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Gerolzhofen: Schreinerei-Museum in Gerolzhofen eröffnet: Gerd Kirchner präsentiert seine einmalige Sammlung

Gerolzhofen

Schreinerei-Museum in Gerolzhofen eröffnet: Gerd Kirchner präsentiert seine einmalige Sammlung

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    Stolz ist Gerd Kirchner auf seine Sammlung alter Maschinen und Werkzeuge aus dem Schreinerhandwerk.
    Stolz ist Gerd Kirchner auf seine Sammlung alter Maschinen und Werkzeuge aus dem Schreinerhandwerk. Foto: Andreas Stöckinger

    Es ist eine wohl einmalige Sammlung, die Gerd Kirchner zusammengetragen hat an historischen Maschinen, Handwerkzeugen und Requisiten, die Schreiner, Büttner, Wagner, Drechsler und Zimmerer für ihr Handwerk nutzen oder genutzt haben. Hinzu kommen eine Unmenge an alten Fachbüchern und Fachzeitschriften, die ebenso einmalig sein dürfte. Mit ein wenig Stolz blickte der Gerolzhöfer dieser Tage bei sich auf sein Museum, das er in den Räumen seiner Firma zusammengestellt hat. "Das gibt es in Deutschland definitiv nicht noch einmal", meint er. Wohl auch nicht in Europa, doch so weit wollte er gar nicht gehen.

    Ein kostbarer Schatz sei das Ganze, zumal gut die Hälfte der über 100 alten Maschinen laut Kirchner nachweislich Unikate seien. "Das hat nicht einmal das Deutschen Museum in München", sagt der Unternehmer. Dieser Tage eröffnete der Firmenchef die Schau, anlässlich der Hausmesse seines Unternehmens für den Fachhandel für Holzbearbeitungsmaschinen, Elektrowerkzeuge und Zubehör.

    Beim Tag der offenen Tür in seinem Unternehmen in Gerolzhofen führte Gerd Kirchner einige Interessierte durch das Museum.
    Beim Tag der offenen Tür in seinem Unternehmen in Gerolzhofen führte Gerd Kirchner einige Interessierte durch das Museum. Foto: Andreas Stöckinger

    Direkt im Anschluss an den Laden mit den modernen Geräten und Werkzeugen sind die Räume, in denen die alten Schmuckstücke ihren Platz gefunden haben. Auf zwei Geschosse hat Kirchner die unzähligen großen und kleinen Exponate verteilt. Unten befinden sich hauptsächlich die eisernen Ungetüme, Beweise aus der Hoch-Zeit der deutschen Stahlindustrie. Hinzu gesellen sich Unmengen an Dokumenten, die der studierte Holztechniker in vielen Jahren nebenbei auch noch zusammengetragen hat.

    Sammlung umfasst Tausende Stücke

    Wer das Interesse dafür habe, der könne hier Stunden verbringen, ist der Gerolzhöfer sicher. Nicht nur jeder Schreiner, oder wer mit Holz zu tun hat, dürfte beim Besuch der Räume einiges entdecken. Schließlich sind es "über 100 Maschinen und Geräte, mehr als 2000 Requisiten und Werkzeuge, dazu 6000 Farbkopien und Bilder aus früheren Fachbüchern, und weitere 60.000 Seiten an Literatur aus alten Lehr- und Fachbüchern", überblickt Kirchner seinen Bestand.

    All das hat er in den vergangenen etwa 30 Jahren gesammelt. Alles begann mit drei alten Maschinen: einer Abricht-, einer Hobelmaschine und einer Tischkreissäge – alle aus Holz –, die ihm damals ein Schreiner bei der Auflösung seines Betriebs vermacht hat. "Sie standen bei uns dann als Hingucker im Eingangsbereich", sagt der Firmenchef.

