Schwein muss man haben, heißt es landläufig gern, und damit ist nicht gemeint, dass der Mensch nur vollkommen wäre, wenn er ein Borstenvieh besitzt. Dann wären die Inhaber niedersächsischer Schweinemastbetriebe die Vollkommensten unter der Sonne, weil sie vieltausendfach Schwein haben, sozusagen im Überfluss. Das haben sie gewiss, im gleichen Maße aber auch Gülle, und die stinkt nicht nur derart zum Himmel, dass sie noch in Brüssel zu riechen ist, sie versaut auch das Grundwasser mit Nitrat. Insofern ist das mit dem „Schwein haben“ eine zweischneidige Sache, es kommt hierbei, wie bei vielem im Leben, sehr auf die Dosis an.
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Wer wäre, und jetzt kommen wir mal zur Sache, prädestinierter fürs wohldosierte „Schwein haben“, das ganz einfach „Glück haben“ bedeutet, als Schweinfurt? Glück hat die Stadt, wie es ausschaut, dieses Wochenende auf jeden Fall mit dem Wetter, und das ist gut so, findet in ihren Mauern und Turnhallen, auf ihren Plätzen und im Stadion doch gerade das Landesturnfestes statt – mit tausenden Turnern, Helfern und Zuschauern. Und weil alles und jedes heutzutage ein Maskottchen braucht, hat auch das Landesturnfest in Schweinfurt eines, und das heißt – man kommt von alleine nie drauf – „Schweini“. „Schweini“ sieht irgendwie naja aus und hat was Braunes auf dem Kopf, ähnlich einem Kuhfladen, das aber eine Kopfbedeckung sein soll.
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Egal. Schweinfurt hat jedenfalls mal wieder Schwein, auch im wörtlichen Sinne, und das selbstverständlich nicht zum ersten Mal. Schon vor 13 Jahren wurden 85 mindestens lebensgroße Schweinefiguren gefertigt, bemalt und in der Stadt aufgestellt. Und als im Jahre 2016 die Stadt von Baustellen regelrecht überzogen war und seitens der Verkehrsteilnehmer darüber größerer Unmut befürchtet wurde, hielt das Stadtmarketing erfolgreich mit einem „Baustellenschwein“ dagegen. Es hatte – ausgerüstet mit Blaumann, Bauhelm, Warnweste Schaufel und Baustellenlampe – gute Laune zu verbreiten und stand wochenlang in der Spitalstraße in einem Geschäftseingang herum.
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Seither ist das „Schippi-Schörschle“, so hieß das sympathische Baustellenschwein, spurlos verschwunden. Vielleicht ist es in einem Bauhof-Depot untergekommen und bekommt nach dem Landesturnfest Gesellschaft vom arbeitslosen Kollegen „Schweini“, der dann seine Schuldigkeit getan hat und gehen kann. Beide haben übrigens insofern Schwein, als sie nie – wie ihre echten Kollegen – in einer „Original Schweinfurter Schlachtschüssel“ landen und mit Sauerkraut und Brot und Salz und Pfeffer verspeist werden können.
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Junge Leute, von „Fridays for Future“ etwa, haben Schweinfurt ins Englische übersetzt, allerdings recht frei, in „Bacon City“. Klingt cool! Wenn man's in „Speck-Stadt“ zurückübersetzt, nicht mehr. Dieses Wochenende jedenfalls richtet Speck-Stadt, äh Bacon City, das Landesturnfest aus, und wo Tausende Landeskinder auf einem Haufen versammelt sind, darf der Landesvater nicht fehlen. Also weilte auch der Herr Ministerpräsident Söder in Bacon City und um ihn herum die üblichen lokalen CSU-Größen Eck, Weisgerber etc., um aufs Foto zu kommen. Das schaffte auch einer aus der dritten Reihe: Werner Christoffel von „Schweinfurt erleben“, beziehungsweise „Bacon City Live“.