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Schweinfurt: Schwanfeld versinkt im Schlamm: So hat das Unwetter den Landkreis Schweinfurt getroffen

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Schwanfeld versinkt im Schlamm: So hat das Unwetter den Landkreis Schweinfurt getroffen

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    Gummistiefel waren am Freitagmorgen die wichtigsten Kleidungsstücke in Schwanfeld. Starke Regenfälle hatten in der Nacht Erde und Schlamm in die Ortsmitte geschwemmt. Besonders betroffen war der Adenauerplatz und dessen Umgebung.
    Gummistiefel waren am Freitagmorgen die wichtigsten Kleidungsstücke in Schwanfeld. Starke Regenfälle hatten in der Nacht Erde und Schlamm in die Ortsmitte geschwemmt. Besonders betroffen war der Adenauerplatz und dessen Umgebung. Foto: Marcel Dinkel

    So etwas habe sie hier in 50 Jahren noch nicht erlebt, sagt Wilfriede Reichert. Eigentlich wollte die Rentnerin gerade ihren Wochenendeinkauf im Edeka-Markt in Schwanfeld erledigen. Doch an diesem Freitagvormittag bleiben die Türen der Filiale verschlossen. "Wir müssen erst mal den Schlamm beseitigen", sagt Marktleiterin Marina Schliermann, während sie die nächste Lache Matsch aus dem Eingangsbereich ihrer Filiale wischt.

    Ein Unwetter hatte in der Nacht auf Freitag den südlichen Landkreis Schweinfurt heimgesucht. Besonders betroffen: die 2000 Einwohnergemeinde Schwanfeld. Begonnen habe dort alles um zirka 21.45 Uhr, sagt Christian Bauer, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr. Zu diesem Zeitpunkt standen bereits mehrere Keller im Ort unter Wasser. Das sei aber nicht das größte Problem gewesen.

    Schwanfeld für mehrere Stunden abgeriegelt

    Die starken Regenfälle schwemmten neben dem Wasser vor allem Erde und Schlamm in den Ort. "Dadurch wurde der Matsch in die Ortsmitte gespült und hat so die Kanäle verstopft", verdeutlicht der Einsatzleiter. So sehr, dass der Ort bis in die frühen Morgenstunden komplett abgeriegelt werden musste. Bis 4.45 Uhr seien die Einsatzkräfte unterwegs gewesen. "Schwanfeld war nicht mehr befahrbar. Es gab kein Durchkommen", so Bauer.

    Bemerkt hatte das auch Marktleiterin Marina Schliermann. Nach einem Anruf aus der benachbarten Bäckerei eilten drei ihrer Mitarbeiterinnen zur Filiale. "Als ich durch die Glasscheibe geschaut habe, habe ich gesehen, dass es bis zum Obst vor steht", erinnert sich eine von ihnen. "Es hat gegossen, es hat gewittert, es hat geschüttet, es war der helle Wahnsinn."

    Auch der Edeka-Markt in Schwanfeld ist voll Wasser gelaufen. Am Freitag war der Verkauf eingestellt und Marktleiterin Marina Schliermann und ihr 20-köpfiges Team damit beschäftigt, Schlamm aus dem Gebäude zu schaffen.
    Auch der Edeka-Markt in Schwanfeld ist voll Wasser gelaufen. Am Freitag war der Verkauf eingestellt und Marktleiterin Marina Schliermann und ihr 20-köpfiges Team damit beschäftigt, Schlamm aus dem Gebäude zu schaffen. Foto: Marcel Dinkel

    Währenddessen sammelte sich in allen Gängen der 700 Quadratmeter großen Filiale flächendeckend der Schlamm. Weil die allermeisten Waren in hohen Metallregalen lagern, hält sich der Schaden in Grenzen, sagt Schliermann. Doch bis die Filiale wieder öffnen kann, werde es nach Einschätzung der Marktleiterin wohl noch etwas dauern. "Es kommt darauf an, wie wir jetzt durchkommen, aber ich vermute fast, dass am Samstag noch geschlossen ist", so Schliermann.

    Gummistiefel waren am Freitagmorgen die wichtigsten Kleidungsstücke in Schwanfeld. Starke Regenfälle hatten in der Nacht Erde und Schlamm in die Ortsmitte geschwemmt. Besonders betroffen war der Adenauerplatz und dessen Umgebung.
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    Dorfgemeinschaft hilft sich gegenseitig 

    Einige hundert Meter weiter im Ortskern laufen währenddessen seit acht Uhr die Aufräumarbeiten mit Traktoren, Schaufeln und Hochdruckreinigern. Dort stand das Wasser kniehoch, sagt Christian Bauer. Rund 67 Feuerwehrleute aus sechs Feuerwehren waren in Schwanfeld und Umgebung im Einsatz. Dazu kamen freiwillige Helferinnen und Helfer. "Die Dorfgemeinschaft hat sehr gut zusammengehalten", freut sich der Feuerwehrkommandant.