    Unternehmer und Sammler Gerd Kirchner hat bei sich in Gerolzhofen ein Museum für alte Maschinen, Werkzeuge und Requisiten aus dem Schreiner-Handwerk eröffnet.
    Unternehmer und Sammler Gerd Kirchner hat bei sich in Gerolzhofen ein Museum für alte Maschinen, Werkzeuge und Requisiten aus dem Schreiner-Handwerk eröffnet. Foto: Andreas Stöckinger

    Mit der Zeit gesellten sich weitere hinzu, die aus Rücknahmen oder von Betriebsauflösungen stammten. Kirchner stellte sie zunächst bei sich in eine Halle. Wenige Jahre später bekam er von einem Händler-Kollegen aus Berlin, der seinen Betrieb liquidieren musste, weitere 15 Maschinen und über 100 Requisiten hinzu. "Er rief an und fragte, ob ich das nicht übernehmen wollte." Kirchner wollte, obwohl der Platz bei sich im Betrieb langsam knapp wurde.

    Beim besten Willen: Mehr geht nicht

    Doch damit war längst nicht Schluss. "Es sprach sich herum, es kamen Anfragen aus der Umgebung, aus Laub, Düllstadt, und von weiter weg, von Betrieben, die sich auflösten. Immer mehr wurden es", berichtet Kirchner. Das Problem war und ist der Platz bei sich. Nach wie vor melden sich immer noch Menschen bei ihm, doch mittlerweile könne er nichts mehr aufnehmen, beim besten Willen nicht.

    Das Annehmen war das eine, das Aufbauen und vor allem das Herrichten der Gegenstände das andere. Gerade das Restaurieren erforderte neben Fachkenntnis in manchen Fällen viel Geduld. "Teilweise waren Maschinen, die wir wieder hergerichtet haben, fast schon schrottreif, oder stark verrostet. Es war eine sehr zeitraubend Arbeit", erzählt Kirchner. Aktuell warten immer noch "so zehn bis 15 Maschinen", aufs Herrichten. Dazu brauche er neben der Zeit auch etwas Muße.

    Die Sammlung umfasst Tausende von Exponaten.
    Die Sammlung umfasst Tausende von Exponaten. Foto: Andreas Stöckinger

    Beim Rundgang durch sein Museum werden die einzelnen Stücke wieder richtig lebendig, wenn Kirchner bei einer Führung erklärt, wie diese Maschinen und Werkzeuge vor 50 oder 100 Jahren funktioniert haben und wie sie eingesetzt wurden. Man merkt: Da ist der Fachmann und Sammler richtig in seinem Element.

    Mit Großvaters Werkstatt hat alles begonnen

    Kirchners Interesse für das Werkeln und Tüfteln erwachte schon früh. "Ich war handwerklich vorbelastet durch meinen Großvater, ein Flüchtling aus Ostpreußen. Er hatte eine kleine Werkstatt bei uns im Keller", erinnert er sich. Die Kreissäge und die Abrichtmaschine des Großvaters hat er noch, sie gehören für Gerd Kirchner zu den besonderen Stücken in seinem nun eröffneten Museum.

    Daneben hat Kirchner einen Aufenthaltsraum eingerichtet, der gerne zu Privatfeiern, oder auch mal zum gemütlichen Ausklang mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern genutzt wird. Rund 30 Angestellte hat das Familienunternehmen, in dem mittlerweile die dritte Generation mitarbeitet.

    Jede Menge Fachliteratur aus früheren Tagen hat Gerd Kirchner zusammengetragen und gebunden. Auch sie stehen in seinem Museum.
    Jede Menge Fachliteratur aus früheren Tagen hat Gerd Kirchner zusammengetragen und gebunden. Auch sie stehen in seinem Museum. Foto: Andreas Stöckinger

    Dort, im oberen Stock, fühlt er sich besonders wohl. Abends, wenn es ruhig ist im Betrieb, sinniert er dort gerne mal. "Ab und zu hole ich mir einen Stuhl, setze mich einfach hin, schaue auf die untergehende Sonne und trinke dazu gemütlich ein Glas."

    Öffnungszeiten: Das Museum ist jeweils zu den Geschäftszeiten der Kirchner GmbH im Lohmühlenweg in Gerolzhofen von Montag bis Freitag zugänglich.

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