Über 2500 Mitglieder hat die geschlossene Gruppe SWADS auf Facebook inzwischen – und große Pläne. Für den 10. April will sie wieder zu einem Protest gegen die Corona-Maßnahmen aufrufen. Laut Stadt Schweinfurt ist der Antrag bereits gestellt, die Demonstration angemeldet. Der erste Aufruf des Bündnisses Schweinfurt auf die Straßen jedenfalls hatte überrascht: Über 1300 Menschen brachte das Bündnis am 27. März in Schweinfurt auf die Straßen. Die Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung blieb friedlich, bestätigte die Polizei. Dennoch gibt es einiges, das nicht so recht zu dem passen will, was das Bündnis im Vorfeld verlauten ließ.
Wofür das Bündnis nach eigener Aussage steht
Genauer gesagt der Mann, der laut eigener Aussage hinter all dem stecken soll: ein 40-Jähriger aus Niederwerrn, der über Facebook Mitstreiter suchte, um gegen das Pandemiemanagement der Bundesregierung zu protestieren. Man setze sich ein "für den Schutz vulnerabler Gruppen, einer Task-Force zur Ermittlung der Infektionstreiber, einer personellen und technischen Aufrüstung der Gesundheitsämter zur besseren Kontaktnachverfolgung, die Öffnung von Schulen, Kindergärten, Geschäften, Sport-, Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie eine schnelle Impfstoffbeschaffung", hatte der 40-Jährige gegenüber dieser Redaktion erklärt.
Sein Name ist der Redaktion bekannt. Er habe schon Anfeindungen bekommen, hatte der 40-Jährige erklärt. Er wolle auch nicht, dass seine Kinder mit hineingezogen würden. Die Redaktion verzichtete deshalb im Bericht über das Bündnis im Vorfeld der Demo auf eine Namensnennung.
Was hinter den Kulissen erkennbar ist
Der Hang zur Anonymität scheint bei dem Bündnis stark zu sein. Auch ein Schreiben der "Pressestelle SWADS" an die Chefredaktion vom 30. März hat keinen Unterzeichner, keinen Ansprechpartner. Auch auf Nachfrage bleibt dieser offen. Anonym kritisiert die Pressestelle die Berichterstattung über die Demo, bezeichnet sich als gemeinnützige Organisation und erklärt: "Wir möchten uns ganz klar von allen rechts- oder linkspolitisch Orientierten distanzieren."
Allerdings, wer hinter die Kulissen der geschlossenen Facebook-Gruppe blickt, findet unter den Administratoren, die fleißig Beiträge posten, auch eine Lokalpolitikerin der AfD. Und: Die Aktion, bei der das Bündnis am 26. März Kinderschuhe vor dem Rückertdenkmal auf dem Marktplatz aufgestellt hatte, ist genau jene, zu der "Eltern stehen auf" bundesweit aufgerufen hatte.
Von dieser Initiative, die in der breiten Öffentlichkeit längst in die Nähe der Querdenker gerückt wird, hatte sich der Vertreter des Bündnisses vorab distanziert. Beim Demonstrationszug selbst allerdings tauchte manches auf, das an die großen Demos von "Eltern stehen auf" in den vergangenen Monate erinnerte. Plakate mit Sprüchen wie "Söder verhaften" beispielsweise.
Wie passt das zusammen? Auf Nachfrage der Redaktion relativiert der Organisator. Man habe kein Problem, wenn diese Gruppen mitlaufen würde, habe mitunter die selben Ziele. Eine Zusammenarbeit sei jedoch nicht angedacht.
Was an der Kritik des Bündnisses dran ist
Der Bericht dieser Redaktion über die Demo am vergangenen Samstag wird in dem Schreiben von SWADS an die Chefredaktion noch in vergleichsweise harmlosen Worten kritisiert. Wesentlich drastischer sind die Kommentare in der geschlossenen Facebook-Gruppe. Nicht nur einmal fällt der Begriff Lügenpresse.
Behauptet wird, der Verfasser habe von "Rechten Fahnen" gesprochen, die geschwungen worden seien. Das ist falsch. Berichtet wurde, man habe Menschen gesehen, die auf ihrem Mund-Nasen-Schutz eine Reichsflagge oder das Logo der Neonazi-Kleinstpartei "Der dritte Weg" trugen. Dem widerspricht der Organisator aus Niederwerrn gegenüber der Redaktion. Man habe Videomaterial gesichtet und nichts entsprechendes gefunden.
Dies sei kein Beweis, dass die Aussage des Reporters nicht stimme, meint auch der stellvertretende Leiter der Polizei Schweinfurt, Matthias Wehner: Dass man nichts gesehen habe, heiße noch nicht, "dass es das nicht gegeben hat". In einer solchen Masse von Menschen falle das weder den Organisatoren, noch der Polizei unbedingt auf. Inzwischen liegt der Redaktion entsprechendes Bildmaterial vor.
SWADS zum Angriff auf Reporter
Unklar ist auch die Haltung des Bündnisses zu dem Angriff auf den Reporter dieser Redaktion aus den Reihen der Demonstranten. Davon wisse man nichts, heißt es in dem Schreiben von SWADS. Der Versammlungsleiter allerdings hatte auf Nachfrage der Redaktion bestätigt, er habe davon gehört, aber selbst nichts gesehen.
"Kopf an Kopf" sei der Angreifer ihm gegenübergestanden, berichtet unser Reporter. Eine Drohgebärde, aus der mehr hätte werden können, so sein Gefühl. Ein Polizist war zwar sofort dazwischen gegangen. Ohne Anzeige allerdings wird so ein Vorfall in den Polizeiakten auch nicht dokumentiert. "Das heißt aber nicht, dass dies nicht passiert ist", betont Polizeichef Wehner. Es gehöre bei solchen Veranstaltungen ja auch zu den Aufgaben der Beamten, deeskalierend einzugreifen, damit es gar nicht erst zu einer Straftat kommen kann.