    Das Unwetter in der Nacht auf Freitag hat Schwanfeld voll erwischt.  Peter Popp (vorne rechts) half zusammen mit anderen Freiwilligen und Anwohnenden beim Säubern des Ortes.
    Das Unwetter in der Nacht auf Freitag hat Schwanfeld voll erwischt.  Peter Popp (vorne rechts) half zusammen mit anderen Freiwilligen und Anwohnenden beim Säubern des Ortes. Foto: Josef Schäfer

    Einer der Freiwilligen ist Peter Popp, der zusammen mit seiner Frau und einigen anderen Helfenden am Adenauerplatz Schlamm beiseite schiebt. Dort waren die Straßen und Hofeinfahrten besonders von den Schlammmassen betroffen. "Unser kompletter Hof war voll", sagt Julina Fersch, die seit den frühen Morgenstunden mit Aufräumen beschäftigt ist. "Da uns die Gemeinde geholfen hat, sieht es jetzt wieder einigermaßen erträglich aus."

    Integrierte Leitstelle meldet 30 Einsätze im Landkreis Schweinfurt

    35 Mal hätten hiesige Feuerwehren im Zuge des Unwetters ausrücken müssen, bestätigt Klaus Wörner, Dienststellenleiter der Integrierten Leitstelle (ILS) Schweinfurt, auf Nachfrage dieser Redaktion. Fünf Einsätze betrafen den Landkreis Haßberge, 30 die Region Schweinfurt. Besonders der südwestliche Landkreis im Bereich der Gemeinden Werneck, Eßleben, Schwanfeld, Mühlhausen, Wipfeld und Teilheim sei betroffen gewesen, sagt Wörner. Hier seien zahlreiche Keller vollgelaufen und Straßen überschwemmt worden.

    Aufgrund des Unwetters waren zahlreiche Straßen mit Schlamm blockiert. Entlang der B19 und zwischen Eßleben und Mühlhausen mussten Feuerwehren die Fahrbahnen reinigen.
    Aufgrund des Unwetters waren zahlreiche Straßen mit Schlamm blockiert. Entlang der B19 und zwischen Eßleben und Mühlhausen mussten Feuerwehren die Fahrbahnen reinigen. Foto: Tim Mützel

    Besonders gefordert war auch die Feuerwehr Werneck. Elf Einsätze mussten die Einsatzkräfte im Laufe der Nacht und des Vormittags koordinieren. "Die erste Alarmierung kam um 22.32 Uhr bei uns an, die letzte heute Morgen, um 8.51 Uhr. Zeitweise waren alle Feuerwehren und Einsatzkräfte im Einsatz. Überlastet waren wir aber zum Glück nicht", sagt Tim Mützel, Pressesprecher der Feuerwehr Werneck. Vor allem vollgelaufene Keller und durch Schlamm blockierte Straßen im Bereich der B19 und zwischen Eßleben und Mühlhausen hätten die Einsatzkräfte auf Trab gehalten.

    Ein größerer Einsatz fand auch im Ortsgebiet von Eßleben statt. Dort war der Brummbach über das Ufer getreten und hatte angrenzende Grundstücke eines Wohngebiets überflutet. "Hier mussten Sandsäcke zum Schutz der Wohnhäuser gefüllt werden, während die Ortsteil-Feuerwehren mit ihren Tragkraftspritzen das Wasser aus den Bachläufen umgepumpt haben, damit diese nicht zu sehr übertreten", sagt Mützel. Um die Grundstücke möglichst schnell von den Wassermassen zu befreien, sei sogar eine Hochleistungspumpe aus Schweinfurt angeliefert worden.

    Auch wenn die Auswirkungen des Unwetters in einigen Gemeinden deutlich zu spüren waren, sei die Nacht verhältnismäßig glimpflich ausgegangen, meint Klaus Wörner von der ILS. "Verletzte und Rettungseinsätze gab es zum Glück keine", sagt er. Auch die Zahl der Einsätze habe sich in Grenzen gehalten. "30 Einsätze sind für uns überschaubar. Nichts, was man nicht bewältigen kann. Wir hatten schon Unwetter, da waren innerhalb von zwei Stunden 250 Einsätze zu bewältigen", sagt er.

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