef Weimer bei Jungbäumen dazu, den betroffenen Baum zu entfernen und an seiner Stelle einen neuen zu pflanzen. Bei weniger stark befallenen Bäumen kann ein Anstrich der Rinde mit dem Mittel "Preicopakt" dem Baum helfen, sich zu regenerieren. Josef Weimer setzt das aus reinen Natursubstanzen bestehende Mittel bei seinen Bäumen auch prophylaktisch ein.